Das Glück trägt Cowboystiefel: Eine wahre Liebesgeschichte (German Edition)
als Vegetarierin, ich war ja erst vor kurzer Zeit zu den Fleischfressern übergelaufen. Für meinen Cowboy hätte ich alles getan, für ihn hatte ich sogar mein Gelöbnis gebrochen, kein Fleisch mehr zu essen, nachdem ich mich jahrelang daran gehalten hatte. Das würde J mehr als deutlich machen, was los war.
»Mein Gott«, sagte J. Nun klang er nicht mehr bitter, sondern angeekelt. »Was ist nur aus dir geworden?« Dann legte er einfach auf.
Mein Plan hatte offenbar funktioniert.
Jetzt musste er sich endgültig mit der Wahrheit abfinden, dass es mit uns vorbei war. Wir waren ein Stück gemeinsam gegangen und am Ende des Wegs angelangt. Wir hatten einfach nicht mehr genug füreinander übrig – nicht genug Respekt, Bewunderung, Wertschätzung –, als dass es für die Langstrecke gereicht hätte.
Als Nächstes wurde es Zeit, mit meiner Familie zu sprechen. Sie wunderten sich schon, was los war. Zuerst ging ich zu meiner Mutter.
»Kann sein, dass ich irgendwann noch umziehe«, sagte ich mit breitem, ländlichem Akzent. »Aber jetzt erst mal nicht.«
»Sprich nicht so komisch«, sagte meine Mutter leicht besorgt.
»Das hab ich extra gemacht, Mom«, erwiderte ich.
»Ah, verstehe«, sagte sie und wischte sich den Schweiß von den frisch gezupften Augenbrauen. Dann lächelte sie und sagte: »Weißt du, ich mag seine gestärkten Hemden.«
»O ja«, sagte ich und schloss verträumt die Augen. »Ich weiß, was du meinst.«
Als Nächster war mein Vater dran.
»Dad, ich habe beschlossen, erst mal nicht nach Chicago zu gehen«, sagte ich. »Sieht so aus, als hätte ich mich in diesen Cowboy verliebt, von dem ich dir erzählt habe.«
»Ach, wirklich?«, fragte er.
»Ja, wirklich«, sagte ich.
Er überlegte einen Moment, dann fragte er: »Weiß J schon Bescheid?«
Ich verbrachte die nächsten vierzehn Stunden damit, ihm alles zu erzählen.
Dann berichtete ich meiner allerbesten Freundin von meinem Entschluss: meiner Schwester.
»Tja, ich gehe jetzt also erst mal nicht weg«, teilte ich Betsy am Telefon mit, nachdem ich sie aus dem Tiefschlaf gerissen hatte – typisch College-Studentin.
»Wohin?«
»Nach Chicago.«
»Was?« , kreischte sie. Jetzt war sie wach. Und wie!
»Ja, ich … ich bin total verliebt«, sagte ich und kicherte albern. »Ich bin total verliebt in den Marlboro Man.«
»O Gott!«, sagte sie. »Heißt das, du heiratest ihn, ziehst in die Pampa und kriegst ganz viele Kinder?«
»Nein!« , rief ich. »Ich ziehe nicht in die Pampa . Aber vielleicht kriege ich Kinder von ihm.« Wieder musste ich kichern.
»Was ist mit Chicago?«, fragte Betsy.
»Tja … hm …« Ich suchte nach einer Erklärung. »Du müsstest ihn mal in seiner Wrangler sehen …«
Betsy schwieg. Dann sagte sie: »Okay, danke für dieses tolle Gespräch. Ich muss jetzt weiterschlafen – heute Mittag habe ich Vorlesung, und ich bin so kaputt …«
»Und du müsstest ihn in seinen Cowboystiefeln sehen«, fuhr ich fort.
»Also dann …«
»In Ordnung, mach dir keine Sorgen um mich«, sagte ich. »Falls du mich brauchst – ich bin hier und knutsche vierundzwanzig Stunden am Tag mit meinem Cowboy herum.«
»Na klar …«, sagte Betsy und gab sich Mühe, nicht zu lachen.
»Tja dann … lern schön!«, sagte ich zu ihr.
»Logisch«, erwiderte sie.
»Und nicht durch die Betten hüpfen«, mahnte ich.
»Ja ja«, antwortete Betsy. Das kannte sie schon.
»Und auch kein Crack rauchen, okay?«, fügte ich hinzu.
»Ja ja«, erwiderte sie gähnend.
»Und nicht schwänzen!«, warnte ich.
»Du meinst, so wie du früher?«, gab Betsy zurück.
»Ach ja, und: Kein Sex vor der Ehe!«, fuhr ich fort.
Klick – aufgelegt.
Als Nächstes war es Zeit, meinen Bruder Mike einzuweihen.
»Hey, Mike!«, sagte ich. »Weißt du was?«
»W-w-was denn?«, fragte er.
»Ich bleibe hier! Ich ziehe nicht weg!«, sagte ich. »Freust du dich?«
Mike überlegte eine Weile, dann fragte er: »K-k-kannst du mich jetzt zur Feuerwache fahren?«
Als Letzter erfuhr mein ältester Bruder die Neuigkeit. Er lebte in Chicago und hatte sich darauf gefreut, bald eine Schwester in der Nähe zu haben.
»Bist du völlig verrückt geworden?«, fragte er. Er hatte nie mit seiner Meinung hinterm Berg gehalten.
»Ja«, räumte ich ein und hoffte, ihm so den Wind aus den Segeln zu nehmen. »Ich glaube, das bin ich.«
»Aber was zum Teufel willst du da machen, zu Hause ? Die Gegend ist so rückständig, da verkümmerst du doch völlig, da gehst
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