Das Glück trägt Cowboystiefel: Eine wahre Liebesgeschichte (German Edition)
die Lust. Ich konnte nichts anderes tun, als mir das Hirn zu zermartern, ob es irgendeine Erklärung für die Frau gab, die kurz zuvor bei Marlboro Man ans Telefon gegangen war, doch ich fand keine. Obwohl es einfach eine geben musste . Die mir jedoch nicht einfallen wollte. Selbst wenn ich die ganze Nacht grübelte, würde ich keine Antwort finden.
Ich stand auf und ging zur Treppe. »Ich bring dich später zur Mall, Mike«, rief ich hinauf. »Du musst noch ein bisschen warten, ja?«
Er antwortete nicht.
Ich wollte ins Schlafzimmer meiner Eltern gehen und wieder unter die Bettdecke kriechen, die Welt um mich herum vergessen und hoffentlich schnell wieder einschlafen, damit ich diesen Abend vergaß, obwohl ich nach meinem neunstündigen Schlaf jetzt wohl kaum einnicken würde. Ich fühlte mich sonderbar, stand buchstäblich neben mir, wie im Nebel. Als ich an der Haustür vorbeiging, klopfte es. Ich erschrak. Wahrscheinlich einer von Mikes Kumpeln , dachte ich. Umso besser! Dann würde ich ihn nirgends hinfahren müssen.
Als ich die Tür aufmachte, stand er vor mir: Marlboro Man in Jeans, Cowboystiefeln und einem frischen weißen Hemd. Und mit einem süßen, herzerwärmenden Lächeln.
Was willst du denn hier? , dachte ich. Du müsstest doch eigentlich unter der Dusche stehen. Du müsstest doch eigentlich beim Sexhäschen sein.
»Hi«, sagte er und verlor keine Zeit. Er trat ein und nahm mich in die Arme. Ich konnte nicht anders, als seine Umarmung zu erwidern; meine Lippen suchten seine. Er fühlte sich weich an, warm, sicher … unser erster Kuss ging in den dritten über, in den sechsten, siebten. Es war derselbe Kuss wie am Abend zuvor, kurz bevor er von dem Brand erfahren hatte. Ich behielt die Augen fest geschlossen und genoss jede Sekunde, versuchte, die Gegenwart in Einklang zu bringen mit dem Horrorfilm, den ich mir gerade ausgemalt hatte. Ich hatte keine Ahnung, was los war. In dem Moment war es mir aber auch egal.
»Haha! Das erzähl ich!«, ärgerte Mike uns von oben, kam heruntergelaufen und warf sich ungestüm auf meinen Freund.
»Hi, Mike«, sagte mein Verlobter und klopfte ihm höflich auf den Rücken.
»Mike«, sagte ich lächelnd und klimperte mit den Augen. »Entschuldigst du uns bitte für ein paar Minuten?«
Mike gehorchte kichernd und ging in die Küche.
Marlboro Man hob mich hoch, bis meine Augen auf einer Höhe mit seinen waren. Grinsend sagte er: »Ich hab heute Nachmittag versucht, dich anzurufen.«
»Ach, ja?«, fragte ich. Ich hatte das Klingeln nicht gehört. »Ich … ähm … ich hab gerade ein Nickerchen gemacht, so um die neun Stunden lang.«
Mein Verlobter schmunzelte. Ach, er war so süß! Ich hatte ihn bitter nötig an diesem Abend.
Er stellte mich wieder auf dem Boden ab. »Und …«, begann er mich zu necken, »bist du immer noch sauer?«
»Nee«, erwiderte ich lächelnd. Wer ist denn nun diese Frau bei dir zu Hause? Und was hast du den ganzen Tag so getrieben? »Hast du ein bisschen Schlaf bekommen?« Wer ist diese Frau in deinem Haus?
»Na ja«, fing er an. »Heute Morgen musste ich Tim helfen, dann hab ich mich ungefähr vier Stunden auf die Couch gehauen … tat ganz schön gut.«
Wer ist diese Frau? Wie heißt sie? Welche Körbchengröße hat sie?
»Normalerweise hätte ich den ganzen Tag geschlafen, aber auf einmal tauchte Katie mit ihrer Familie auf«, fuhr er fort. »Ich hatte vergessen, dass sie heute bei mir übernachten wollen.«
Katie. Seine Cousine. Die mit den beiden kleinen Mädchen, die wahrscheinlich gerade eingeschlafen waren, als ich am Vormittag angerufen hatte.
»Ach … ja?«, fragte ich und entspannte mich mit einem langen, lautlosen Seufzer.
»Ja … aber im Moment ist es zu Hause ein bisschen eng«, sagte er. »Deshalb dachte ich, ich komme her und lade dich ins Kino ein.«
»Hört sich super an«, sagte ich grinsend und strich ihm über den Rücken. Und gleichzeitig löste sich die gutgebaute, gebräunte Fremde in Wohlgefallen auf.
Mike kam aus der Küche gestürzt, wo er jedem Wort gelauscht hatte.
»Hey, wenn ihr ins Kino geht, dann könnt ihr mich doch vorher zur Mall bringen, oder?«, rief er.
»Klar, Mike«, sagte Marlboro Man. »Wir fahren dich zur Mall. Kostet dich aber zehn Kröten.«
Und als wir drei nach draußen zu seinem Pick-up gingen, musste ich mir auf die Lippe beißen, um nicht die einzigen sechs Wörter in meiner Muttersprache laut herauszuschreien, aus denen mein Vokabular in diesem Augenblick
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