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Das Glück trägt Cowboystiefel: Eine wahre Liebesgeschichte (German Edition)

Das Glück trägt Cowboystiefel: Eine wahre Liebesgeschichte (German Edition)

Titel: Das Glück trägt Cowboystiefel: Eine wahre Liebesgeschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ree Drummond
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golfende Frühaufsteher sah – Rentner, die ihre Socken die Waden hochgezogen hatten –, überquerte ich den sechsten Fairway, um meinen Spaziergang auf dem Rough fortzusetzen, ein passendes Symbol für die Lage der Dinge an jenem Tag.
    Ein Vorstehhund, eingesperrt in einen Drahtverschlag, bellte mich im Vorbeigehen an. »Halt die Schnauze!«, fuhr ich ihn an, als könnte er mich hören und würde sich etwas daraus machen. Ich war genervt; die Angelegenheit war mir gehörig nahgegangen. Ich sah mich nach einem Vogel oder Eichhörnchen um, das mich vielleicht ärgern wollte; mit einem einzigen kühlen Blick hätte ich es schachmatt gesetzt. Ich war jetzt seit vierundzwanzig Stunden wach, abgesehen von dem Nickerchen mit dem Gesicht an der Fensterscheibe von Marlboro Mans Pick-up, während er in den frühen Morgenstunden das lodernde Feuer bekämpft hatte. Und wir hatten die erste Auseinandersetzung in unserer jungen Liebe. Es war jedoch kein stundenlanger Riesenkrach gewesen; und irgendwie wäre mir das sogar lieber gewesen. Dann hätte ich den Finger darauf legen, das Problem identifizieren und mir Gedanken um das machen können, was geschehen war.
    Stattdessen hatte ich nur das kühle Beben seiner Stimme im Ohr. Mein wunderbarer Geliebter hatte »Bis dann« gesagt, als er davonging. Ich wusste nicht mal mehr, was davor passiert war; es war mir auch völlig egal. Ich wusste nur, dass ich müde und kaputt war und mich wie Falschgeld fühlte.
    Und das einzige Wesen, mit dem ich sprechen konnte, war ein namenloser Vorstehhund auf dem Golfplatz.
    Inzwischen war ich am dritten Grün angekommen, in der Nähe des Hauses eines pensionierten Arztes. Er saß auf einer Holzbank in seinem wunderbar gepflegten Garten, den Arm um eine gutaussehende ältere Frau gelegt. Sie war nicht die Frau, mit der er fünfzig Jahre lang verheiratet gewesen war, denn die war plötzlich und unerwartet vor zwei Jahren verstorben. Der Ehemann der Frau, die dort saß, war ebenfalls in dieser Stadt als Arzt tätig gewesen und kurz zuvor an einem Herzinfarkt gestorben. In ihrer Trauer und Einsamkeit hatten sich die beiden gefunden und vor ein paar Monaten schließlich geheiratet.
    »Guten Morgen!« Im Vorbeigehen winkte ich ihnen zu und brachte ein schwaches Lächeln zustande.
    Die beiden winkten lächelnd zurück, dann nahmen sie wieder ihre ursprüngliche Position ein: sein Arm um ihre Schultern, ihre Hand auf der Innenseite seines Oberschenkels. Ich mochte den Anblick älterer Pärchen, die einander ihre körperliche Zuneigung zeigten. Es ließ die intime Natur ihrer Beziehung erahnen. Als wahnsinnig verliebte Frau sehnte ich mich in dem Moment nur noch mehr nach Marlboro Man.
    Ich gehörte nicht zu den Menschen, die nach einem Streit anriefen. Die dem anderen hinterherliefen. Um Verzeihung baten. Dafür war ich zu sehr wie meine Mutter. Mein Motto war: Mir geht’s gut … ich bin stark … ich brauche dich nicht , ich meldete mich nicht mit einem zerknirschten Anruf. Doch an jenem Vormittag schlug ich unerklärlicherweise einen Bogen um eine gewaltige Ulme und rannte zum Haus meiner Eltern zurück. Ich musste mit Marlboro Man sprechen – diese unnachgiebige Haltung war einfach nichts mehr für mich.
    Als ich durch den feuchten Morgen lief, dachte ich an den alten Arzt und seine zweite Frau, die dort auf der Holzbank saßen. Sie hatten glücklich gewirkt – zufrieden trotz des Kummers, den der Verlust ihrer Gefährten ihnen bereitet hatte. Sie hatten sich zusammengerauft und das Glück gefunden. Nicht durch Golfspielen, Bridge, Einkaufen oder Freunde, sondern durch den neuen Partner.
    Es war dasselbe Glück, das ich bei Marlboro Man gefunden hatte. Und das würde ich mir nicht von meinem Stolz kaputtmachen lassen. Ich lief noch schneller und erreichte endlich den Garten meiner Eltern.
    Ich betrat das stille Haus. Meine Eltern waren am Wochenende zusammen weggefahren, einer von mehreren letzten Versuchen, ihre angeschlagene Ehe zu retten. Meine Augen waren müde und geschwollen, doch der Spaziergang hatte mich in Schwung gebracht. Und obwohl ich wusste, dass mein Freund wahrscheinlich die Erschöpfung der letzten Nacht ausschlief, konnte ich nicht anders, als mich bei ihm zu melden. Egal ob er träumte oder wach war, ich wollte keine weitere Minute verstreichen lassen, ohne Kontakt zu ihm aufzunehmen. Ich wollte ihm mitteilen, dass ich aus derselben Erschöpfung heraus an diesem Morgen ausgerastet war – Erschöpfung, gemischt mit

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