Das Glück trägt Cowboystiefel: Eine wahre Liebesgeschichte (German Edition)
verlieren.
Am nächsten Abend holte mein Zukünftiger mich ab, genau einen Monat vor unserer Hochzeit. Dass wir den Abend zuvor getrennt verbringen mussten, hatte unsere Sehnsucht noch vergrößert, und zur Begrüßung nahmen wir uns fest in die Arme. Die Art und Weise, wie er mich umschlang, mich mit all seiner Kraft in die Luft hob, wärmte meine Seele. Als vermeintlich starke, unabhängige Frau staunte ich immer darüber, wie wunderbar ich es fand, fast wortwörtlich aus den Schuhen gehauen zu werden.
Wir fuhren geradeaus in den Sonnenuntergang und erreichten seine Ranch, als der Himmel gerade von Lachsrot in Blutrot überging. Es verschlug mir die Sprache. Noch nie hatte ich etwas so Schönes und Leuchtendes gesehen. Der Pick-up glühte innen, das Präriegras wogte im Abendwind. Auf dem Land war einfach alles anders. Die Erde war nicht nur ein Ort, wo ich lebte – sie war selbst lebendig. Sie hatte einen Herzschlag. Der Anblick der Landschaft raubte mir den Atem – die Weite der flachen Wiesen, der endlose Blick auf den Himmel. Es war eine spirituelle Erfahrung.
Ich sah mich um und merkte, dass wir auf einer anderen Straße waren als der, die Marlboro Man normalerweise nahm. »Ich muss dir jetzt das Hochzeitsgeschenk geben«, sagte er, noch ehe ich fragen konnte, wohin es ging. »Ich kann keinen Monat mehr warten.«
Schmetterlinge flatterten in meinem Bauch. »Aber …«, brachte ich heraus. »Ich habe aber noch keins für dich.«
Marlboro Man nahm meine Hand in seine, aber schaute weiter geradeaus auf die Straße. »Doch, hast du«, sagte er, führte meine Hand an seine Lippen und ließ mich in seinem Ford dahinschmelzen wie Butter.
Die Straße beschrieb einige Kurven, und ich versuchte auszumachen, ob ich hier schon einmal gewesen war. Mein Orientierungsvermögen war lausig; alles sah gleich aus. Als die Sonne schließlich hinter dem Horizont verschwand, erreichten wir eine alte Scheune. Marlboro Man fuhr darauf zu und hielt an.
Verwirrt sah ich mich um. Er hat mir eine Scheune gekauft? »Was … was machen wir hier?«, fragte ich.
Er antwortete nicht. Stattdessen stellte er den Motor aus, drehte sich zu mir um und grinste.
»Was ist es denn?«, fragte ich ungeduldig, als wir ausstiegen und auf die Scheune zugingen.
»Wirst du gleich sehen«, erwiderte er. Er hatte offensichtlich ein Ass im Ärmel.
Ich wurde nervös. Ich hatte noch nie gerne Geschenke in Anwesenheit des Menschen geöffnet, von dem sie kamen. Dabei fühlte ich mich unwohl. Es kam mir vor, als würde ich in einem dunklen Raum sitzen und ein großer Strahler sei auf mein Gesicht gerichtet. Ich wand mich vor Unbehagen. Am liebsten wäre ich weggelaufen. Hätte mich in seinem Pick-up versteckt. Oder auf der Wiese. Wäre für ein paar Wochen untergetaucht. Ich wollte kein Hochzeitsgeschenk. In der Hinsicht war ich sonderbar.
»Aber … aber …«, sagte ich, um aus der Nummer herauszukommen. »Aber ich habe noch kein Geschenk für dich.« Als ob er sich an diesem Punkt noch hätte aufhalten lassen!
»Da mach dir mal keine Sorgen«, erwiderte er und legte mir den Arm um die Taille. Er roch so gut, ich atmete ihn tief ein. »Außerdem können wir uns dies hier teilen.«
Das ist ja seltsam , dachte ich. Die flüchtigen Ideen, dass er mir ein glitzerndes Armband, eine funkelnde Kette oder anderen Schmuck schenken könnte, wirkten nun reichlich abwegig. Wie sollten wir uns ein Diamantarmband teilen? Vielleicht hat er ein Set aus zwei Halsketten gekauft, die jeweils ein halbes Herz als Anhänger haben , dachte ich. Dann würde er die eine und ich die andere Hälfte tragen. Genau vorstellen konnte ich mir das nicht, aber Marlboro Man war schon immer für eine Überraschung gut gewesen.
Allerdings gingen wir gerade in eine Scheune.
Vielleicht war es ein Möbelstück für das Haus, an dem wir arbeiteten – ein Zweiersessel vielleicht? Ach, das wäre wirklich das süßeste Hochzeitsgeschenk! Ein Zweiersessel! Er ist bestimmt mit Kuhfell bezogen , dachte ich, oder mit einem alten Westernbrokatstoff . Diese Stoffe in den John-Wayne-Filmen fand ich schon immer toll. Vielleicht sind die Füße sogar aus Horn! Es musste ein Möbelstück sein. Vielleicht ein neues Bett. Ein Bett, in dem der ganze Zauber der Welt sich ereignen würde, wo unsere Kinder gezeugt würden – egal ob eins oder sechs –, wo die Prärie durch eine Explosion von Lust und Leidenschaft entzündet würde …
Oder es ist ein Welpe.
Ja, genau! Das muss es sein ,
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