Das Glück trägt Cowboystiefel: Eine wahre Liebesgeschichte (German Edition)
Mädchen gesucht … dieser Frau … bei dieser vor Lust nur so triefenden Stimme am anderen Ende der Leitung. Den ganzen Tag hatten die beiden gemeinsam verbracht, er hatte sich in ihrer Gegenwart ausgeruht und ihre Gesellschaft genossen, sie hatte seine Wunden versorgt und seine Seele mit dem Balsam der Liebe gepflegt. Er hatte ihr von dem Feuer erzählt, das er bekämpft hatte, sie hatte Mitleid mit ihm gehabt, ihm die Schultern massiert, dann seinen Rücken. Und sie hatte jeden Zentimeter seines Körpers geküsst, damit es ihm wieder besserging.
AAAAARGH ! Ich schlug die Hände vors Gesicht, konnte diese Phantasien einfach nicht stoppen.
Jetzt gerade ist er unter die Dusche gegangen, hat die Badezimmertür hinter sich geschlossen. Das Telefon klingelt. Die Mieze springt auf, hüllt sich in ein frisches Laken – die schwere weiße Baumwolle hebt sich von ihrer schimmernden braunen Haut ab – und läuft den Gang hinunter zum Apparat. Sie hat keine Sommersprossen. Ihr zerzaustes Haar fällt ihr ins Gesicht und kitzelt sie an den Wangen, als sie zum Hörer greift. Sie geht davon aus, dass ich es bin – er hat sie gewarnt, ich könnte mich melden –, deshalb spricht sie nur leise, denn sie weiß, dass Marlboro Man nicht will, dass sie mit mir spricht. Aber sie kann nicht anders – sie will ihr Revier markieren, will mir auf ihre Weise mitteilen: Ich bin da. Sie war da. Und ich war da. Und Marlboro Man war da. In der Dusche. Nackt. Und sie war bereit, ihm die ganze Nacht den Rücken zu massieren.
AAAAARGH ! Ich zog die Beine an, rollte mich in dem gemütlichen Sessel zusammen und verfluchte jeden Spielfilm mit gebräunten, zierlichen, gutbestückten Frauen, den ich je gesehen hatte.
Ich atmete tief durch und versuchte, die wachsende Erregung zu unterdrücken. Mir war übel. Dies war ein Gefühl, auf das ich nicht im Entferntesten vorbereitet war – nicht an diesem Abend, nicht in der Vergangenheit, nicht in der Zukunft. In den vergangenen Monaten hatten wir jeden einzelnen Abend miteinander verbracht – wie hatte es jetzt so weit kommen können? Und wann war es passiert? Von allen Dingen, die ich erwartet hätte, war das Szenario, dass Marlboro Man in den Armen einer fremden Frau Trost suchte, so weit unten auf der Liste, dass es mir nicht mal in den Sinn gekommen war. Es widersprach allem, was ich über ihn erfahren hatte. Er war viel zu offen, dachte ich, um mit einer anderen Frau rumzumachen, egal wie zierlich und gebräunt sie war. Er konnte doch unmöglich die ganze Zeit so doppelzüngig gewesen sein, oder?
Andererseits: So was passierte ständig und überall. Vielleicht gehörte ich zu den Frauen, die von nichts etwas ahnten, bis ihnen die Wahrheit um die Ohren geschlagen wurde. Aber … das konnte doch nicht sein! Oder doch? Mein Daumennagel war mittlerweile völlig abgenagt. Meine Pupillen waren erweitert und starr. Mein rosa Top bebte, so heftig klopfte mein Herz.
In dem Moment ging die Eingangstür auf.
»Ha-ha-hallo?«, rief eine dröhnende Stimme. Super. Das war Mike.
Ich holte tief Luft. »Hi, Mike«, brachte ich hervor, den Kopf in den Händen. Mein Hirn raste.
»Hey!« Mike kam herein. Ich wappnete mich. Ich war nicht in der Stimmung für meinen anstrengenden Bruder. Ich war für nichts und niemanden in der richtigen Stimmung. Ich wollte einfach nur dasitzen und grübeln. Vor erst sieben Minuten war dieses Betthäschen in mein Leben gehoppelt, damit musste ich erst mal klarkommen.
»Ja, Mike?«, antwortete ich genervt.
Mike hielt inne. »W-w-was hast du?« Er merkte immer, wenn ich schlechte Laune hatte.
»Nichts, Mike!«, fuhr ich ihn an. Dann bremste ich mich und ließ meine Stimme freundlicher klingen. »Ich hab … ich hab bloß keine Lust zu reden. Ich denke nach.«
»Ähm, k-k-kannst du mich zur Mall bringen?«, fragte er.
»Mike, wer hat dich gerade hier abgesetzt?«, wollte ich wissen.
»Karole C-c-cozby«, erwiderte er.
»Na, warum hast du dich dann nicht von Karole in die Mall bringen lassen?«, erkundigte ich mich. Genau aus diesem Grund hatte ich mich für dieses Gespräch gewappnet. Nichts ist logisch, wenn Mike in der Nähe ist.
»W-w-weil …«, protestierte er, »weil ich … ein a-a-anderes Hemd anziehen muss, und ich wollte nicht, dass sie auf mich w-w-wartet, du dummer Putenpopo!« Mit diesen Worten stapfte er hinauf zu seinem Zimmer. Mike hat ein buntes Arsenal an Schimpfwörtern.
Ich hätte noch länger mit ihm streiten können, doch ich verlor
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