Das Glück trägt Cowboystiefel: Eine wahre Liebesgeschichte (German Edition)
sagte ich mir. Bestimmt war es ein Welpe – ein Mops, als Erinnerung an das erste Mal, als ich vor ihm weinte. Du liebe Güte – er schenkt mir eine neue Puggy Sue , dachte ich. Er hat gewartet, bis die Hochzeit kurz bevorsteht, aber er will nicht, dass der Welpe noch größer wird, bevor er ihn mir schenken kann. Ach, mein Marlboro Man … Du hast das womöglich romantischste Geschenk ausgewählt, das du mir jemals machen könntest. In meinen wildesten Träumen hätte ich mir keine bessere Liebesgabe ausmalen können. Ein Mops wäre der perfekte Brückenschlag zwischen meiner alten und der neuen Welt, eine ständige pelzige Erinnerung an mein altes Leben am Golfplatz. Als mein Cowboy das große Scheunentor aufschob und das grelle Licht oben an den Balken einschaltete, begann mein Herz laut zu pochen. Ich konnte es nicht erwarten, den Welpengeruch zu riechen.
»Alles Gute zur Hochzeit«, sagte er zärtlich, lehnte sich gegen die Scheunenwand und wies mit einem Blick seiner Augen in die Mitte des Raumes. Meine Augen gewöhnten sich an das Licht … und erkannten langsam, was da vor mir stand.
Es war kein Mops. Es war kein Diamant, kein Pferd, keine glänzende Goldkette … nicht mal Modeschmuck. Es war kein romantischer Zweiersessel. Es war keine Lampe. Vor mir stand inmitten von zerrupften Heugarben ein grellgrüner Sitzrasenmäher von John Deere – ein sehr großer, sehr grüner, sehr mechanischer und stark nach Diesel riechender Sitzrasenmäher von John Deere. Im wahren und übertragenen Sinne zirpten Grillen draußen in der Nacht. Und zum hundertsten Mal seit unserer Verlobung blitzte die Zukunft, zu der ich mich verpflichtet hatte, vor mir auf. Das vermeintlich unerwünschte Diamantarmband löste sich in Luft auf, verschwand im Äther und versetzte mir dabei einen panischen Stich. Würden so die zukünftigen Geschenke auf der Ranch ausfallen? Gab es in der Agrarwelt andere Usancen, was Geschenke zum Hochzeitstag betraf? Gab es zum ersten Jahrestag etwas aus Papier oder Motoröl? Und zum zweiten Baumwolle oder eine Motorsense?
Das kam mit auf die Liste von Dingen, die ich noch herausfinden musste.
19.
Für eine Handvoll Klebstoff
Nachdem die Sache mit dem Hochzeitsgeschenk erledigt war, mussten wir nur noch einen Punkt auf unserer Liste abhaken, ehe wir in den Hafen der Ehe einlaufen konnten: die Eheberatung. Diese einstündigen Gespräche mit dem Übergangspfarrer in Altersteilzeit, der unsere Gemeinde damals leitete, waren in der episkopalen Kirche Voraussetzung zum Heiraten. Vom Kopf her verstand ich den Grund für die vorehelichen Gespräche mit einem Vertreter der Geistlichkeit. Bevor eine Kirche eine eheliche Verbindung segnet, will sie sichergehen, dass die Brautleute die Bedeutung und Ernsthaftigkeit ihrer (hoffentlich) lebenslangen Verpflichtung verstehen. Sie will dem Paar Denkanstöße geben, bestimmte Gesichtspunkte abzuwägen und geradezurücken. Sie will sich vergewissern, dass sie nicht zwei Frischverliebte in eine vermeidbare Katastrophe entlässt. Vom Kopf her verstand ich das Konzept.
Praktisch jedoch war es eine unangenehme Stunde, in der ich einem freundlichen Pfarrer gegenübersaß, der es gut meinte und die richtigen Fragen stellte, jedoch seine Begeisterung für die Thematik merklich eingebüßt hatte. Für mich war es emotionale Schwerstarbeit; ich wurde nicht nur aufgefordert, über Offensichtliches nachdenken, das ich schon tausendmal abgewogen hatte, ich musste auch zusehen, wie mein Freund, ein stiller, schüchterner Junge vom Land, Fragen über Themen wie Liebe und gegenseitige Verpflichtungen überdachte und beantwortete, gestellt von einem Pfarrer, den er erst vor kurzem kennengelernt hatte. Marlboro Man war zwar höflich und respektvoll, aber tat mir dennoch leid. Über so etwas sprachen Cowboys nur sehr selten mit Dritten.
»Was würden Sie tun, wenn Ree schwer krank würde?«, fragte Father Johnson meinen Zukünftigen.
»Nun ja«, erwiderte Marlboro Man. »Dann würde ich mich um sie kümmern.«
»Wer wird in Ihrem Haushalt das Kochen übernehmen?«
Mein Verlobter grinste. »Ree kann super kochen«, sagte er. Stolz setzte ich mich auf und versuchte, die Linguine mit Muscheln, das marinierte Steak und all die anderen gutgemeinten Speisen zu vergessen, die ich ihm am Anfang unserer Beziehung präsentiert hatte.
»Was ist mit dem Abwasch?«, fuhr Father Johnson fort, jetzt in der Rolle von Gloria Steinem. »Können Sie sich vorstellen, dabei zu
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