Das Glück trägt Cowboystiefel: Eine wahre Liebesgeschichte (German Edition)
Flitterwochen in Australien zu haben, hatte er den Ablauf auf der Ranch umgestellt und eine normalerweise viel längere Transportsaison in ein Zeitfenster von zwei Wochen gequetscht. Ich bekam seine geänderten Arbeitszeiten zu spüren; seine Anrufe wurden seltener und lagen weiter auseinander, er stand noch viel früher auf als sonst. Und wenn er nachts anrief, um mir ein süßes »Gute Nacht« zuzuflüstern, bevor er ins Bett fiel, war seine Stimme rauer und müder als sonst. Er schuftete wie ein Tier.
Gleichzeitig rückte der Termin für unser nächstes Ehegespräch drohend näher. Es war der Montagabend vor unserem dienstäglichen Treffen mit Father Johnson, und ich wusste, dass weder mein Freund noch ich dazu gekommen waren, an unseren Collagen zu arbeiten. Es war einfach zu viel zu tun – zu viele Kühe, zu viele Entscheidungen, zu viele gemütliche Filme auf seiner Ledercouch. Es gab viel zu viel Romantik zu genießen, wenn wir zusammen waren, und abgesehen davon hatte Father Johnson uns ausdrücklich ermahnt, wir dürften nicht in Gegenwart des Partners an dem Werk arbeiten. Für mich war das kein Problem: Aufrecht an einem Tisch zu sitzen und Bilder aus Zeitschriften zu schneiden, war das Letzte, was ich mit so einem großartigen Vertreter seiner Art tun wollte. Es wäre ein krimineller Missbrauch unserer gemeinsamen Zeit gewesen.
Trotzdem wollte ich nicht mit leeren Händen zu unserem Termin gehen, deshalb zog ich mich am Montagabend in mein Zimmer zurück und beschloss, erst dann wieder herauszukommen, wenn ich Father Johnsons »Wie gut kennen Sie Ihren Verlobten?«-Collage fertiggestellt hatte. Ich wühlte im Abstellraum herum und holte die einzigen alten Illustrierten hervor, die ich finden konnte: die Vogue, Golf Digest und die Ausgabe von Seventeen mit Phoebe Cates auf dem Cover.
Na, super. Ich war überzeugt, jede Menge verwertbares Material zu finden. Ist das albern , dachte ich. In dem Moment klingelte das Telefon in meinem Schlafzimmer. Das musste er sein.
»Hallo?«, meldete ich mich.
»Hi«, sagte er. »Was machst du gerade?« Er klang ausgepowert.
»Ach … nichts Besonderes«, antwortete ich. »Und du?«
»Tja …«, begann er, und seine Stimme wurde schwer, ernst. »Ich habe da ein kleines Problem.«
Ich wusste nicht alles über meinen Freund. Aber ich kannte ihn gut genug, um zu ahnen, dass etwas nicht stimmte.
»Was denn?«, fragte ich und klebte das Bild eines Footballs aus der alten Jugendzeitschrift auf die Collage meines Liebsten.
»Gerade sind mehrere Viehlieferungen eingetroffen«, rief er in dem Versuch, die muhende Symphonie der Rinder um sich herum zu übertönen. »Eigentlich sollten sie erst morgen Abend kommen, aber sie sind zu früh dran …«
»O nein … das ist ja übel«, sagte ich, ohne genau zu wissen, auf was er hinauswollte.
»Deshalb muss ich die ganzen Rinder heute Abend noch fertigmachen und verladen … und wenn ich damit fertig bin, hat kein Geschäft in der Stadt mehr auf«, fuhr er fort. Unsere Verabredung mit Father Johnson war um zehn Uhr am nächsten Morgen. »Deswegen muss ich wohl morgen ganz früh bei dir vorbeikommen und die Collage bei dir zu Hause machen«, sagte Marlboro Man. Ich konnte ihn bei all dem Vieh kaum verstehen.
»Meinst du wirklich?«, fragte ich ihn. »An welche Uhrzeit hast du denn gedacht?« Ich machte mich auf das Schlimmste gefasst.
»Ich dachte so an sechs Uhr«, gab er zurück. »Dann hätte ich noch jede Menge Zeit dafür, bevor wir losmüssen.«
Um sechs Uhr? Morgens? Urgs , dachte ich. Ich habe noch genau eine Woche zum Ausschlafen. Wer weiß, wann ich aufstehen muss, wenn wir verheiratet sind.
»Gut«, sagte ich mit belegter Stimme. »Wir sehen uns morgen früh. Ach, und übrigens … wenn ich nicht sofort an die Tür komme, kannst du wahrscheinlich davon ausgehen, dass ich gerade Hanteltraining oder so mache.«
»Kein Problem«, sagte Marlboro Man, auf meinen Scherz eingehend. »Aber pass auf, dass du dich nicht verrenkst oder so. Wir heiraten in weniger als einer Woche.«
Mit flatterndem Magen legte ich auf und kehrte an meine Collage zurück. Ich beschloss, mich richtig anzustrengen, so wie damals in der sechsten Klasse, als uns unsere Lehrerin Mrs. Stinson eine ähnliche Aufgabe gestellt hatte, nämlich eine Collage über uns selbst anzufertigen. Damals hatte ich über eine Woche gebraucht, hatte alte Ballettzeitschriften zerschnippelt, um die Bilder von Gelsey Kirkland, Michail Baryschnikow und
Weitere Kostenlose Bücher