Das Glück trägt Cowboystiefel: Eine wahre Liebesgeschichte (German Edition)
helfen?«
Marlboro Man kratzte sich am Kinn und überlegte. »Klar«, sagte er. »Ehrlich, über solche Sachen haben wir uns noch gar nicht unterhalten.« Seine Stimme war freundlich. Höflich.
Ich wäre am liebsten im Erdboden versunken. Ich hätte mir lieber das Zahnfleisch behandeln lassen. Oder das große Präriefeuer von damals bekämpft. Alles, nur das hier nicht.
»Haben Sie darüber gesprochen, wie viele Kinder Sie gerne hätten?«
»Ja, Sir«, sagte Marlboro Man.
»Und?«, hakte Father Johnson nach.
»Ich hätte gerne ungefähr sechs«, antwortete mein Verlobter mit einem virilen Grinsen.
»Und Ree?«, fragte Father Johnson.
»Sie sagt, sie hätte gerne erst mal eins«, sagte Marlboro Man, schaute mich an und streichelte mein Knie. »Aber ich werde sie noch überzeugen.«
Father Johnson zog die Stirn kraus.
»Wie lösen Ree und Sie Konflikte?«
»Tja …«, meinte Marlboro Man. »Um ehrlich zu sein, hatten wir bisher noch keinen großen Konflikt. Wir kommen ziemlich gut miteinander aus.«
Father Johnson schaute über den Rand seiner Brille. »Ihnen fällt bestimmt etwas ein.« Er wollte unbedingt schmutzige Wäsche waschen.
Mein Cowboy pochte mit dem Stiefel auf den peinlich sauberen Boden von Father Johnsons Büro und sah seiner Exzellenz in die Augen. »Also, einmal ist sie vom Pferd gefallen, als wir zusammen reiten waren«, begann er. »Da hat sie sich ein bisschen aufgeregt. Und vor einiger Zeit hab ich sie mitgenommen zu einem Brand, das wurde ein bisschen brenzlig …« Marlboro Man und ich sahen uns an. Es war der größte »Konflikt« gewesen, den wir bisher gehabt hatten, und er hatte keine zwölf Stunden gedauert.
Father Johnson sah mich an. »Wie sind Sie damit umgegangen, Ree?«
Ich erstarrte. »Ähm … äh …« Ich scharrte mit meinen Donald-Pliner-Pantoletten. »Ich hab ihm gesagt, wie ich das fand. Danach war alles in Ordnung.«
Ich hasste jede einzelne Minute dieses Gesprächs. Ich wollte nicht geprüft werden. Ich wollte nicht, dass meine Beziehung zu Marlboro Man anhand dieser stereotypen, nichtssagenden Fragen seziert wurde. Ich wollte einfach nur in seinem Pick-up durch die Gegend fahren, Weiden ansehen, es mir mit ihm auf dem Sofa gemütlich machen und Filme anschauen. Das hatte bisher gut bei uns funktioniert – so sah unsere Beziehung aus. Doch Father Johnsons Befragung trieb mich in eine Verteidigungshaltung, ich hatte das Gefühl, als würden wir irgendwie die Verantwortung für den anderen vernachlässigen, wenn wir nicht jeden Tag damit verbrachten, gemeinsam über die Gestaltung unserer Zukunft zu grübeln. Ergab sich das meiste nicht einfach mit der Zeit? Welchem Zweck diente es wirklich, das jetzt schon herauszufinden?
Doch Father Johnsons Verhör war noch nicht zu Ende:
»Was wünschen Sie sich für Ihre Kinder?«
»Haben Sie schon über Geldfragen gesprochen?«
»Welche Rolle spielen Ihre Eltern in Ihrem Leben?«
»Haben Sie sich schon über Ihre politischen Ansichten unterhalten? Über Ihre Standpunkte in wichtigen Fragen? Über Ihren Glauben? Ihre Religion?«
Und meine persönliche Lieblingsfrage:
»Was haben Sie beide langfristig vor, um die Kreativität des anderen zu fördern?«
Darauf hatte ich keine Antwort zu bieten. Doch tief in meinem Innern wusste ich, dass es irgendetwas mit Fleischsoße zu tun haben würde.
Ich hatte nichts gegen die Fragen von Father Johnson. Sie waren in Ordnung – für ein Trinkspiel am späten Abend mit einem Kreis von Freunden, die sich nicht ernsthaft unterhalten wollten, waren die Fragen super. Doch irgendwie waren sie so gehalten, dass sie offensichtlich nicht auf Marlboro Man und mich anwendbar waren beziehungsweise auf Paare, die sich liebten und bereit waren, das Risiko einzugehen und ein gemeinsames Leben zu beginnen. Einige von ihnen waren naheliegend – Dinge, die man bereits wusste und wirklich nicht offiziell zu besprechen brauchte. Andere schienen mir verfrüht – Sachen, die man nicht unbedingt bereits wissen musste, sondern die wir mit der Zeit herausbekommen würden. Wieder andere waren nervig vage.
»Wie viel wissen Sie über den anderen?«, war Father Johnsons letzte Frage des Tages.
Wir schauten uns an. Alles wussten wir noch nicht; das war gar nicht möglich. Wir wussten nur, dass wir zusammen sein wollten. Reichte das nicht?
»Ich spreche nur für mich«, sagte Marlboro Man. »Ich habe das Gefühl, dass ich alles weiß, was wichtig ist, um mir sicher zu sein, dass ich Ree heiraten
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