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Das Glück wartet in Virgin River

Das Glück wartet in Virgin River

Titel: Das Glück wartet in Virgin River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robyn Carr
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unerwartet hier auftauchst …“
    „Du hast früher nie darauf bestanden, dass ich dich vorher benachrichtige. Ich musste dich immer nur bitten.“
    „Richtig. Das war früher.“
    Er öffnete den Trailer, legte der Stute Halfter und Leine an und führte sie gekonnt rückwärts hinaus. Dabei redete er leise mit ihr, und sie antwortete mit einem vertrauten leisen Wiehern. Insoweit hatte Isabel recht – er liebte das Pferd. Und das Pferd liebte ihn. Als er Diamond in den Stall brachte, folgte Isabel in einiger Entfernung und überließ ihm das Kommando. Zum Teil beruhte ihr Charme darauf, dass sie wusste, wann sie sichzurückhalten und den Mann machen lassen musste. Zweifellos hatte sie diese Technik von einem Vater gelernt, der darauf bestanden hatte, und es funktionierte.
    Erst als ihre Verletzlichkeit und Schwäche überhandnahmen, hatte es nicht mehr funktioniert. Als Mann hatte Clay versucht, sie zu beschützen und für sie zu sorgen, so lange, bis die Aufgabe ihn dermaßen überfordert hatte, dass sie drohte, ihn zu ersticken.
    Isabel war zehn Jahre älter als Clay, aber sie wirkte ewig jung. Als sie sich kennengelernt hatten, war sie achtunddreißig; als sie geheiratet hatten, vierzig. Obwohl sie vorher nie verheiratet gewesen war, konnte sie auf eine lange Reihe wenig erfreulicher Männergeschichten zurückblicken. Männer, die sie betrogen hatten, die sie misshandelt hatten, Männer, die habgierig waren. Und wer wollte ihr vorwerfen, dass sie sich in sie verliebt hatte? Es waren Männer wie ihr Vater, und Frauen binden sich so oft an das männliche Vorbild, das sie bewundern. Und sie bewunderte Frederik, auch wenn sie ihn auf einer anderen Ebene hasste. Aber Clay hatte lange gebraucht, um das zu begreifen.
    Anfangs war Clay ihr ein paarmal begegnet, nachdem Isabel bei Pferdeschauen gerade triumphiert hatte und vor Freude strahlte. Dann hatte sie einmal verloren, und er sah sie geknickt und verzagt. Das lag weniger an der Niederlage selbst als vielmehr an der ausfälligen Art, wie ihr Vater seiner Enttäuschung Ausdruck verlieh. Frederik war ein egoistischer Idiot, der ihr alles abverlangte. Seine Frau hatte ihn verlassen, als Isabel noch klein war, und er war seiner Tochter nie auch nur mit einem Hauch von Freundlichkeit begegnet. Er hatte versucht, eine abgebrühte Reiterin aus ihr zu machen. Wenn sie gewann, ging er mit erhobenem Kinn einfach davon, ganz als hätte sie gerade mal das getan, was er von ihr erwartete. Verlor sie jedoch, machte er ihr Vorwürfe, als wäre sie eine komplette Niete. Sie sehnte sich nach der Aufmerksamkeit und Anerkennung ihres Vaters, aber selbst wenn sie Erfolg hatte, war es schwer für sie, beides zu erhalten. Jede Aufmerksamkeit, die er für sie aufbrachte, war negativ, und seine Anerkennung zeigte er viel zu selten.
    So wie Clay erzogen war und die Männer der Familie Tahomainsgesamt den Frauen in ihrem Leben begegneten, brach ihm diese Ungerechtigkeit das Herz.
    Normalerweise hielt Clay sich im Hintergrund, wenn er für jemanden arbeitete, es sei denn, seine speziellen Fähigkeiten waren gefragt. Nie mischte er sich in das Privatleben seiner Arbeitgeber oder deren Familien ein. Aber nachdem er Isabel ein paarmal zu ihren Siegen gratuliert und sie bei Niederlagen getröstet hatte, begann sie, auf ihn zuzugehen. Er verschaffte ihr die emotionale Unterstützung, die sie so dringend brauchte. Und nachdem sie sich ein Jahr lang immer nur kurz begegnet waren, hatte sie ihn verführt.
    „Dein Vater wird mich dafür feuern oder umbringen“, hatte er noch gesagt, bevor er ihren Verführungskünsten erlag.
    „Nein, das wird er nicht. Er interessiert sich nur für die Pferde, nicht, mit wem ich ins Bett gehe.“
    Clay hatte lange gebraucht, um es als Tatsache hinzunehmen und schließlich zu begreifen, dass Frederik ihn, sogar nachdem sie geheiratet hatten, noch immer als eine Affäre seiner Tochter ansah. Und solange Isabel einem verletzten kleinen Mädchen glich, fühlte er sich zu ihr hingezogen und war bereit, sie zu trösten. Irgendwann konnte er erkennen, dass sie sehr viel mehr brauchte als das, nämlich einen Partner, der ihr die Art von Einsichten vermittelte, über die er verfügte. Sie brauchte jemanden, der ihr sagen konnte, ob das Training funktionierte und ob das Pferd ein guter Kandidat für ein bestimmtes Rennen oder Turnier war. Er konnte ihr helfen, häufiger zu gewinnen. Aber als er so weit war, dass er die Vielschichtigkeit ihrer Beziehung zu Frederik

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