Das Glück wartet in Virgin River
sie verliebt war, und erst vor ein paar Tagen hatte er ihr zum ersten Mal gesagt, dass er sie ewig lieben werde … Und es war ein heller, frischer, klarer, sonniger Nachmittag Mitte Oktober, als das alles auseinanderbrach.
Clay arbeitete im Büro der Praxis online an ein paar Diagrammen für Nathaniel, als er das Brummen eines Dieselmotors hörte. Sie erwarteten keine Patienten, und Nathaniel war ins Mendocino County gefahren, um nach einer schwangeren Stute zu schauen, die bereits zwei Fehlgeburten hinter sich hatte. Clay stieß sich vom Schreibtisch ab, blickte durchs Fenster und sah auf dem großen Hof zwischen Haus und Praxis einen Pick-up neuester Bauart und maßgefertigtem Pferdeanhänger stehen. Und wem der gehörte, wusste er.
Er trat aus dem Büro, als Isabel den Motor abstellte und aus der Fahrerkabine sprang.
Schön wie immer, ganz Freude und Lächeln, strahlte sie ihnan, als sie ihn sah. Sie schien eine gesunde Bräune zu haben, aber Clay wusste, dass das nur das Ergebnis ihrer teuren, spezifisch für sie angemischten Bräunungscreme war. Isabel hatte Angst davor zu altern und würde ihre Haut niemals der Sonne aussetzen. Auch der ideale Blondton ihrer Haare kostete ein Vermögen. Tatsächlich war alles an ihr, vom perfekten Körper bis hin zu den Kleidern, die ihn einhüllten, sehr kostspielig und sehr schick. Der Effekt war für fast jeden schlichtweg atemberaubend, und nur sehr wenige Menschen wussten, wie viel Zeit und Geld sie darin investierte. Als ihr Exehemann war Clay natürlich eingeweiht.
Mit ausgebreiteten Armen kam sie auf ihn zu. „Clay“, sagte sie lächelnd. „Oh, Clay !“
Er erwiderte die Geste, sie umarmten sich und tauschten Wangenküsse aus. „Was machst du hier?“, fragte er sie.
„Ich habe ein Problem … mit einem meiner Lieblingspferde“, antwortete sie, ohne ihn loszulassen. „Es ist Isa Diamond die Zweite. Sie hinkt ein wenig. Der Tierarzt hat sie untersucht, sie wurde geröntgt, und eine Ultraschalluntersuchung haben wir auch gemacht, konnten aber nichts finden. Trotzdem, ihr Gang ist einfach nicht in Ordnung – irgendwie unberechenbar und ungleichmäßig.“
„Du hättest mich anrufen können.“
„Aber ich wusste doch, dass du bei deinen neuen Aufgaben nicht zu mir kommen kannst. Und ich brauchte auch mal eine kleine Abwechslung. Abgesehen davon“, fuhr sie lachend fort und schüttelte die seidige, schulterlange blonde Mähne, „wollte ich wissen, wohin es dich verschlagen hat.“ Sie reckte den Hals und schaute sich um. „Ich muss zugeben, ein schönes County.“
„Aber du hättest mir zumindest sagen können, dass du kommst.“
„Hey, hör zu, wenn ihr, du und dein Tierarzt, zu beschäftigt seid, werde ich halt warten.“ Mit einer ausholenden Armbewegung wies sie auf den Pferdeanhänger und fügte hinzu: „Ich habe eine erstklassige Unterkunft bei mir.“ Clay hatte den Trailer oft genug von innen gesehen. Im hinteren Bereich befanden sichzwei geschlossene ausgepolsterte Boxen, während der vordere Wohnbereich luxuriös mit Küche, Bad, Kingsizebett, Ledercouch, einem kleinen Tisch und einer Menge Elektronik ausgestattet war. Nur das Beste war den Sorensons gut genug, wobei sie ihre maßgeschneiderten Trailer eigentlich nur für relativ kurze Transporte nutzten. Frederik Sorensen besaß Privatjets, mit denen er seine Pferde zu den Rennen transportieren ließ. Man konnte getrost behaupten, dass die Familie Sorensen über erstaunlich viel Geld verfügte.
Das Pferd in ihrem Trailer war ein berühmtes, preisgekröntes Quarter Horse mit rotbraunem Fell, einer einzigen weißen Socke, weißer Mähne und Blesse. Die Stute war nicht nur eine Schönheit, sondern auch gut trainiert und begabt. Ihre Eier hatte sie zur Zeugung weiterer Preisgewinner zur Verfügung gestellt, die in einer Petrischale befruchtet und dann einer Ersatzstute eingepflanzt worden waren, um ihrem Körper die Strapazen zu ersparen. Diamond war erst acht Jahre alt und könnte noch einige Viertel-Meilen-Rennen gewinnen. Wenn sie nicht lahmte.
„Wir wollen sie reinbringen“, sagte Clay, entzog sich Isabels Griff und ging zur Rückseite des Trailers. „Nathaniel wurde zu einem Notfall gerufen, aber er müsste bald zurück sein.“
„Ich danke dir“, sagte sie in ihrer gewohnten anständigen Art. „Ich wusste, du würdest mir helfen.“
„Und ich weiß, dass es um mehr geht als das Pferd“, antwortete er, ohne sie dabei anzusehen. „Es gibt doch einen Grund, weshalb du so
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