Das Glück wartet in Virgin River
eine Exfrau und bin überzeugt, dass es kompliziert sein muss.“
„Du kannst dir nicht vorstellen, wie kompliziert das ist. Lass uns fahren.“
Weil das Wetter so außergewöhnlich schön war, beeilte Lilly sich mit ihren Lieferungen und hoffte, heute einmal etwas früher mit ihrer letzten Ladung zur Klinik zu kommen. Die Aussicht auf einen Ritt spornte sie an, ob Clay nun mitkommen konnte oder nicht. Als sie vorfuhr und sah, dass im Parkbereich der Klinik ein erstaunlich schöner hochmoderner Truck mit Pferdeanhänger stand, freute sie sich kurz. Es war gut für Nates Praxis, wenn sein Kundenstamm auch wohlhabende Pferdebesitzer mit einschloss. Erst als sie die Frau auf und ab laufen sah, fiel ihr auf, dass weder Clays noch Nathaniels Truck vor dem Stall stand. Lilly war sofort von der Schönheit der Frau angetan, aber keineswegs überrascht, denn wohlhabende Frauen, die wertvolle Pferde besaßen, trugen in der Regel teure Klamotten und sahen fantastisch aus.
Sie fuhr rückwärts vor und ging ihrer Arbeit nach, ließ die Klappe an der Ladefläche herunter, öffnete die Stalltür, schleppte die Heuballen und Futtersäcke hinein und verstaute sie in der Futterkammer. Da niemand anwesend war, der die Lieferung abzeichnen konnte, faltete sie das Papier und schob es unter der Bürotür hindurch. Die unterschriebene Kopie konnte sie beimnächsten Mal mitnehmen. Als sie zu ihrem Lieferwagen zurückging, kam sie an der Frau vorbei und blieb stehen. „Der Arzt scheint nicht hier zu sein, aber haben Sie es schon mal im Haus versucht? Vielleicht ist seine Verlobte da und kann Ihnen sagen, wann er voraussichtlich zurückkommt.“
„Verlobte?“, fragte die Frau. „Nathaniel ist verlobt?“
Lilly nickte. „Inzwischen schon eine ganze Weile. Er hat Annie vor fast einem Jahr kennengelernt, und sie planen, im Frühjahr zu heiraten.“
„Das ist ja wundervoll“, antwortete die Frau lächelnd. „Wie schön für ihn! Aber ich werde sie nicht belästigen, denn eigentlich warte ich auf meinen Mann.“
„Ihren Mann?“, fragte Lilly verblüfft.
„Nun ja, formell gesehen, wohl eher mein Exmann“, erklärte sie lachend. „Er ist ein großer amerikanischer Ureinwohner namens Clay Tahoma. Bevor er diese Stelle hier angenommen hat, hatten wir uns scheiden lassen. Aber abgesehen von seinem Umzug hierher hat sich zwischen uns eigentlich nicht viel geändert. Wir reden mindestens einmal am Tag miteinander.“
Lillys Lächeln verblasste. „Wie schön für Sie beide“, sagte sie. Und im Kopf wälzte sie das Wörtchen mindestens . Seit sie mit Clay intim geworden war, hatte er die Gegend nicht verlassen. Und Annie war ihre Freundin. Hätte Clay Damenbesuch gehabt, würde Annie ihr davon erzählt haben.
Aber dennoch, vor ihr stand eine Frau, die glaubte, dass ihr Ex fast in jedem Sinne des Wortes noch ihr Ehemann war.
„Natürlich hatte ich einen anderen Grund, so weit zu fahren, um Clay zu sehen“, fuhr sie fort. „Clay ist einfach der Beste. Wir haben es sehr bedauert, ihn für unsere Stallungen verloren zu haben. Und nun habe ich ein lahmendes Quarter Horse, das der Arzt, der meinen Stall betreut, nicht heilen kann. Clay liebt dieses Pferd. Die Stute ist eine halbe Million Dollar wert und kann noch viele Rennen gewinnen, wenn sie behandelt wird.“ Isabel grinste. „Also sorge ich dafür, dass mein Pferd vernünftig behandelt wird, und erhalte gleichzeitig Gelegenheit, mal zwei Nächte mit meinem Mann zu verbringen.“
Als Erstes drehte sich Lilly der Magen um – zwei Nächte mit Clay? Dann hing sie sich an der Zahl auf: eine halbe Million. Sie versuchte, kurz zu rechnen … Hatte sie in zehn Jahren so viel verdient? Wichtiger noch – würde sie in einem Dutzend Jahren auf die Summe kommen, die dieser Truck mit dem Trailer gekostet hatte?
„Clay müsste bald zurück sein“, sagte sie. „Es kommt nicht oft vor, dass über längere Zeit niemand in der Klinik ist.“
„Ich danke Ihnen, meine Liebe“, sagte die schöne Blonde.
„Bitte.“ Als Lilly weiter auf ihren Truck zuging, spürte sie auf einmal ein nagendes Gefühl im Magen. Sie drehte sich wieder zu der Frau um. „Wo ist denn das Pferd?“, fragte sie.
„Oh, das steht im Stall. Ich bin gestern hier angekommen, und Clay hat sich die Stute bereits angeschaut. Dann haben wir ein bisschen Zeit miteinander verbracht, und Nate wollte noch die Ergebnisse des MRT prüfen, das auch schon gemacht wurde. Vielleicht bleibe ich ein paar Tage hier, je nachdem,
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