Das Glück wartet in Virgin River
getragen, während du nie einen Fuß ins Reservat gesetzt hast.“
Sie lachte, und ihre Augen funkelten regelrecht. „Ja, der Smoking, und dann hast du die langen Haare offen über den Rücken fallen lassen. Du warst nicht zu übersehen, das steht fest. Wenn es deine Absicht war, dich von den anderen zu unterscheiden …“
„Das ist der Punkt, wo sich unsere Wege schon von Anfang an getrennt hatten. Ich will mich nicht unterscheiden. Ich bin ein Ureinwohner Amerikas. Und ich verstelle mich nicht, nur um irgendwo hineinzupassen.“
„Und trotzdem, wir passen so gut zusammen …“, erwiderte sie mit sinnlicher Stimme.
„Eine Zeit lang sah es so aus. Isabel, ich glaube, du hast dich für mich entschieden, weil du deinen Vater provozieren wolltest. Du hast eine lange Reihe von Liebesaffären hinter dir, und alle haben aus dem einen oder anderen Grund nicht funktioniert, aber Frederik hat sie alle abgelehnt. Ich weiß nicht, ob du dein Leben damit verbringst, seine Erwartungen zu erfüllen, oder versuchst, ihn zu provozieren. Was auch immer, ich will nichts mehr damit zu tun haben.“
„Aber ich liebe dich“, sagte sie leise. „Und du hast gesagt, du würdest mich immer lieben.“ Aus einem Auge löste sich eine Träne und lief über ihre schöne glatte Wange.
Er legte seine große Hand darauf, senkte den Kopf und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. „Natürlich werde ich dich immer lieben, aber …“
In dem Moment hörte er von der Stalltür her ein Keuchen. Er drehte sich um und sah Lilly, die ihn mit entsetzt aufgerissenen Augen anstarrte. „Lilly!“, rief er.
Sie wich zurück, drehte sich um und rannte los. Bevor er die Tür erreicht hatte, war sie schon in den Lieferwagen ihres Großvaters gesprungen und preschte mit aufheulendem Motor vom Klinikgelände. Natürlich hatte sie nicht darauf gewartet, dass er ihr folgte, um die Situation zu erklären. Er ließ den Kopf hängen und sagte: „Oh Gott!“
„Da hast du recht, oh Gott!“, hörte er Isabel hinter seinem Rücken. Und zu seinem größten Erstaunen hörte er sie lachen. Als er sich umdrehte, sah er, dass ihr Gesicht vor lauter Belustigung strahlte. „Clay! Hast du dich etwa mit dem kleinen Indianermädchen eingelassen? Das wusste ich doch!“ Und dann lachte sie, als würde sie sich köstlich amüsieren.
Seine Augen und Nasenflügel weiteten sich und er trat einen großen Schritt auf sie zu. „Sie ist kein Mädchen! Sie ist eine Hopi-Frau !“ Seine Stimme klang tief und drohend. „Sie ist eine amerikanische Ureinwohnerin! Und entstammt einem uralten Volk! Ich möchte, dass du jetzt dein Pferd und die Diagnose mitder Empfehlung einpackst und nach Haus fährst. Und wenn du noch einmal unsere Hilfe für deine Pferde in Anspruch nehmen willst, mach einen Termin aus und schicke einen deiner Angestellten!“ Er ließ sie stehen und entfernte sich in großen Schritten vom Stall, während er in der Hosentasche schon nach seinem Wagenschlüssel suchte.
Als Clay das Klinikgelände verließ, traf Gabe, der eben noch Lilly begegnet war, die ihm mit Höchstgeschwindigkeit auf der Straße entgegengeflogen kam, in seinem kleinen grünen Truck ein. Clay sah Gabe nicht einmal an, winkte ihm nicht zu und fuhr kein bisschen langsamer. Und noch bevor er die attraktive Blondine aus dem Stall treten sah, war Gabe klar, wem der schicke Truck mit dem Trailer auf dem Gelände gehörte. Er wusste, dass etwas Schlimmes passiert sein musste.
Er parkte, stieg aus und ging auf die Frau zu.
Sie lächelte ihn freundlich an und kam mit ausgebreiteten Armen auf ihn zu. „Hallo, junger Mann! Es ist eine Weile her, seit ich dich zuletzt gesehen habe.“
Eigentlich wollte er sie nicht berühren. Isabel hatte ihn immer abgestoßen. Aber da er nicht wusste, was zwischen seinem Vater und seiner ehemaligen Stiefmutter vorgefallen war, ließ er sich von ihr umarmen, auf die Wange küssen und über die dunklen Haare streicheln. Und bei dieser Berührung fiel ihm auf, dass es genau das war, was ihn am meisten störte – sie behandelte ihn wie ein Haustier.
„Du siehst gut aus“, sagte sie zuckersüß.
„Was ist mit meinem Vater?“, fragte er. „Er wirkte total aufgeregt oder sogar wütend. Und Lilly …“
„Ich weiß es nicht genau“, antwortete sie und zog die Augenbrauen hoch, als wäre sie ganz verwirrt. „Wir hatten uns gerade unterhalten, als das Mädchen – Lilly, sagst du? – als sie uns sah und gleich wegrannte. Und ich glaube, dann habe ich etwas
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