Das Glück wartet in Virgin River
erkundigte er sich.
„Weiß der Himmel.“
Er aß eine Handvoll Nüsse und hakte dann nach. „Sie sind also …?“
Aber sie kam seiner Frage zuvor: „Grandpa und ich sind hierherzogen, als ich dreizehn war, und ich denke, es war eine gute Entscheidung. Ich kam gut in der Schule zurecht, habe neue Freunde gefunden, und auch wenn Yaz es niemals zugeben würde, er verdient gutes Geld mit Silage und Heu.“ Sie lachte und schüttelte den Kopf. „Versuchen Sie bloß nie, einen alten Hopi dazu zu bewegen, Ihnen zu sagen, was er in den Taschen hat. Dazu ist er viel zu gewitzt.“
Clay beobachtete sie eine Weile. Er hätte wirklich gern sehr viel mehr über sie erfahren, merkte jedoch deutlich, dass sie bei ihren Antworten unpersönlich blieb. „Ich glaube, dass Sie selbst auch ganz schön gewitzt sein können.“
Sie lächelte, als hätte sie ein Geheimnis zu verbergen. „Ich hatte den besten Lehrer.“
Gerade wollte sie wieder in ihr Sandwich beißen, da ließ die Stute einen fahren.
„Oh, sehr ladylike“, bemerkte Lilly.
Clay lachte. „In meinen Ohren ist das Musik.“
Er stand auf. „Ich schätze, jetzt kann sie wirklich bald in den Trailer. Soweit ich weiß, nennt man das in der Veterinärmedizin einen Fortschritt .“
Lilly gefiel die Vorstellung, dass ihr Gespräch beendet sein sollte, überhaupt nicht, selbst wenn sie etwas nah an ein heikles Thema geraten waren. „Sollten Sie nicht lieber warten, bis Sie sicher sein können, dass sich die Verstopfung löst?“
„Solange sie keine Schmerzen hat und es einen Fortschritt gibt, nehme ich es wirklich sehr gern auf mich, den Trailer mit dem Schlauch auszuspritzen, wenn wir in der Klinik sind.“ Er ging zu der Stute, hob das Seil auf und führte sie zum Zaun. Mit dem Stacheldraht machte er kurzen Prozess, indem er einen kleinen Drahtschneider aus der Gesäßtasche holte und ihn einfach durchtrennte. Warum sollte man sich jetzt auch nochwegen der Wiese den Kopf zerbrechen? Die Besitzer waren eindeutig geflohen.
Doch Clay drehte sich noch einmal zu Lilly um, die ihre gesamte Picknick-Ausstattung in den Armen trug – die Nüsse, den Rest des Sandwichs, die Flaschen. „Das war sehr nett von Ihnen, Lilly. Sowohl, dass Sie sich um das Pferd gesorgt haben und hergekommen sind, um bei ihm zu sein, als auch, dass Sie Ihr Essen mit mir geteilt haben.“
„Obwohl es ein Pilzsandwich war?“
Während er sie anschaute, verschwanden die Falten von seiner Stirn, und seine Augen verdunkelten sich. „Ja, trotzdem.“
Er schnalzte einmal mit der Zunge und sah das Pferd aufmunternd an. „Komm, meine Hübsche. Lass uns von hier verschwinden…“ Damit führte er die Stute in den Trailer.
3. KAPITEL
D as Wort „Kolik“ deckt bei Pferden einen ganzen Katalog von Darmerkrankungen ab und ist, angefangen von Verstopfungen bis hin zu Darmverschlingungen eine sehr häufig auftretende und gefährliche Erkrankung. Wenn sie früh genug erkannt und schnell behandelt wird und nicht zu der kritischen Variante gehört, bei der operiert werden muss, ist die Prognose im Allgemeinen gut.
Clay brachte die Stute zum Jensen-Stall und konnte von verbesserten Darmgeräuschen und sogar etwas Exkrement im Trailer berichten, ein Hinweis darauf, dass die Verdauung wieder einsetzte und die Blockade sich lösen könnte. Zum Glück für ihn konnte er sich noch waschen und in Ruhe die Gesellschaft seiner Freunde sowie Annies fantastischen Schmorbraten genießen, bevor der gröbste Teil der Genesung des Pferdes im Stall passierte. Schon als er dorthin zurückkehrte, hätte er schwören können, dass die Stute lächelte.
„Nun“, fragte er sie, „geht es dir besser?“ Sie sah ihn an und wieherte. „Ich wette, du hast einen empfindlichen Magen, und Nathaniels Bericht von seinem einzigen Besuch im Haus der Jeromes zufolge muss dein Name Blue Rhapsody sein. Du bist eine richtige Schönheit. Es muss sie halb umgebracht haben, dich zurückzulassen.“ Er schüttelte den Kopf und murmelte: „Um das alte Gehöft muss es wirklich schlimm gestanden haben.“
Eine anonyme Nachricht auf Nathaniel Jensens Anrufbeantworter mit dem Hinweis, dass das Pferd zurückgelassen würde, hätte die nahe Zukunft der Stute allerdings etwas heller gestaltet. Denn auch wenn Nathaniel kein aktiver Tierretter war, hätte er alles getan, um eine Lösung zu finden.
Gegen sechs Uhr morgens brachte Clay die Stute in einen der kleinen Paddocks, wo sie die anderen Pferde sehen konnte. Dann machte er sich
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