Das Glück wartet in Virgin River
große Familie, Nähe, Freundschaft und Vertrauen. An deinem Tisch erlebe ich das, und ich habe immer davon geträumt, dass es an meinem Tisch genauso ist.
Er verbannte das Selbstmitleid aus seinen Gedanken. „Ich freue mich, wieder in der Nähe von dir und deiner Familie zu sein. Aber der Haarschnitt deines Mannes gefällt mir gar nicht.“
„Ich weiß nicht, was ihn da geritten hat“, sagte sie und warf einen Blick über die Schulter, als könnte Tom dort stehen und zuhören. „Er hat gesagt, er wäre es leid. Lincoln hat ihn deswegen schon mächtig zusammengeschissen.“
Clay zog die dunklen Brauen hoch. „Nette Ausdrucksweise für die Frau des Polizeichefs.“
„Ach, hör doch auf. Weit und breit sind keine Ältesten oder Kinder in der Nähe, und ich möchte wetten, dass du das Wort schon mal gehört hast.“ Sie grinste. „Clay, du weißt, dass ich Gabe zu mir nehmen wollte, seit er klein war. Mir ist klar, dass Vater recht hatte und ich mich auf meine eigenen Kinder konzentrieren musste. Und ich weiß auch, dass Gabe bei den Tahomas ein gutes Leben hatte, aber du sollst wissen, dass ich mich genauso darüber freue wie du, wenn er kommt.“
„Falls er kommt. Ich werde ihn nicht dazu zwingen. Er hat lange im Reservat gelebt, und für ihn ist es ein sicherer Ort.“
„Er wird kommen.“ Sie lächelte ihm beruhigend zu. „Auch wenn es ihm da, wo er ist, gut geht. Er lebt auf, wenn er mit dir zusammen ist. Er will bei seinem Vater sein. Und das ist sehr gut … für uns alle.“
Clay lächelte. „Es ist schön, dass du dich darüber freust, Ursula. Denn ich habe gehört, wie Tom gesagt hat, dass alle glücklich sind, wenn du glücklich bist.“
„Das stimmt auch.“ Die Bemerkung schien sie nicht im Geringsten in Verlegenheit zu bringen. „Wie schnell kann er kommen?“
„Ich rufe ihn morgen an und sage dir Bescheid.“
„Danke, Clay. Danke dafür, dass du mir deinen Sohn anvertraust.“
Plötzlich wurde ihm ganz warm ums Herz. Er war so stolz auf seine Schwester. Sie war eine tolle Frau, eine gute Ehepartnerin und eine gute Mutter. Er legte die Arme um sie und zog sie an sich. „Ich danke dir, Ursula. Ich liebe dich wie eine Schwester.“
Sie lachte und drückte ihn ganz fest.
Abgesehen davon, dass er seinen Vater ein paarmal in L. A. besucht hatte, war Gabe seit seiner Geburt bei seinen Großeltern zu Hause. Lange schon hatte Clay auf diesen Tag gewartet, den Tag, an dem er seinem Sohn ein Heim bieten konnte, das zumindest nahe genug war, sodass sie sich jeden Tag sehen konnten.Am liebsten wäre er gleich ins Reservat gefahren, hätte seinen Jungen abgeholt und nach Kalifornien gebracht. Aber mit seinen siebzehn Jahren war Gabe jetzt ein junger Mann. Er musste diesen Umzug auch selber wollen. Deshalb rief Clay ihn an, anstatt gleich zu ihm zu fahren.
Es war eine Frage des Respekts, dass Clay zunächst mit seinem Vater darüber sprach. Dann redete er mit seiner Mutter. Die Reaktion seiner Eltern fiel so aus, wie Clay es erwartet hatte. Gabe war aus dem Alter heraus, in dem solche Entscheidungen für ihn getroffen wurden. Sollte er sich dazu entschließen, ihr Haus zu verlassen, um seinem Vater und seiner Tante näher zu sein, würden sie seine Entscheidung respektieren. Umgekehrt sollte auch Clay seine Entscheidung respektieren, falls Gabe lieber bei seinen Großeltern bleiben wollte.
Erst nachdem er seine Eltern mit der Idee vertraut gemacht hatte, sprach Clay mit Gabe.
„Aber ich habe Freunde hier“, lautete Gabes Antwort. „Und meine Cousins…“
„Ich will dich nicht dazu zwingen, mein Sohn“, sagte Clay. „Wenn du lieber bei deinen Großeltern bleiben möchtest, musst du das tun. Aber bevor du dich endgültig entscheidest, denk bitte über ein paar Dinge nach: Wenn ich in der Lage gewesen wäre, hätte ich dich schon vor langer Zeit zu mir geholt, aber mein Leben war in vielerlei Hinsicht einfach zu instabil. Jetzt bin ich in den Teil der Welt gezogen, in dem auch deine Tante Ursula lebt. Du bist langsam in dem Alter, in dem du Zukunftspläne schmieden wirst, und ich fände es gut, wenn du dabei auch an deine weitere Ausbildung denkst. Und bevor du allein losziehst, hätte ich einfach gern noch ein bisschen Zeit mit dir verbracht.“
„Du könntest doch aber auch nach Hause kommen“, schlug Gabe vor. „Hier ist Platz genug für dich. Und Arbeit gibt es auch.“
Auch wenn sie das schon längst durchgekaut hatten, antwortete Clay geduldig: „So wie die Familie
Weitere Kostenlose Bücher