Das Glück wartet in Virgin River
Hope hat dir wirklich eine große Aufgabe übertragen.“
„Hope und alle anderen. Ich war mal Barkeeper. Jetzt bin ich ein Diakon, der praktisch nie zur Kirche gegangen ist; ein nichtgewählter Bürgermeister, der nie das geringste Interesse daran hatte, sich um das Amt zu bewerben; ich bin Banker und bald dann auch noch Sanierer und Immobilienmogul. In diesem Ort muss die Verantwortung etwas besser verteilt werden.“
Sie lachte über ihn, denn sie wusste genau, wie sehr er diese ganze Aufmerksamkeit genoss. „Ja, Eure Majestät.“
„Aber versteh doch, ich will nicht der Herrscher über die Gemeindekasse sein.“
„Ach, das kommt schon noch. Warte nur, bis du mit sechshundert Möchtegern-Herrschern und Herrscherinnen konfrontiert bist, die alle versuchen, auf deinen Thron zu steigen, und alle ganz super tolle Ideen haben, wie das Geld ausgegeben werden soll. Und da wir von Geld reden, Hope hat klugerweise niemals jemandem je gesagt, wie viel sie besaß. Mit Sicherheit wollte sie damit vermeiden, mit Bitten überhäuft zu werden. Hast du vor, es ihnen zu sagen?“
„Muss ich das denn nicht? Das Geld gehört dem Ort?“
„Ich würde mich von einem Anwalt beraten lassen, der sich mit Nachlassverwaltungen auskennt. Hey … Erin Foley! Sie ist Vermögensanwältin, und die Familie hat jetzt diese Hütte renoviert. Hinzu kommt, dass sie mit Aiden Riordan liiert ist, der Verwandte hier wohnen hat, sodass sie genügend Zeit hier verbringen werden, um ein persönliches Interesse daran zu haben!“ Sie beugte sich zu ihm. „Jack, sag ihnen nicht, um welche Summe es geht, bevor du weißt, ob du das unbedingt tun musst. Die Leute werden sehr seltsam, wenn sie glauben, dass Geld ihnen ein Loch in die Tasche brennen könnte.“
„Aber es ist nicht ihr Geld!“, beharrte Jack.
„Das wird niemanden interessieren“, warf Preacher ein, der bisher ziemlich still geblieben war. „Hast du noch nie von diesen Lottogewinnern gehört, die ihr Leben durch den Geldsegen ruiniert haben?“
„Glaubt ihr denn wirklich, so etwas könnte hier passieren?“, fragte Jack. „Das ist ein anständiger kleiner Ort!“
„Anstand und Gelegenheit treffen nicht immer auf gleicher Ebene zusammen“, meinte Mel.
Sowohl Jack als auch Preacher richteten sich abrupt auf. „Wow“, sagte Jack. „Ist das vom Dalai Lama oder so?“
„Nein, das ist original Melinda Sheridan. Was haltet ihr von dem Spruch hier, ich wette, der passt hundert Prozent zu euch: Keine gute Tat bleibt ungestraft.“ Sie trank einen letzten Schluck von ihrer Cola light. „Ich muss weg. Heute Nachmittag kommen ein paar Patienten. Viel Glück dabei.“ Sie sprang vom Hocker und verschwand durch die Tür.
Jack starrte ihr nach. „Warum hat Hope nicht sie zur Vermögensverwalterin ernannt?“
„Testamentsvollstrecker und Verwalter“, korrigierte Preacher. „Ich persönlich glaube ja, dass Hope zusieht und sich da oben vor Lachen kringelt.“ Und damit begab Preacher sich wieder in seine Küche und ließ Jack allein.
Allein mit noch einem letzten Gedanken: Wir haben noch immer nicht entschieden, was mit Hopes Asche geschehen soll. Sollten wir nicht erst einmal ihre Asche verstreuen, bevor wir anfangen, ihr Geld auszugeben?
Ihm war, als würde er aus der Ferne ein heiseres Lachen hören.
Jack kämpfte mehrere Tage mit diesem Dilemma. Er gab sich Mühe, nicht so viel darüber zu reden, aber wenn in der Bar wenig los war und jemand, den er als zuverlässigen Freund kannte, seinen Weg kreuzte, neigte er dazu, ihm sein Herz auszuschütten. Bis eines Tages die Person durch die Tür spaziert kam, mit der er am allerwenigsten gerechnet hatte – Luke Riordan.
„Hey!“, rief Jack. „Dich habe ich ja seit Bretts Geburt kaum mehr gesehen!“
Luke schüttelte ihm über den Tresen hinweg die Hand. „Shelby löst mich heute ab. Ich brauche mal eine Bierpause. Seit sie wieder angefangen hat zu studieren, verbringe ich so viele schöne Stunden mit Brett, dass ich schon fürchte, langsam schrullig zu werden.“
„Ach, wirklich?“ Jack lachte. „Ich kann es dir nachempfinden.“ Er sorgte dafür, dass Luke sein kaltes Bier bekam. Luke vermietete unten am Fluss sechs Bungalows an Urlauber und kümmerte sich gleichzeitig um ihren zwei Monate alten Sohn, während Shelby das College besuchte. „Sind deine Hütten gut belegt?“, fragte Jack.
„Ungefähr die Hälfte ist vermietet. Die Sommerurlauber habe ich jetzt weitgehend hinter mir, aber nun kommen zunehmend
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