Das Glück wartet in Virgin River
Angler, und nächsten Monat, wenn die Jagdsaison eröffnet ist, sind wir komplett ausgebucht. Immer wenn Männergruppen reservieren, gehe ich davon aus, dass es sich um Angler oder Jäger handelt.“
„Wie schaffst du das alles? Mit dem Baby?“
„Im Augenblick ist Shelbys Onkel Walt ziemlich oft in der Nähe. Auch Art ist eine große Hilfe.“ Art war ein Mann mit Downsyndrom. Er war Anfang dreißig, wohnte auf ihrem Grundstück und arbeitete unter ihrer Aufsicht. „Aber es gibt vieles, was er einfach nicht kann. Du weißt schon, alles, wozu man eine Leiter braucht, der ganze Papierkram oder die Buchhaltung, zum Einkaufen fahren und Vorräte besorgen.“ Er trank einen Schluck Bier. „Ahhhh. Natürlich habe ich auch zu Hause kaltes Bier, aber ich musste einfach mal raus. Allmählich komme ich mir schon vor wie ein Kindermädchen.“
„Wie geht es deinen Brüdern?“
„Mal sehen … Patrick, der jüngste, hockt in Alarmbereitschaft auf einem Flugzeugträger. Aber das ist nur ein kurzer Einsatz von drei Monaten. Aiden und Erin planen im Frühjahr eine kleine Hochzeit. Sean steckt bis zur Halskrause im Air Command and Staff College . Du wirst lachen, aber der Junge bringt es bei der Air Force wahrscheinlich noch zum General. Ausgerechnet Sean, der größte Nichtsnutz, den ich kenne. Ichkann nur vermuten, dass er es bei der Air Force schafft, sich zusammenzureißen. Und der Einzige, von dem wir nicht so viel hören, ist Colin. Aber das war schon immer so. Er ist ein Einzelgänger.“
„Was macht Colin denn dieser Tage?“
Luke trank noch einen tiefen Zug. „Er ist in Fort Benning, Georgia, und fliegt Black-Hawk-Helikopter.“
„Er müsste doch auch bald reif für den Ruhestand sein?“, fragte Jack. „Ist er nicht schon um die vierzig?“
„Stimmt in etwa, und er hat auch bereits mehr als zwanzig Jahre bei der Army auf dem Buckel. Aber dort werden sie ihn schon rauswerfen müssen. Ein ruhiges Leben kommt für ihn nicht infrage. Er liebt diesen Helikopter, und der liebt ihn.“
Jack schenkte sich eine Tasse Kaffee ein. „Euch Flieger habe ich nie verstanden. Mir hat es nicht mal gefallen, auch nur in einem Hubschrauber mitzufliegen.“
Luke lachte über ihn. „In unserer Familie fliegen alle Jungs außer Aiden. Und sieh dir bloß an, was aus dem geworden ist – Frauenarzt und Geburtshelfer! Jetzt komm aber, das ist echt schräg, wenn du mich fragst.“
Jack trank einen Schluck. „Na ja, das kann ich schon nachvollziehen. Jedenfalls eher, als in so einer komischen Drehmaschine durch die Luft zu wirbeln. Übrigens, Luke, kommt ihr beide, du und Shelby, eigentlich zu der Dorfversammlung?“
Luke überlegte einen Augenblick, bevor er antwortete, dann trank er noch einen Schluck, um sich Mut zu machen: „Hey, tut mir echt leid, Jack, aber ich kann mir kaum etwas Langweiligeres vorstellen, und mein Spaßpegel ist schon jetzt extrem weit unten.“
„Mel findet, ich sollte das überhaupt lassen. Sie glaubt, alle werden mit Ideen aufwarten, die nicht zueinanderpassen.“
„Ich will dir nicht zu nahe treten, Jack, aber du wirst von Glück reden können, wenn du zehn Leute zusammenbekommst, die für so eine langweilige Dorfversammlung Zeit erübrigen.“
„Meinst du? Ihr solltet kommen, Luke. Vielleicht habt ihr ja ein paar gute Ideen für den Ort.“
„Willst du wissen, was meine beste Idee ist? Einmal eine ganze Nacht lang durchschlafen. Das ist das Beste, was mir momentan einfällt. Ich will das Baby in seinem Zimmer liegen haben und nachts mit Shelby einmal durchschlafen.“
„Das kommt schon noch. Er ist doch erst zwei Monate alt.“
„Ja, zwei Monate mit einem Bandwurm. Der Kleine futtert pausenlos. Und er hat die größten Füße, die ich je gesehen habe. Wenn Babys wie Deutsche Schäferhunde in ihre Füße wachsen, wird Brett mal zwei Meter fünfzig.“ Er trank langsam sein Bier aus. „Ich würde ja gern länger bleiben, aber ich habe Angst, du überredest mich doch noch zu dieser Versammlung, wenn du einen Filzstift zückst oder so.“
„Wenn du nicht daran teilnimmst“, sagte Jack ernst, „wirst du auch nie zum Bürgermeister gewählt werden können.“
Luke stand auf und warf zwei Scheine auf den Tresen. „Das kann ich verkraften. Und du passt gut auf dich auf.“ Rasch machte er sich aus dem Staub, bevor das Thema vertieft werden konnte.
Auf dem Weg vom Parkplatz vor der Bar zur Kirche, wo die Versammlung stattfinden sollte, fragte Jack seine Frau, ob sie vielleicht ein
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