Das Gluecksarmband
als die graue Asche draußen auf die Straße hinabgesunken war, zögerte sie noch, das Starbucks zu verlassen. Aber sie wusste, dass sie nach Hause musste und dass sie nur zu Fuß zu ihrer Wohnung gelangen konnte. Ihr Handy funktionierte schon seit Stunden nicht mehr. Im Moment war sie also praktisch unerreichbar. Sie musste ihre Chefin anrufen und dann Kate, denn Justin arbeitete bei Cantor Fitzgerald. O Gott, hoffentlich war er herausgekommen, bevor … Molly legte sich schützend die Hand auf den Bauch und hörte, wie ihr Armband beruhigend klimperte. Als sie schließlich wieder auf die Straße hinaustrat, spürte sie, wie Staubteilchen, Überreste der Zerstörung, ihr auf Kopf und Schultern fielen, und sie senkte den Kopf, um ihre Augen zu schützen. Das war nicht mehr ihr New York, das war ein Albtraum. Wo waren die Schönheit und der Zauber geblieben? Und würden sie jemals wiederkehren?
Als sie endlich erschöpft die Treppen zu ihrer Wohnung hinaufstieg, fühlte Molly sich, als habe sie vier Leben gelebt, seit sie an diesem sonnigen Septembermorgen aufgewacht war. Sie schob den Schlüssel ins Türschloss und zögerte. Einen Moment lang fragte sie sich, ob sie wohl auch ihre Wohnung verändert vorfinden würde.
Doch als sie die Tür öffnete, war ihr Zuhause noch ganz so, wie sie es am Morgen verlassen hatte. Die blauen Babysachen, die sie am Abend zuvor auf ihrem kleinen Sofatisch zusammengefaltet hatte, lagen immer noch auf einem Stapel. Der Teller von ihrem Toastbrötchen am Morgen stand immer noch in der Spüle. Ihr Bett war immer noch ungemacht.
Sie wusste nicht, wie lange sie in der Tür gestanden hatte, aber schließlich bemerkte sie, dass ihr Anrufbeantworter blinkte.
Molly durchquerte das kleine Wohnzimmer und drückte auf «Start».
Sie hatte zahlreiche Nachrichten erhalten, alle von Freundinnen und lieben Menschen, die sich Sorgen um sie und das Baby machten. Sogar Nick hatte angerufen, und Molly war erleichtert, von ihm zu hören. Für Groll war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt.
Als sie dann Kates verzweifelte, unter Tränen gesprochene Worte hörte, schnürte es ihr die Kehle zusammen. «Molly, hast du von Justin gehört? Bitte, sag ja. Ich kann ihn nicht erreichen und … ich weiß einfach nicht, was ich tun soll!»
Sie rief ihre Freundin sofort zurück, aber nur der Anrufbeantworter meldete sich. Sie hoffte so sehr, dass Kate nicht versucht hatte, hinzugehen – das war kein Ort, wo Menschen sich aufhalten sollten. Doch wie sollte es sie nicht dorthin ziehen, wenn Justin möglicherweise betroffen war? Molly weinte leise um ihre Freunde und sank auf einen Stuhl.
Nachdem sie mehrmals erfolglos Kates Nummer gewählt hatte, rief sie die anderen Anrufer zurück und versprach immer wieder, dass sie sich nicht in Gefahr begeben würde. Der einzige Mensch außer Kate, den sie nicht erreichen konnte, war Eileen. Molly war besorgt, inzwischen aber auch emotional so ausgelaugt, dass sie sich nur noch unter die Dusche schleppte und versuchte, die Überreste des Tages von der Haut und aus den Haaren zu spülen.
Und das Sommerkleid, das sie getragen hatte, warf sie in den Müll. Sie wollte dieses Kleid nie mehr sehen.
Sie hüllte sich in ihren Bademantel und schaute zu, wie die Sonne vor ihrem Fenster unterging. Dieser entsetzliche Tag ging zu Ende. Erneut griff sie zum Telefon, um erst Kate und dann ihre Mutter anzurufen.
Keine von beiden meldete sich.
Als der folgende Morgen dämmerte, öffnete Molly die Augen und fragte sich, ob der vergangene Tag ein Traum gewesen war, ein furchtbarer Albtraum, der einfach nicht Realität sein konnte. Doch dann schaute sie aus dem Fenster. Immer noch hing Staub in der Luft, und ihr wurde klar, dass es kein Traum gewesen war. Das Herz wurde ihr schwer. Sie setzte sich wieder auf ihr Bett und legte die Arme schützend um den Bauch. Was sollte sie tun? Was denken?
Ein Klopfen an der Tür riss sie aus ihrem Sinnieren. Als sie durch den Spion lugte, traute sie ihren Augen nicht. Es war Eileen.
Sie riss die Tür auf, und ohne ein Wort zu sagen, fielen die beiden Frauen sich in die Arme.
«Wie bist du denn hergekommen, Mom?» Molly liefen die Tränen über die Wangen. «Die Brücken … ich dachte, die Straßen wären gesperrt.»
Eileen lächelte. «Ach, Liebes, ich bin zu Fuß gegangen. Ich musste unbedingt zu dir. Da war es mir egal, dass die U-Bahn nicht fuhr. Und dass der Verkehr überall gestoppt wurde. Ich bin gelaufen.»
Wieder brach Molly in
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