Das Gluecksarmband
mir das so aufgetragen hat. Ich dachte, er wollte sein kleines schwarzes Büchlein etwas auffüllen, aber was Sie eben gesagt haben, klingt logisch.»
Greg schüttelte den Kopf. Er kapierte das nicht. «Wieso?»
«Na, Sie sagen doch, eine Frau versucht, die Eigentümerin von einem Armband zu finden, oder? Und da sucht sie doch nach einer Frau, nicht nach einem Mann. Oder würden Sie etwa ein Bettelarmband tragen?» Sofia verdrehte die Augen, weil sie ihm etwas so Offensichtliches erklären musste.
Greg schüttelte den Kopf. Er schmunzelte, weil Sofia sich so aufregte. Mit Gennaro als Chef musste sie wahrscheinlich eine Menge hinnehmen. Aber sie hatte recht, das war tatsächlich logisch.
Andererseits, wenn Sofia der geheimnisvollen Frau eine Liste hatte zukommen lassen, auf der ausschließlich Frauen aufgeführt waren, bestand kaum eine Chance, dass ihre Wege sich kreuzten.
«Sie haben gesagt, Sie hätten auch einen Namen und eine Telefonnummer? Von der Frau, der Sie diese Liste geschickt haben?»
«Ich habe sie noch nicht abgeschickt – hab noch keine Zeit dazu gehabt. Ich hatte es vor, aber …» Sie seufzte wieder. «Da steht der Name, oben auf der Seite.»
Zu seiner Erleichterung sah Greg neben dem Namen «Molly» eine Reihe handgeschriebener Ziffern. Das war eine Telefonnummer hier in Manhattan.
«Kein Nachname?», fragte er.
Das rief bei Sofia ein bitteres Lachen hervor. «Falls sie Gennaro ihren Nachnamen gesagt hat, dann behält er den mit Sicherheit für sich – besonders, wenn sie attraktiv ist …»
Und das ist sie, dachte Greg.
Aber eigentlich benötigte Greg den Nachnamen gar nicht. Jetzt hatte er ja Mollys Telefonnummer, also brauchte er nur noch anzurufen, sich vorzustellen und ihr zu erklären, wie er zu ihrer Nummer gekommen war. Es dauerte einen Moment, bis er die Nummer in sein Handy eingespeichert hatte. «Danke, Sofia, Sie sind mir eine große Hilfe gewesen – eine ganz große Hilfe», wiederholte er. «Und wissen Sie, was?», fügte er spitzbübisch hinzu, «wenn ich Gennaro wäre, würde ich Ihnen für den Rest des Tages freigeben.»
Sofias Augen funkelten. «Kann ich mich auf Sie berufen, wenn Gennaro nachfragt?»
Lachend wandte Greg sich zum Gehen. «Na klar. Schieben Sie es ruhig auf mich.»
Kaum stand er wieder draußen auf der Straße, da wählte Greg die Nummer, die er soeben erhalten hatte. Er freute sich darauf, mit dieser Molly zu sprechen und das Armband seiner Mutter zurückzubekommen. Die Finderin war anscheinend ein sehr netter Mensch. Hätte sie sich sonst die Mühe gemacht, die Eigentümerin aufzuspüren, um ihr das Schmuckstück zurückzugeben? Und wie klug von ihr, dass sie dabei die Anhänger zu Hilfe genommen hatte. Greg freute sich auch, dass es einer «seiner» Anhänger gewesen war, der Molly zu Gennaros Galerie und damit zu ihm geführt hatte.
Er lauschte auf das Klingeln am anderen Ende der Leitung, irgendwo in New York. Dreimal, viermal, fünfmal, niemand nahm ab. Dann hörte er einen Anrufbeantworter.
«Willkommen im
Secret Wardrobe.
Leider können wir Ihren Anruf zur Zeit
nicht entgegennehmen. Bitte hinterlassen Sie eine Nachricht, wir rufen dann in Kürze zurück. Wenn Sie eine Spende abholen lassen möchten, rufen Sie bitte zwischen sechzehn und achtzehn Uhr an. Vielen Dank für Ihren Anruf im
Secret Wardrobe
.»
«Secret Wardrobe?»
, murmelte Greg vor sich hin. Offenbar hatte er nicht Mollys Privatnummer, sondern die Telefonnummer eines Ladens gewählt. Aber was bedeutete der Hinweis auf die Abholung der Spenden? Arbeitete Molly vielleicht in einer Art Kleiderkammer? In Gedanken ging Greg die Möglichkeiten durch.
Doch, das war plausibel. Seine Mutter spendete regelmäßig für wohltätige Zwecke, und
vermutlich verschenkte sie auch Kleidung. Mehr als einmal hatte Greg gehört, wie sie mit Maria darüber gesprochen hatte, der Kirche Sacred Heart Kartons zu schicken. Aber von einem Laden namens
Secret Wardrobe
hatte er noch nie gehört.
Rasch rief Greg in der elterlichen Wohnung in der Park Avenue an.
«Bei Matthews», meldete Maria sich.
«Maria, ich bin’s. Haben Sie kürzlich Kleidung meiner Mutter als Spende weggegeben? An irgendeine karitative Organisation, meine ich?»
«Doch, ja, das habe ich», bestätigte sie Gregs Verdacht. Es klang zögernd. «Hätte ich das nicht tun sollen? Sie hatte mehrere Stücke aussortiert und mich gebeten, sie für Father Mike einzupacken.»
«Für Father Mike von der Sacred Heart?»
«Ja. Und ich
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