Das Gluecksarmband
habe die Sachen auch eingepackt, aber dann war ja so viel anderes … Also, ich habe sie vergessen und sie erst nach einer Weile wiedergefunden, im vorderen Schrank, und da habe ich mich an die Bitte Ihrer Mutter erinnert.»
«Wie lange ist das her?»
«Äh … ein paar Wochen, glaube ich. Warum?» Ihre Stimme veränderte sich plötzlich. «Oje … ist das Armband vielleicht …? Habe ich etwas falsch gemacht? Ist es aus Versehen dazwischengeraten? O nein …»
«Maria, Sie haben nichts falsch gemacht», unterbrach Greg sie. «Aber haben Sie schon mal
von einem Laden namens
Secret Wardrobe
gehört? Haben Sie die Kartons vielleicht dahin geschickt?»
«Nein, der Name sagt mir gar nichts. Aber Ihre Mutter hat an viele verschiedene Einrichtungen gespendet. Trotzdem, ich bin mir ziemlich sicher, dass ich die letzte Sendung an Father Mike geschickt habe. Soll ich ihn mal anrufen?»
«Nein, schon gut, Maria, danke. Falls nötig, rufe ich Sie wieder an.»
Allmählich konnte Greg sich ein Bild davon machen, was geschehen war. Wenn diese Molly in einer Kleiderkammer arbeitete, dann musste sie das Armband in einem gespendeten Kleidungsstück von Cristina gefunden haben. So was passierte vermutlich immer mal wieder, und wahrscheinlich machte der Laden sich deshalb so viel Mühe, das Armband zurückzugeben. Allerdings hatte Greg immer noch keine Ahnung, wie er Molly finden sollte.
Frustriert rief er ein zweites Mal ihre Nummer an, aber wieder ging gleich der Anrufbeantworter dran. Verflixt – vielleicht machte der Laden Weihnachtsferien? In diesem Fall würde er bis zum neuen Jahr warten müssen, um Molly zu erreichen und Cristinas Armband zurückzuerhalten – und eigentlich wollte er nicht warten. Vielleicht würde der Laden die Suche bis dahin auch aufgeben und das Armband zum Verkauf anbieten. Falls das passierte und das Schmuckstück tatsächlich eine Käuferin fand, hatte er keine Chance mehr, es aufzuspüren.
Er googelte auf seinem Handy nach einer Kleiderkammer namens
Secret Wardrobe
. Mehrere Läden waren aufgeführt, aber entweder waren es keine karitativen Einrichtungen, oder aber sie befanden sich außerhalb von Manhattan. Doch der Nummer nach zu urteilen musste das gesuchte Geschäft in Manhattan liegen. Verdammt …
Greg schaute auf die Uhr. Was sollte er jetzt machen? Nach Hause konnte er nicht, da lief er Gefahr, Karen zu begegnen. Aber da Maria sich sicher war, dass sie Cristinas abgelegte Kleider an Father Mike geschickt hatte, konnte es wohl nicht schaden, wenn er zur Sacred Heart radelte und dort ein bisschen nachforschte.
Wenige Minuten später schloss Greg das Fahrrad wieder ab und ging auf die Kirchentür zu. Zögernd drückte er dagegen, und zu seiner Überraschung öffnete sie sich. Wenn nicht gerade ein Gottesdienst stattfand, waren die meisten Kirchen in New York heutzutage abgeschlossen. Aus Sicherheitsgründen.
«Hallo?», rief er. Ihm war ein bisschen unheimlich zumute. In der Kirche war es kalt und dunkel, und Greg hatte das Gefühl, gleich würde jemand die Hand ausstrecken und ihn packen. Doch im hinteren Teil des Raumes schimmerte ein Licht, also ging er an den Kirchenbänken vorbei darauf zu.
Er fand eine Tür, die einen Spaltbreit geöffnet war, und klopfte. Ein adretter Mann, anscheinend in den Sechzigern, drehte sich um. «Ja?»
«Father Mike? Sie erinnern sich vielleicht nicht an mich. Ich bin Greg Matthews, Cristinas Sohn …» Greg verstummte, nicht sicher, ob der Priester ihn wiedererkennen würde. Seine Mutter war zwar schon ewig mit Father Mike befreundet, aber Greg selbst hatte kaum mit ihm zu tun gehabt.
Das braune Haar des Priesters wurde schon dünn, und seine ledrige Haut verriet, dass er seit vielen Jahren rauchte und sich ohne Sonnenschutz oder Hut den Elementen aussetzte.
«Ja – natürlich!» Father Mike strahlte. «Cristinas Sohn. Wie geht’s Ihnen denn?» Er schüttelte Greg kräftig die Hand. «Bitte, nehmen Sie Platz.»
Er zog einen klapprigen Holzstuhl für Greg an den Schreibtisch, auf dem sich Kleidungsstücke und Handtaschen türmten.
Father Mike lächelte. «Machen Sie sich nichts aus dem Chaos, ich sortiere gerade ein paar Spenden für Bedürftige.» Er schob alles in einen Karton zurück und stellte ihn auf den Boden. Dann schaltete er einen kleinen Heizlüfter ein. Greg war dankbar dafür, denn in dem düsteren Kämmerchen war es eiskalt.
«Eigentlich wollte ich genau darüber mit Ihnen –», begann er.
«Also, wie geht’s, wie
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