Das Gluecksarmband
Bedeutung dieses kurzen Zusammentreffens wissen können.
«Sie meldet sich bestimmt. Vergiss nicht, zwischen den Jahren ist alles ein bisschen anders als sonst. Sie scheint doch ein guter Mensch zu sein – dass sie sich so viel Mühe gemacht hat, um uns zu finden.» Jeff lächelte.
Der Fahrstuhl gongte, und die beiden Männer traten ein. Greg zuckte die Achseln. «Ich weiß nicht – vielleicht hat sie ja auch einfach zu viel Zeit.» Aber insgeheim imponierte es ihm, dass diese Molly anscheinend versucht hatte, mit Hilfe der Anhänger die Eigentümerin ausfindig zu machen. Cristina hätte sich riesig darüber gefreut, denn es bewies, was sie immer gesagt hatte: dass sich an dem Armband die Familiengeschichte ablesen ließ.
«Ihr Wagen wartet, meine Dame.» Eileen lächelte, als ihre Tochter elegant die Treppe vor dem Mietshaus hinunterschwebte. Neben ihr in der Haustür standen Kate und Danny.
In ihrer Abendrobe sah Molly aus, als sei sie einer anderen Zeit entsprungen. Sie hatte ihr Haar zu einem lockeren Knoten aufgesteckt, sodass ihr schöner Hals zur Geltung kam. In dieser Frisur prangte als perfekte Ergänzung zu ihrem Outfit im Stil der fünfziger Jahre ein mit Edelsteinen besetzter Kamm. Das Givenchy-Kleid funkelte und betonte Mollys gute Figur, während die langen Opernhandschuhe, die sie in einer Schublade entdeckt hatte, eine Verbeugung vor den vergangenen Festen darstellten, die dieses Kleid bestimmt miterlebt hatte.
Als sie den Fuß der Treppe erreichte, errötete Molly. «Du hast doch nicht etwa ein Auto für mich gemietet, Mom? Ich hätte ganz einfach ein Taxi nehmen können.»
«Dieses Kleid und du, ihr beide verdient etwas Besseres als irgendein klappriges gelbes Taxi», sagte Eileen feierlich.
Molly biss sich auf die Lippe. «Also vielen Dank, das ist total lieb von dir. Dann kann es ja wohl losgehen.»
«Du siehst superschick aus, Mom.» Danny lächelte.
«Na, vielen Dank, junger Mann. Bist du auch wirklich einverstanden, dass ich euch heute Abend allein lasse?»
«Klar doch. Nana hat gesagt, wir können Jay-Z gucken. Der tritt heute Abend im Fernsehen auf.»
Nein, heute Abend schlürfte Jay-Z wohl eher in einer Villa in Beverly Hills Champagner, dachte Molly. Doch Danny brauchte noch nicht zu erfahren, dass der Großteil der
New Year’s Eve Live Telecasts
schon Monate vorher in den Studios aufgenommen wurde.
«Mach dir keine Gedanken, wir werden uns einen ganz schönen Abend machen», sagte Eileen, indem sie ihrem Enkel den Arm um die Schultern legte. «Und du genieße den Ball. Und komm ja nicht zu früh nach Hause.»
Molly dachte, wie sehr die Zeiten sich geändert hatten … Es war noch gar nicht so lange her, da hatte Eileen streng gesagt, sie solle nicht zu spät nach Hause kommen.
«Mal sehen. Vielleicht bin ich auch ganz schnell wieder hier und gucke mit euch dreien im Schlafanzug Jay-Z.»
«Wehe dir», sagte Kate drohend.
«Ja, Mom, du sollst heute ausgehen und viel Spaß haben», ermunterte Danny sie.
Eileen tätschelte ihrem Enkel den Kopf. «Ja, bitte amüsiere dich. Zieh einfach los und genieße den Abend, egal, ob du die Eigentümerin des Armbands findest oder nicht.»
Molly schaute auf den gebauschten Tüllrock hinunter, der unter ihrem Cape hervorlugte. Einige Kristalle fingen das Licht der Straßenlaterne auf und hypnotisierten sie mit ihrem Glitzern. Ja, vielleicht hatte sie wirklich einen unterhaltsamen Abend verdient.
«Und denk dran, Anna Bowery musste bestimmt niemand sagen, dass sie sich in dem Kleid gut amüsieren soll», rief Kate. «Es ist Zeit, dass du ihm gerecht wirst.»
Molly schickte den dreien ein Kusshändchen zum Abschied und stieg in die wartende schwarze Limousine.
Das Trio auf der Treppe winkte ihr nach, als der Wagen anfuhr und langsam die Straße entlangglitt, bevor er dann nach Norden in Richtung Fifth Avenue abbog.
Der Cadillac, in dem Greg und Jeff saßen, hielt am Bordstein, und Greg starrte auf die Massen von Menschen, die zum Benefizabend für das St.-Jude-Krankenhaus herbeiströmten. Die Mehrzahl entstieg schnittigen schwarzen Karossen, ganz ähnlich dem Schlitten, in dem er gerade mit seinem Vater angekommen war.
Greg betrachtete die Gesichter in der Menschenmenge. Einige kannte er, weil seine Mutter auch für verschiedene andere karitative Organisationen gearbeitet hatte oder weil er sie in vergangenen Jahren schon auf dem Silvesterball gesehen hatte. Anderen war er zwar noch nicht persönlich begegnet, doch er
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