Das Gluecksarmband
herzubringen, da ist etwas für Männer dabei. Aber Sie kennen ihn ja …»
Father Mike lächelte und schloss den Karton. «Allerdings. Wenn der Mann den Teewärmer von meiner Großmutter in die Hände bekäme, würde er ihn als Grabtuch von Turin verkaufen.»
Molly lachte, denn das stimmte: Frank fühlte sich verpflichtet, wirklich alles zu verkaufen, was er in die Finger kriegte – einer der Hauptgründe, warum
Encore
so vollgestopft und chaotisch war.
«Danke für die Sachen, und sagen Sie bitte auch Carole schönen Dank von mir, ja?»
«Mache ich.»
Vor der Kirche waren Geräusche zu hören, und dann kamen ein paar Leute lachend in den dunklen Kirchenraum.
«Ah, die wollen unten vorbereiten», erklärte Father Mike. «Wir veranstalten heute einen Abend mit alkoholfreien Cocktails – möchten Sie auch dazustoßen?»
Lächelnd schüttelte Molly den Kopf. «Bin zu kaputt heute Abend, und außerdem muss ich zurück zu Danny, aber danke für die Einladung.»
Father Mike klopfte ihr auf die Schulter. «Auch gut. Dann gehen Sie jetzt nach Hause und … meditieren oder machen Yoga oder was ihr Heiden heutzutage so treibt.»
Molly verabschiedete sich und versprach ihm, beim nächsten Mal ganz besonders auf Männerkleidung zu achten.
Als sie etwa eine halbe Stunde später nach Hause kam, lief der Fernseher, und Danny und Kate saßen auf dem Sofa und guckten einen Film.
«Hey, ihr beiden.» Molly gab Danny einen Kuss, und er sah schläfrig zu ihr hoch. «Du kommst aber spät.»
«Ja, ich weiß, ich musste noch schnell zu Father Mike in die Kirche. Habt ihr schon gegessen?»
Kate nickte. «Ja, Hot Dogs, wie du vorgeschlagen hattest.»
«Lecker …», fügte Danny anerkennend hinzu.
Molly schlüpfte aus dem Mantel und hängte ihn an den Haken neben der Tür. «Ich hoffe, ihr habt noch was für deine arme alte Mama übriggelassen.»
Kate streckte sich und stand auf, um sich zum Gehen fertigzumachen. «Aber klar doch.»
Molly nahm sie zum Abschied in die Arme und versprach ihr, morgen früher zu kommen, damit sie noch ein bisschen plaudern konnten. Sie verfeinerte ihr Hot Dog mit Ketchup und Senf und setzte sich dann neben Danny aufs Sofa. «Was guckst du da?»
«Ach, ich glaub, da geht es irgendwie um einen Falken», antwortete er desinteressiert. «Ist aber ziemlich langweilig.»
Kate war süchtig nach alten Filmen. Wahrscheinlich stammte ihre Begeisterung noch aus ihrer Zeit mit Justin, aber inzwischen hatte sie auch Molly angesteckt. Auf dem Bildschirm betrachtete Humphrey Bogart gerade mit leidenschaftlichem Blick das Bild der Frau, nach der er suchte. Während Molly ihr Würstchen verzehrte, fragte sie sich, ob das Leben damals wohl einfacher gewesen war.
«Mann, ist das eine Wohnung …», murmelte sie.
«Ja, in Hollywood», murmelte Danny als Antwort.
Molly schaute zu, wie Bogart verzweifelt nach der Liebe seines Lebens suchte, und fragte sich, ob wohl jemals ein Mann so nach ihr suchen würde. Heutzutage gab es in Beziehungen anscheinend keine Leidenschaft mehr … Offenbar wollte sich niemand mehr anstrengen, niemand wollte sich mehr so heftig verlieben, dass man alles andere vergaß. Gab es solche Liebe nicht mehr? Hatte es sie überhaupt jemals gegeben?
Molly lehnte sich zurück. Wenn sie ehrlich war, war es ihr so ergangen, als sie Nick kennengelernt hatte …
Chelsea, Lower Manhattan, 1999
Molly hatte das Gefühl, dass die Sterne endlich gut für sie standen und das Leben nach ihren Wünschen verlief. Am liebsten wäre sie gehüpft, so glücklich war sie! Aber jetzt war sie gerade schwer beladen, mit Einkaufstüten und ihrer Handtasche, und noch dazu hielt sie ihren Mantel über dem Arm. Er war ihr einfach zu warm geworden, denn der Frühling hielt gerade Einzug. Jetzt zu hüpfen wäre ein Kunststück gewesen.
Sie holte tief Luft und vergegenwärtigte sich noch einmal, was geschehen war. Mit einem
Lächeln dachte sie an das Gespräch, das sie gerade mit der Besitzerin von
Village Consignment
geführt hatte, einem hübschen kleinen Vintage-Laden in der Nähe ihrer Wohnung. Und sie hatte die Stelle gekriegt, ihren ersten richtigen Job! Wie sehr hatte sie sich das gewünscht, schon gleich, als sie den Laden zum ersten Mal betreten hatte. Die große Auswahl an Abendkleidern und Rüschenröcken mit wehenden Petticoats, die man wohl 1956 auf Tanzpartys und Schulbällen getragen hatte, hatte ihrer Phantasie Flügel verliehen.
Unwillkürlich hatte Molly sich gefragt, welche wunderbaren
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