Das Gluecksarmband
DiCaprio. Ja, der Mann, der sich gerade über sie beugte, hatte genau seine Augen.
Doch da wurde ihr bewusst, dass er immer noch auf eine Antwort wartete. Molly schüttelte den Kopf, als müsse sie einen Nebel vertreiben. «Ja, ja … sorry … klar.» Sie lächelte verlegen und fand keine Worte.
«Haben Sie sich auch bestimmt nicht verletzt?», fragte er, während er ihr vom Bürgersteig aufhalf.
«Ich glaube nicht …» Sie schaute auf ihre Sachen, die um sie herum verstreut lagen. «Aber meinen Wein hat’s erwischt, so ein Mist.» Die Flasche Wein hatte den Zusammenstoß nicht überlebt.
«Ach, das ist meine Schuld, tut mir wirklich leid. Ich Trottel. Ich habe beim Gehen runtergeguckt, weil ich mit diesem blöden Handy beschäftigt war.» Der Mann hielt ein Motorola hoch – das gleiche Modell wie Mollys.
«Macht nichts. Es war ziemlich billiger Wein, kein großer Verlust. Wahrscheinlich hätte ich sowieso Kopfschmerzen davon gekriegt.» Dann dachte Molly über ihre Worte nach. Wenn er sie nun für eine Schnapsdrossel hielt? Die allein ganze Flaschen Wein leerte? «Ich meine, ich hätte ja nicht alles auf einmal getrunken. Ich wollte mir was zum Abendessen machen – ein Steak. Und Sie wissen ja, roter Wein und rotes Fleisch und so …»
Halt die Klappe, Molly, befahl sie sich innerlich. Sie biss sich auf die Lippe. «Jedenfalls …»
Ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel. «Ich weiß, was Sie meinen. Ich trinke auch gern ein schönes Glas Wein zum Steak. Kann ich das irgendwie wieder gutmachen?» Jetzt lächelte er breit, und Molly hatte plötzlich Schmetterlinge im Bauch.
«Das ist wirklich nicht nötig», protestierte sie, aber ihr Widerspruch kam nicht von Herzen.
«Bitte, ich möchte das gern. Das ist doch das Mindeste, was ich tun kann, nachdem ich Sie umgerannt habe. Ich heiße Nick. Nick Mestas.» Wieder streckte er die Hand aus. «Freut mich, Sie kennenzulernen … äh, wie war noch mal Ihr Name?»
«Molly. Molly O’Neill.»
«O’Neill? So wie die irischen Pubs?», erkundigte er sich, und Molly erschrak. Schon wieder der Bezug zum Trinken.
«Kann ich nicht sagen. Ich bin noch nie in einem gewesen», erklärte sie.
«Aber Sie sind doch Irin, oder? Mit dem Haar und den Augen?»
Molly errötete heftig. «In zweiter Generation», bestätigte sie. Weitere Einzelheiten brauchte er nicht zu erfahren.
«Ich auch. Ich meine, ich bin Grieche in zweiter Generation.» Nick lachte. «Meine Eltern haben sich wirklich was einfallen lassen. Ich wette, Sie haben noch nie von einem Griechen namens Nick gehört, oder?» Molly kicherte, und er schenkte ihr ein Lächeln, bei dem ihr fast das Herz stehenblieb. «Also, was meinen Sie, Molly O’Neill? Darf ich Sie zur Entschädigung zum Essen einladen? Zum Beispiel in einen irischen Pub?»
Molly schluckte schwer. Sie hatte geplant, zu Hause zu bleiben, sich das Steak zu braten, den Wein zu trinken, der inzwischen den Bürgersteig rot färbte, und sich dann vielleicht ein Schaumbad zu gönnen. Aber nun war sie gerade mit einem der schönsten Männer zusammengestoßen, die sie je zu Gesicht bekommen hatte, und er hatte sie tatsächlich zum Essen eingeladen. Vielleicht standen ihre Sterne heute wirklich günstig.
«Na, was meinen Sie? Ich schwöre, ich beiße nicht, und ich werde Sie auch nie wieder umrennen. Wenn Sie Rotwein mögen, weiß ich ein kleines Bistro in Greenwich, die haben einen Cabernet, da wird Ihnen buchstäblich das Wasser im Munde zusammenlaufen.»
«Greenwich … da komme ich gerade her», antwortete Molly. Es war, als hätte sie die Kontrolle über die Wörter verloren, die ihren Mund verließen. «Ich habe gerade einen Job in einem Geschäft im Village gekriegt, und –»
«Also, dann müssen Sie doch einfach ja sagen. Das müssen wir feiern!» Wieder lächelte er, und Molly musste sich zurückhalten, um ihm nicht gleich an Ort und Stelle um den Hals zu fallen. Wenn es so etwas gab, wie Liebe auf den ersten Blick – na ja, oder vielleicht Lust auf den ersten Blick? – dann hatte es Molly voll erwischt.
«Okay, abgemacht», sagte sie lächelnd.
Es war längst dunkel, als das Taxi vor Mollys Mietshaus hielt. Nick sprang heraus und lief um das Auto herum, um ihr die Wagentür zu öffnen. Sie ergriff seine ausgestreckte Hand und stieg anmutig aus. Als sie sich fragte, ob er wohl versuchen würde, sie zu küssen, lief ihr ein Schauer über den Rücken.
«Darf ich dich zur Haustür bringen?», fragte er leise.
«Klar»,
Weitere Kostenlose Bücher