Das Gluecksarmband
antwortete sie, plötzlich schüchtern.
Nick wandte sich an den Fahrer. «Können Sie auf mich warten? Lassen Sie die Uhr weiterlaufen, ich bin gleich wieder da.»
Molly lächelte über seine Ritterlichkeit und fügte seinem Punktekonto, das den ganzen Abend über stetig angewachsen war, einen weiteren Pluspunkt hinzu.
Und was war das für ein Abend gewesen! Von dem Moment an, als Nick ihr vom Bürgersteig aufgeholfen hatte, hatte er sich als absoluter Gentleman erwiesen. Hatte ihr die Türen aufgehalten, ihr den Stuhl zurechtgerückt und ihr Fragen gestellt – so ganz anders als die meisten Männer, denen sie in Manhattan bisher begegnet war. Die hatten nur über sich selbst geredet oder wollten an der Theke Bier trinken und irgendwelche Sportsendungen sehen, die gerade im Fernsehen liefen. Nein, Nick war genau das Gegenteil von ihnen.
Er war sechsundzwanzig, also ein paar Jahre älter als sie selbst, und lebte in New York. Nach seinem Abschluss an der Uni in Los Angeles war er von der Westküste fortgezogen. Er hoffte, im Internet-Boom, der den ganzen Erdball überzog, Geld machen zu können.
Nick hatte Informatik studiert und erzählte, dass er sich sehr für alle möglichen Geräte interessierte – insbesondere für sein Handy.
Vor allem aber schien Nick nicht nur Mollys Liebe zu New York, sondern auch ihre Freude über den neuen Job vollkommen zu verstehen. Er war ein begeisterter Zuhörer, und in den vergangenen viereinhalb Stunden hatten sie über alles Mögliche gesprochen.
Auf dem Weg zur Haustür hielt Nick sie am Ellbogen, und sie spürte, wie sich ein nervöses Kribbeln in ihrem Bauch breitmachte. Ja, sie wollte ihn wirklich gern küssen.
«Also, mir hat das heute Abend ganz viel Spaß gemacht, Nick. Ich bin froh, dass wir uns über den Weg gelaufen sind. Im wahrsten Sinne des Wortes», fügte sie mit einem Lächeln hinzu.
«Ich auch. Ich hoffe, dass du ja sagst, wenn ich dich jetzt frage, ob wir uns wiedersehen.» Er schaute auf ihre Lippen. Er würde sie küssen … Sie wusste es einfach.
Molly schluckte, nickte. «Ja, von mir aus sehr gern.»
«Wie wäre es morgen zum Frühstück? Oder ist das zu bald?» Nick lächelte, und ihr Herz klopfte schneller.
«Nein, das ist nicht zu bald.» Ihr Kopf bewegte sich auf seinen zu, und da zog er sie plötzlich an sich, nahm sie in die Arme und verschloss ihre Lippen mit einem Kuss. «Molly …», flüsterte Nick. Sie öffnete die Augen. Würde er sie jetzt fragen, ob er mit reinkommen dürfe? Einerseits wünschte sie sich das sehr, andererseits hoffte sie, dass er nicht fragen würde. Sie ging niemals gleich nach dem ersten Date mit einem Mann ins Bett. Obwohl sie diesmal versucht war, diese Regel zu brechen.
«Ja?»
«Du bist wunderbar. Und am liebsten würde ich die ganze Nacht hier stehenbleiben und dich küssen. Ich fand den Abend mit dir heute sehr, sehr schön. Aber lass uns auch noch etwas für das Frühstück morgen aufheben.» Als er sie wieder küsste, war Molly, als müsse ihr vor lauter Glück gleich das Herz aus der Brust springen.
«Ich kann es kaum erwarten.» Sie löste sich von ihm und musste sich richtig zusammenreißen, um ihm nicht gleich wieder in die Arme zu fallen.
Sie erreichten Mollys Wohnungstür.
«Oh, da liegt etwas für dich», sagte Nick. Er bückte sich und hob ein kleines Päckchen auf. Ein wenig besorgt schaute er sich im Hausflur um. «Kann hier denn jeder einfach so reinspazieren und irgendwas hinlegen? Das ist ja nicht ganz ungefährlich.»
Doch Molly dachte nur an das Päckchen. Sie lächelte, als sie die inzwischen vertraute Form erkannte. Es war eine ganze Weile her …
«Nein, das ist schon okay», antwortete sie. «Ich habe einen … einen heimlichen Verehrer, sozusagen.»
Nick zog die Stirn in Falten. «Einen heimlichen Verehrer? Das klingt ja gar nicht gut. Den Kerl werde ich ausschalten müssen, fürchte ich», scherzte er, und Molly brach in Gelächter aus.
«Nein, so meine ich das nicht. Ich weiß schon, was hier drin ist. Diese Päckchen bekomme ich von Zeit zu Zeit, immer dann, wenn etwas Wichtiges in meinem Leben passiert.» Mit wenigen Worten erzählte sie Nick die Geschichte von ihrem Glücksarmband und zeigte ihm die Anhänger.
«Und du weißt nicht, wer sie dir schickt?»
Molly errötete. «Na ja, ich habe natürlich so meine Vermutungen, aber ich komme mir ein bisschen vor wie im Märchen, so als würde eine gute Fee mich behüten.» Sie wollte ihre Theorie, wer vielleicht aus der
Weitere Kostenlose Bücher