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Das Gluecksarmband

Das Gluecksarmband

Titel: Das Gluecksarmband Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Greene
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vielleicht konnte er die Aufnahmen einigen Galerien anbieten und mal sehen, ob sie anbissen.
    Doch dann schweiften seine Gedanken ab. Wieder überlegte er, wie er Karen wirklich beeindrucken konnte, wenn er um ihre Hand anhielt. Sein Antrag sollte auf keinen Fall gewöhnlich oder alltäglich sein, etwa mit einem Ring, der in einer Auster oder in einem Glas Champagner versteckt war. Nein, es sollte etwas Verrücktes sein, eine romantische Geste, an die sie ihr Leben lang denken würde. Auch nichts Abwegiges, sondern etwas, das sich nahtlos in ihren Tag einfügte. Karen war sehr intuitiv, und er wollte ihr keinen Anlass geben, vielleicht Verdacht zu schöpfen. Und kitschig durfte es auch nicht sein, denn Greg erinnerte sich, dass sie mal gesagt hatte, einen Heiratsantrag in aller Öffentlichkeit, also im Restaurant oder von einem Flugzeug an den Himmel geschrieben, fände sie total daneben. Sie bezeichnete solche Anträge als geschmacklos und klischeehaft.
    Er musste sich also etwas Romantisches und Persönliches ausdenken, aber gleichzeitig sollte es so originell sein, dass Karen es nie vergessen würde. So, dass sie beide ihren Kindern davon erzählen würden, dachte Greg mit einem Lächeln.
    Ein Heiratsantrag, der alle anderen Anträge in den Schatten stellte.
    Aber wie?
     
    Im Büro ging Karen einige Anzeigen aus der Marketing-Kampagne vom vergangenen Frühjahr durch. Sie hatte unter dem Thema «Magie» gestanden, und die Werbeabteilung hatte eine Veranstaltung mit Disney einbauen wollen, doch der Medienkonzern hatte im letzten Moment einen Rückzieher gemacht. Leider erst, nachdem die Reklameflyer schon massenhaft gedruckt worden waren.
    Nach dieser Geschichte hatten Karen und ihre Kollegen richtig dumm dagestanden, und die Konsequenz war, dass sie mit der Kampagne für das kommende Frühjahr jetzt schon begonnen hatten. Sie hofften, auf diese Weise die Scharte auswetzen zu können.
    Amy, eine der Werbetexterinnen, blieb vor Karens Schreibtisch stehen.
    «Bloß nicht noch mal so ein Reinfall!» Sie deutete auf die alten Anzeigen. «Warum hast du die rausgekramt?»
    «Zur Erinnerung», antwortete Karen, «damit so was nie wieder passiert.» Sie seufzte und holte ihr Schminktäschchen aus dem Schreibtisch. Während sie ihr Make-up auffrischte, nahm Amy Gregs Foto in die Hand, das neben Karens Monitor stand.
    «Und wie geht’s dem Schönen und Reichen?», fragte Amy mit einem Lächeln.
    «Immerhin ist er noch schön», antwortete Karen bedauernd, legte das Schminktäschchen in die Schublade zurück und schloss diese ein wenig zu energisch.
    «Aha?» Amy verschränkte die Arme. «Was ist denn los?»
    Karen rückte den Papierstapel auf ihrem Schreibtisch zurecht. «Er hat an der Wall Street gekündigt. Jetzt will er Fotograf werden.» Um ihre Kollegin nicht ansehen zu müssen, betrachtete sie angestrengt die Papiere, die vor ihr lagen.
    «O je … das ist wirklich eine große Veränderung. Aber hast du nicht erzählt, dass er richtig gute Fotos macht? Er hatte doch vor einer Weile eine Ausstellung, oder?»
    «Ja, er fotografiert sehr gut …» Karen brach ab und griff zu dem Kreuzworträtsel, das sie bei ihrem Morgenkaffee angefangen, aber noch nicht vollständig gelöst hatte. Jetzt tat es ihr leid, dass sie aus Gregs einem verkauften Foto vor ihren Kolleginnen gleich eine ganze Ausstellung gemacht hatte.
    «Und wo ist dann das Problem?», bohrte Amy nach.
    «Es gibt kein Problem.» Karen nahm einen Stift zur Hand und füllte die leeren Kästchen aus.
    «Was hast du eigentlich immer mit diesen Rätseln?»
    «Gehirnjogging», antwortete Karen flapsig. Die Wahrheit aber war, dass sie sich in Gregs Bekanntenkreis – vor allem aber in den Kreisen seiner Eltern – irgendwie unterlegen fühlte. Diese Leute waren gesellschaftlich angesehen und mit einem goldenen Löffel im Mund geboren. Karen hatte es immer brennend danach verlangt, auch zu dieser Welt zu gehören – und nicht nur als schön, sondern auch als klug zu gelten und jederzeit jeder Situation gewachsen zu sein. Und das war ihr geglückt.
    Aber jetzt hatte Greg mit seinem plötzlichen Berufswechsel die Spielregeln verletzt. Alles, worauf sie hingearbeitet hatte, schien in Frage gestellt zu sein, seit er diese Entscheidung getroffen hatte.
    Sie hatte ihn so gern als erfolgreichen Börsenmakler, als Spitzenverdiener aus einer Familie von der Upper East Side präsentiert. Aber von jetzt an, dachte Karen gereizt, würde sie ihn als arbeitslosen Künstler

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