Das Gluecksarmband
das, was Reese Witherspoon letzte Woche bei den
In Style Awards
getragen hat.
«Wirklich?», kreischte Jessica. «Ich liebe Reese. Also gut, okay. Ich versuche, diese Listen für Sie rauszusuchen. Und ich komme vorbei, vielleicht morgen oder übermorgen. Sind Sie dann im Laden?»
«Ja, selbstverständlich.»
«Super. Vielleicht bin ich mir eine Belohnung schuldig. Von ihr werde ich wohl kaum eine kriegen», fügte Jessica, auf ihre nachlässige Chefin anspielend, hinzu. «Ich versuche, die Listen auszudrucken, und bringe sie mit. Cool, oder?»
Molly grinste. «Jessica, das ist das Coolste, was ich heute gehört habe.»
Am Abend berichtete Molly ihrem Sohn von den Fortschritten, die sie heute gemacht hatte. Dabei spielte sie mit ihrem Glücksarmband, nahm es dann schließlich ab und legte es neben das geheimnisvolle fremde Armband. Ihr eigenes hatte weniger Anhänger, was Molly zu der Vermutung veranlasste, dass das andere einer älteren Frau gehören musste.
So viele Anhänger aus so vielen Lebensphasen – Blume, Hufeisen, Handtasche, Tiffany-Schlüssel,
corno
, Hochzeitsglocken, Eiffelturm, Kinderwagen, ein Karussell … alles Meilensteine, bedeutende Momente in einem Frauenleben.
Als sie die beiden Armbänder so nebeneinander sah, fiel ihr auf, wie viel Leben noch vor ihr lag.
«Und der Mann in der Galerie hat also gesagt, das kleine Horn kommt aus Italien?», fragte Danny nach. «Dann weißt du jetzt, dass die Besitzerin in Italien gewesen ist. In Urlaub oder so.»
«Das ist anzunehmen.» Molly zog ihren Sohn an sich. «Italien ist bestimmt ein wunderschönes Land, was meinst du?», sagte sie träumerisch. «Ich wollte schon immer mal dahin, vor allem nach Florenz. Das muss sagenhaft romantisch sein. Die ganze Stadt ist voller Geschichte und großartiger Kunstwerke. Ich kriege eine Gänsehaut, wenn ich mir überlege, wer im Laufe der Jahrhunderte dort alles durch die Straßen spaziert ist.»
Danny schaute sie an. «Warum bist du denn noch nie dagewesen?»
Molly lächelte. Wie naiv ein Kind in Dannys Alter sein konnte! Er lebte in einer Welt, in der Verantwortung, Arbeit und Pflichten noch in weiter Ferne lagen. Sie selbst hielt zwar viel davon, Träumen nachzugehen, aber sie hatte auch erfahren, dass Auslandsreisen weniger wichtig und weniger realistisch wurden, wenn man seinen Lebensunterhalt verdienen und sich um Kinder kümmern musste. Trotzdem war es wichtig, dem Jungen solche Phantasien nicht zu verleiden.
«Ach, ich weiß nicht, Danny. Vielleicht muss ich im Lotto gewinnen. Oder dich arbeiten schicken.» Sie lächelte fröhlich, neigte aber fragend den Kopf zur Seite, als sie sein Stirnrunzeln sah. «Warum guckst du so?»
«Mom, vielleicht könntest du verreisen, wenn noch jemand anders da wäre, wie mein Dad oder so, denn dann müsstest du nicht alles allein machen.»
Diese Wendung des Gespräches verursachte bei Molly vertraute Beklemmungen.
«Ach, Danny selbst Familien mit zwei Eltern können sich nicht immer extravagante Urlaube leisten. So solltest du nicht denken.»
Er schüttelte den Kopf, und Molly sah, dass es wieder auf die altbekannte Diskussion hinauslaufen würde: Dass ein Vater im Haus alles erleichtern würde. Sie überlegte fieberhaft, wie sie dieses Thema umgehen konnte.
«Und außerdem haben wir in nächster Zeit so viel vor, da könnten wir gar nicht verreisen. Unser erstes Weihnachtsessen zu Hause, das ist doch eine große Sache. Vielleicht können wir morgen nach der Schule losziehen und einen Tannenbaum aussuchen?», schlug sie vor.
«Yeah, cool!»
Molly atmete erleichtert auf. Vorübergehend war das Problem vom Tisch. Sie hielt das gefundene Armband hoch und ließ es klimpern. «Und zwischendurch müssen wir natürlich auch noch dieses große Rätsel hier lösen.»
17
Eine hohe Eichentür öffnete sich vor mir. Aufgeregt und auch etwas bang schaute ich meinen Mann an. Er legte mir die Hand auf den Rücken, um mich sanft vorwärts zu führen.
«Bist du bereit?»
Ein wenig benommen nickte ich. Überlegten wir uns das wirklich ernsthaft?
«Ja, ich glaube schon.»
Er lächelte glücklich und schob mich durch die offene Tür. Ich muss ehrlich sagen, in dem Moment, als ich über die Schwelle trat, war mir, als würde ich schweben.
«Oh, sieh dir bloß diese Wohnung an, sie ist wunderschön!», rief ich, und er warf mir einen Blick zu, der bedeutete: «Erinnerst du dich, was ich gesagt habe? Zeige deine Freude nicht zu sehr, sonst können wir nicht mehr
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