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Das Gluecksarmband

Das Gluecksarmband

Titel: Das Gluecksarmband Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Greene
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verhandeln.» Aber ich konnte nicht anders. Diese Wohnung überwältigte mich einfach. Es war ein Penthouse mit klassischem Sechsraumgrundriss: Wohnzimmer, Speisezimmer, Küche, zwei größere Schlafzimmer und ein kleineres «Mädchenzimmer». Diese Wohnungen waren in Manhattan sehr gefragt – und ich spürte schon die Geschichte der einzelnen Räume.
    Ich strich mit der Hand über die Stuckleiste, die in halber Höhe an der Flurwand entlanglief, dann betrat ich das Wohnzimmer – früher hätte man den Raum vielleicht als «Salon» bezeichnet. Hier empfingen die Damen der feinen Gesellschaft ihre Gäste. Ich musste ein Kichern unterdrücken. Im Moment «empfing» ich meine Gäste in einem engen Wohnzimmer, das gerade mal so groß war wie der Eingangsbereich dieser Wohnung.
    Der Makler unterbrach mich in meinen Tagträumen. Er hieß Theodore, und ich überlegte, ob er wohl auch Ted genannt wurde. Nein, hier in Manhattan vermutlich nicht.
    «Und das hier ist das Wohnzimmer», bestätigte er. «Der Vorbesitzer hat es gerade erst renovieren lassen. Die Innenarchitektur wird übrigens der Firma Donghia Associates zugeschrieben, unter der Leitung des berühmten Angelo Donghia.»
    Ich nickte wissend, obwohl ich keine Ahnung hatte, wovon er sprach.
    «Phantastisch», sagte ich ein wenig unbestimmt und betrachtete die kunstvollen Holzarbeiten. Ted sah offenbar, dass ich bluffte, denn er hielt es für nötig, mich aufzuklären, wer Angelo Donghia war.
    «Donghia war ein Visionär. Er hat den Opernclub im Metropolitan Opera House im Lincoln Center gestaltet und dafür höchste Anerkennung erhalten.»
    Ich war bisher weder in der Oper noch im Lincoln Center gewesen, aber ich lächelte weiter. Ted wollte mir offenbar zeigen, dass er mich für eine dumme Gans hielt, und ich verstand ja auch wirklich nichts von Opern und würde auch nicht so tun als ob. Allerdings war ich an das snobistische Gehabe in New York so gewöhnt, dass ich mich von diesem Makler nicht irritieren ließ. Es brauchte schon einiges mehr, um mich aus der Fassung zu bringen.
    Ich wünschte mir dieses Penthouse mit jeder Faser meines Wesens, aber nur, weil es wunderschön war und ich schon immer von so etwas geträumt hatte. Um gesellschaftlichen Aufstieg ging es mir dabei überhaupt nicht.
    «Können wir mehr sehen?», fragte ich, denn ich wollte auch die anderen Räume besichtigen.
    «Selbstverständlich», antwortete der Makler. Ich wusste, dass er sich ein hämisches Grinsen verkniff. Keine Ahnung, warum er mich nicht für voll nahm, ob es das Alter war – wir waren ja beide relativ jung – oder ob es ihm einfach nicht passte, dass ich nicht so gebildet war wie seine anderen Kunden.
    Welchen Grund sein herablassendes Verhalten auch haben mochte, es ließ mich völlig kalt.
    Ted führte uns weiter, und ich musste meine ganze Selbstbeherrschung aufbieten, um nicht vor Freude loszuhüpfen. Ein Raum war schöner als der andere, und im Geiste fing ich schon an, sie einzurichten.
    Genau da in der Ecke, neben dem Kamin, konnte ich mir das grüne Samtsofa vorstellen, das ich in einem Antiquitätengeschäft entdeckt hatte. Und für das Gästezimmer hatte ich diese tolle Idee mit dem Bett mit Messingkopfteil, das ich gerade vergangene Woche bei Bloomingdale’s gesehen hatte. Es würde perfekt hineinpassen, das wusste ich.
    Und dann gab es da noch dieses Zimmer, das direkt auf den Central Park hinausging. Man sah die Wolken, die hoch über dem Park schwebten, und die Sonne schien fröhlich ins Fenster. Dieser Raum war in einem neutralen Elfenbeinweiß gestrichen und würde ein perfektes Kinderzimmer abgeben.
    Ich war hinter den beiden Männern zurückgeblieben, und meine Stiefelabsätze klapperten vergnügt über den Holzboden, als ich so ganz für mich durch die leeren Räume streifte.
    Als ich für einen Moment die Augen schloss, spürte ich, wie die Luft um mich herum sich bewegte. Das Gebäude war sehr alt und hatte wahrscheinlich schon viele Bewohner beherbergt.
    Es war verschiedenen Familien ein Zuhause gewesen und hatte in seiner Geschichte vermutlich sowohl glückliche Zeiten miterlebt als auch traurige.
    Die Menschen, die in diesen Zimmern gewohnt hatten, hatten geliebt und gelitten, gelacht und geweint, sie waren hier geboren und möglicherweise auch gestorben. Und im Moment sprachen sie mit mir.
    Sie sagten mir, dass ich hier mein Leben verbringen würde, dass hier meine Ehe blühen und gedeihen würde, dass unsere Kinder hier geboren und wir sowohl

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