Das Gluecksarmband
nicht ganz sicher, ob sie seine Mutter oder Karen meinte.
Seine Antwort galt für beide.
«Ja, sehr viel.»
«Also, kommen Sie wieder, dann lehre ich Sie und Ihre Lady, sich ganz im Einklang miteinander zu bewegen. Das Paarlaufen ist ein wenig wie die wahre Liebe – beide Partner müssen sich fließend und wie eine Einheit bewegen, nur dann können Sie wahre Perfektion erlangen.»
Greg musste bei diesen Worten ein wenig schlucken. Seit er seinen Job an den Nagel gehängt hatte, war ihm, als lebten Karen und er das genaue Gegenteil von «Einheit». Doch der Heiratsantrag würde das ändern, beruhigte er sich, und bald würden Karen und er wieder auf dem Weg zu «wahrer Perfektion» sein.
21
M olly stand hinter der Kasse und machte Abrechnungen. Sie schaute auf die Uhr. Noch zwei Stunden bis Geschäftsschluss.
Als sie einen Blick durchs Schaufenster nach draußen warf, sah sie, dass es wieder schneite.
«Na, wie steht’s?», fragte Carole, die gerade aus dem Hinterzimmer kam. Molly schrak zusammen.
«Oh, ich hab dich gar nicht gehört! Ich muss dir mal ein Glöckchen umhängen, damit du dich nicht mehr so anschleichen kannst.»
Carole lachte. «Du siehst aus, als wärst du ganz weit weg.»
Molly schüttelte den Kopf, zuckte die Achseln und wandte sich wieder ihren Abrechnungen zu. «Ach, ich glaube, das liegt an diesem Armband. Es beschäftigt mich ziemlich.»
Carole bückte sich, um ein verirrtes Stück von dem Seidenpapier aufzuheben, in das sie die Einkäufe der Kunden einpackten. Wie ein Geist, dem die Luft entwichen war und der das Spuken satt hatte, war es zu Boden geschwebt.
«Also, das muss ich ja sagen, du suchst wirklich sehr emsig nach der Eigentümerin, und nach allem, was du mir erzählt hast, machst du offenbar auch Fortschritte.»
Ein wenig mutlos zuckte Molly wieder die Achseln. Sie tippte auf «Drucken» und wartete darauf, dass der Drucker eine Bestandsliste ausspuckte. «Jedenfalls gebe ich mir Mühe.»
«Hut ab vor deinem detektivischen Spürsinn. Und Danny hat ihn anscheinend von dir geerbt.»
Molly lächelte. «Stimmt. Ohne Danny hätte ich die Galerie wahrscheinlich gar nicht gefunden. Von mir hat er diese technische Begabung allerdings nicht, das ist mal klar.»
Carole verzog den Mund. «Na, wenigstens das hat Nick ihm mitgegeben. Ein Technikfreak zu sein ist heutzutage ja gar nicht schlecht.»
Molly nickte. «Ja, es ist nicht zu leugnen, Danny ist das Kind seines Vaters.»
Doch bevor sie in Trübsinn verfallen konnte, sagte Carole: «Und er ist auch ohne jede Frage der Sohn seiner Mutter. Er wäre heute nicht der Junge, der er ist –», Carole hob mit einem Finger Mollys Kinn, sodass sie ihr in die Augen sehen musste – «und er hätte nicht die Möglichkeit, der Mann zu werden, der er sicherlich einmal werden wird, wenn es dich nicht gäbe. Das darfst du niemals vergessen.»
Mit einem Lächeln schaute Molly ihre Chefin, Mentorin und Freundin an. «Danke, Carole.»
Carole ging auf die andere Seite des Tresens. «Aber jetzt was anderes: Hast du schon Pläne für Silvester?»
Diesmal war es Molly, die prustete und die Augen verdrehte. «Carole, du kennst doch meine Einstellung dazu. Silvester feiere ich am liebsten im Schlafanzug.»
«Lass das Leben nicht an dir vorbeigehen, Molly. Du bist nur einmal jung.»
Molly wollte gerade etwas auf Caroles Ratschlag erwidern, als die Ladentür aufging und mit einem Schwall kalter Luft eine junge Frau hereinfegte. Ihr hellblondes Haar war perfekt frisiert, sie trug hohe Louboutins aus schwarzem Lackleder und war überhaupt von Kopf bis Fuß schwarz gekleidet. Noch bevor sie den Mund aufmachte, wusste Molly, wen sie vor sich hatte.
«Jessica?»
«Sind Sie Molly? Ich hab die Listen mitgebracht.»
«Super!» Rasch berichtete Molly ihrer Chefin, was es damit auf sich hatte.
«Klingt vielversprechend», meinte Carole.
«Ja. Aber …» Molly wandte sich an Jessica. «… eins nach dem anderen. Wir hatten auch darüber gesprochen, dass wir Ihnen für den Silvesterabend etwas zum Anziehen aussuchen wollen, oder?»
Jessica lächelte dankbar, als Molly ihr aus dem Mantel half und ihn so sorgsam aufhängte, als wäre er der Hermelinumhang der Queen. Molly flitzte durch den Laden, zeigte Jessica ein Kleid nach dem anderen, schilderte ihr begeistert, wer die Kleidungsstücke besessen hatte und was sie höchstwahrscheinlich erlebt hatten, und malte ihr aus, wie göttlich sie angezogen aussehen würden.
Ein wenig schwer ums Herz
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