Das Gluecksarmband
zueilte und sie in die Arme schloss. «Was ist denn passiert? Wo ist Danny? Ist er okay? Was ist denn bloß passiert?», wiederholte sie ungeduldig.
Bevor Kate ihr antwortete, wandte sie sich an die gelangweilte Krankenschwester. «Alles in Ordnung, das ist die Mutter von Danny, von dem Jungen, den ich hergebracht habe.»
«Kein Problem», sagte die Rothaarige achselzuckend.
«Wie geht es ihm, Kate?»
«Psst, psst, der Arzt ist gerade bei ihm. Setz dich, dann erzähle ich dir alles.»
Molly holte tief Luft und versuchte, sich zu entspannen. Es würde Danny nicht guttun, seine Mutter so außer sich zu erleben. Sie atmete noch zweimal tief durch und wischte sich die schweißnassen Handflächen an der Jacke ab. Doch sie konnte nicht anders, sich um Danny zu sorgen war für sie so natürlich wie das Atmen. Schließlich waren sie nur zu zweit. Oder jedenfalls sollte das so sein.
«War Nick das? Ist er dafür verantwortlich? Und ich habe ihm auch noch erlaubt –»
«Beruhige dich», sagte Kate. «Nick konnte nichts dafür.»
«Also, dafür, dass mein Kind in der Notaufnahme ist, bin ich wirklich ruhig, oder?»
Kate nahm Molly am Ellbogen und führte sie zu der Kabine, wo Danny gerade untersucht wurde. «Wir waren auf der Eisbahn, Danny und Nick sind Schlittschuh gelaufen, und später hat Danny dann mit ein paar anderen Jungs Unfug gemacht. Er hat mir anschließend erzählt, sie hätten Hockey gespielt,
Rangers
gegen
Islanders
.»
«Ach, du meine Güte …»
«Jedenfalls hat sich das aufgeschaukelt, sie haben angefangen zu rangeln, und …» Kate zog einen Vorhang beiseite, der die kleine Untersuchungskabine von dem Rest des Raumes abtrennte. «Er sieht zwar nicht gerade schön aus, aber der Arzt sagt, er ist bald wieder auf den Beinen.»
Molly stockte der Atem. Danny lag auf einer Untersuchungsliege, und ein Arzt begutachtete gerade seinen Arm. Der Junge sah aus, als hätten ihn ein Dutzend Zwei-Zentner-Spieler aus der
National Hockey League
angegriffen. Seine rechte Gesichtshälfte war angeschwollen und voll schwarzer und blauer Flecken, und das rechte Auge war so verquollen, als hätte er einen Fausthieb ins Gesicht bekommen. Das Schlimmste aber war sein Arm, der inzwischen eingegipst war.
«Ach du Scheiße!», rief Molly, schlug sich dann aber sofort die Hand vor den Mund. «Ach du Schande, meine ich.»
Danny öffnete das Auge, das nicht zugeschwollen war, und schaute seine Mutter an. «Alles gut, Mom, das darfst du ruhig sagen. Ich weiß, wie ich aussehe.» Er lächelte schwach.
«Wie ist das passiert? Wer war das?»
«Wir haben nur gespielt.»
«Nur gespielt? So was passiert doch nicht beim Spielen! Das ist Körperverletzung!»
Kleinlaut hob Danny die Hand. «Ist wirklich nicht so schlimm, Mom. Das heilt wieder.»
«Ms. O’Neill?», schaltete sich der Arzt ein.
«Was? Ja, tut mir leid. Ich meine, ja, ich bin Molly O’Neill, seine Mutter.»
«Ich bin Dr. Chapman.» Der Mann lächelte freundlich. «Und zu Dannys Verteidigung muss ich sagen, dass es längst nicht so schlimm ist, wie es aussieht, aber –»
«Aber?», hakte Molly nach. Sie fühlte sich erschöpft.
«Er hat eine Gehirnerschütterung. Nur eine leichte.»
«Eine Gehirnerschütterung.» Sie sah auf Danny hinunter und strich ihm liebevoll über die Stirn. «Ich kann’s einfach nicht fassen.»
«Alles gut, Mom.»
Molly seufzte. «Danny, Eishockeyspieler tragen nicht ohne Grund Helme und Schutzkleidung. Damit so was nicht passiert. Und trotzdem werden sie bei den Spielen verletzt!» Sie rieb sich die Schläfen. «Und was ist die Prognose, Doktor? Was soll ich machen?»
Dr. Chapman überprüfte noch einmal den Gips. «Also, wir möchten ihn gern über Nacht zur Beobachtung hierbehalten. Die Hämatome im Gesicht und der gebrochene Arm – übrigens nur eine Fissur, also ein Haarriss – heilen schnell, aber wir wollen sichergehen, dass sein Kopf weiter nichts abgekriegt hat. Sie können selbstverständlich bei ihm bleiben.» Wieder lächelte der Arzt freundlich.
Molly nickte. «Ja, danke.» Sie stieß einen Seufzer der Erleichterung aus und gab ihrem Sohn ganz zart einen Kuss auf die Hand. «Danny, du hast mich zu Tode erschreckt, weißt du das?»
Kate legte den Arm um sie. «Es tut mir wirklich leid, Molly. Ich hätte ihm sagen sollen, dass er aufhören muss.»
«Lass nur – und was hatte Nick damit zu tun?»
Danny schaute seine Mutter nicht an. «Dad konnte nichts dafür.»
Kate nahm Molly beiseite und sagte leise:
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