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Das Glücksbüro

Das Glücksbüro

Titel: Das Glücksbüro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Izquierdo
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Albert. »Ich bin sehr glücklich damit.«
    Wehmeyer war völlig konsterniert, dann seufzte er: »Sie wissen schon, dass Sie ein komischer Kauz sind.«
    »Ja, vermutlich.«
    Eine Weile aßen sie schweigend.
    Ob Wehmeyer sich noch über Albert wunderte, war ihm nicht anzusehen. Aber er hielt plötzlich inne, als er Albert immer noch beim Erbsenschubsen beobachtete.
    »Was wollten Sie mich eigentlich fragen?«
    Albert seufzte und pickte eine einzelne Erbse auf und schob sie in den Mund: »Ach, nichts, ich kümmere mich schon drum.«

13.
    Das überraschende Angebot zur Beförderung hatte Alberts Ehrgeiz angestachelt. Nicht nur vor Wehmeyer wollte er sich keine Blöße geben, sondern auch vor keinem anderen. Vor allem nicht vor Mike Schulze. Nicht auszudenken, sollte der durch irgendeine Indiskretion von dem Vorgang Wind bekommen. Wochenlang würde er ihn damit quälen, dass es tatsächlich etwas gab, das Albert nicht kannte. Das würde wahrscheinlich so weit gehen, dass Mike alles dransetzen würde, vor Albert herauszufinden, was E 45 ist. Und wer weiß: Unter irgendwelchen für Albert höchst unglücklichen Umständen gelang ihm das vielleicht. Scheußliche Vorstellung.
    So eilte er zurück in sein Büro, gerade so, als ob es auf Minuten oder gar Sekunden ankommen würde. Nach der ersten Verkrampfung hatte er jetzt eine Reihe von Ideen, wie er dem Geheimnis um E 45 auf den Grund gehen konnte. Sein Optimismus war zurückgekehrt: Er würde den Ursprung von E 45 finden, und wenn er jedes Amt in der Republik danach durchforsten müsste.
    Kaum saß er an seinem Schreibtisch, griff er auch schon nach seinem Telefonhörer und wählte die erste Nummer.
    »Ja, hallo? Glück vom Amt für Verwaltungsangelegenheiten . Ich hab da mal eine Frage zu einem Formular … E 45 … ja, ich warte … nein? Im ganzen Innenministerium nicht? Danke.«
    Er wählte eine weitere Nummer. Jetzt war es nur noch eine Frage der Zeit, wann er den ersten und gleichzeitig gewinnbringenden Treffer setzen würde.
    Kurz vor vier Uhr.
    Albert stieß unentwegt mit der Stirn auf die Schreibtischunterlage. Es gab keine Hoffnung. Keine Lösung. Nur Verzweiflung. E 45 existierte nicht. In keinem Amt. Nirgendwo. Seine Arbeit war zwar geschafft, aber freuen konnte er sich nicht darüber, weil er einen Antrag nicht bearbeitet hatte: E 45.
    Um zu ermessen, wie tief die Wunde war, musste man wissen, dass noch nie ein Antrag von Albert nicht bearbeitet worden war. Zum ersten Mal in seiner Karriere machte sich in ihm ein Gefühl der Unzulänglichkeit breit, das er nicht einmal Mike Schulze wünschte. Sein Leben war: A 12, A 401, B 20, B 21, E 12, E 42, E 44, D 23, D 221, F 01 und F 04. Das war sein Spielfeld, darin befand sich alles, was er je gedacht hatte, was er je bearbeitet hatte, alles, was er der Welt einst zurücklassen würde. Nichts ging verloren, alles wurde beantwortet. Tausende von Ordnern, Hunderte von Aktenmetern. Protokolliert. Zugeordnet. Archiviert. A 12, A 401, B 20, B 21, E 12, E 42, E 44, D 23, D 221, F 01 und F 04.
    Das war doch er!
    Und jetzt lag da etwas auf seinem Tisch und verweigerte sich. Wollte sich nicht zuordnen lassen. Konnte nicht archiviert werden. Innerhalb einer vollendeten Ordnung der Genauigkeit und des Pflichtbewusstseins, am Ende einer akribisch dokumentierten Lebensleistung würde hinter dem letzten Ordner ein einzelnes Blatt Papier liegen – mit Eselsohren und Kaffeeflecken drauf! Albert ahnte, dass er noch auf dem Sterbebett an diesen Antrag würde denken müssen. Er würde immer noch da sein und ihn über den Tod hinaus verspotten: Sieh nur! Hier bin ich! Du hast mich nicht bearbeitet. Hast mich einfach zurückgelassen. Du, Albert Glück, wirst nie erfahren, was ich von dir wollte.
    Sein letzter Gedanke würde nicht dem gelten, was er getan hatte, sondern dem, was er nicht getan hatte. Und ganz gleich, ob das irgendeine Menschenseele da draußen interessierte, ob irgendjemand verstand, warum Albert dieser Antrag so enorm wichtig war, wollte er keine Unordnung hinterlassen. Die Welt war unordentlich genug – er würde nicht dazu beitragen, dass es noch schlimmer wurde.
    Albert spürte, dass er einer Hysterie nahe war – Berufliches konnte ihm sehr nahe gehen. Wenn es auch selten diese Momente gegeben hatte. Umso härter traf es ihn jetzt. So griff er erneut nach dem Telefon: »Herr Wehmeyer? Haben Sie einen Moment Zeit für mich?«

14.
    Ein übertriebener Blick auf die Armbanduhr sollte

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