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Das Glücksbüro

Das Glücksbüro

Titel: Das Glücksbüro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Izquierdo
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E 45. Und klagte ihn aus dem Aktengrab heraus an, denn sie wussten beide, dass er ein gültiges Dokument ausgelöscht hatte, ohne sich bei seinen Vorgesetzten dafür das Einverständnis zu holen.
    Warum hatte er das getan? Noch nie hatte Albert derart gegen die Regeln verstoßen. Es war, als suchte er in letzter Zeit förmlich den Ärger, den er sehr lange Zeit aus gutem Grund vermieden hatte. Und mochten die kleinen Erziehungsversuche Mikes ja noch als grober Unfug durchgehen, war das hier ein ernster Vorgang. Was war denn nur aus Alberts Credo geworden, nämlich dass die Verwaltung der Motor einer jeden gesellschaftlichen Ordnung war und Anträge das Schmieröl, das ihn am Laufen hielt? Ohne Anträge keine Ordnung, ohne Ordnung keine Gerechtigkeit, ohne Gerechtigkeit keine Hoffnung, ohne Hoffnung kein Glaube, ohne Glaube keine Welt?
    Und Albert hatte einen Antrag umgebracht. Einfach so.
    Plötzlich ergriff ihn eine große Wut: Schulze! Er war die Wurzel allen Übels, hatte ihn provoziert und aus dem Gleichgewicht gebracht. Wegen Schulze hatte Albert seine Prinzipien verraten. Und er war schon wieder in Alberts Büro eingedrungen. Unbefugt. Wie ein Dieb in der Nacht. Das war unerhört!
     Albert marschierte zurück in das Büro von Elisabeth und Mike, riss förmlich die Tür auf, so sauer war er, und fand dort nur eine erschrockene Elisabeth vor.
    »Wo ist Herr Schulze?«, fragte er harsch.
    Elisabeth sah ihn mit großen Augen an: »Hat gerade angerufen. Er hat sich krank gemeldet.«
    Albert wütete: »Natürlich! Krank! Was denn sonst?«
    »Was ist denn los, Albert?«, fragte Elisabeth sanft.
    Im Brustton heiliger Empörung brach es förmlich aus ihm heraus: »Herr Schulze ist in mein Büro eingebrochen!«
    »Was?!«, rief Elisabeth ebenso überrascht wie geschockt.
    »So ist es!«, beharrte Albert wütend, »wenn diese Behörde einen Wolf hat, dann ihn!«
    Elisabeth starrte ihn ungläubig an: »Sind Sie sicher?«
    Albert tobte: »Dieser impertinente, faule, inkompetente Kerl missachtet die Privatsphäre seiner Kollegen!«
    Elisabeth verzog den Mund: »Privatsphäre? Hier?«
    Erst jetzt hielt Albert inne und zwang sich zur Ruhe. In seiner Wut war er über das Ziel hinausgeschossen und hatte versehentlich etwas preisgegeben, was er gar nicht preisgeben durfte. Gott, dieser Schulze trieb ihn zu Unvorsichtigkeiten, die er nie für möglich gehalten hätte!
    »Ähm, Sie wissen, was ich meine …«
    »Ehrlich gesagt: nein.«
    Die beiden sahen sich einen Moment lang an. Albert fragte sich, ob Elisabeth in irgendeiner Form Verdacht geschöpft hatte, aber in ihrem Gesicht konnte er keinen Ausdruck des Misstrauens feststellen. Er musste das Thema schnell wieder auf Schulze bringen.
    »Herr Schulze hat sich gestern Nacht in mein Büro geschlichen und einen gefälschten Antrag auf meinem Schreibtisch platziert.«
    Albert hatte es im Ton so sachlich wie möglich gehalten.
    Elisabeth jedoch schüttelte den Kopf: »Das kann nicht sein, Albert. Er war gestern bei mir. Er ist wirklich krank.«
    »Ich meine: nachts!«, korrigierte Albert.
    »Ja«, gab Elisabeth unumwunden zu, »das habe ich schon verstanden.«
    Für einen Moment war Albert so irritiert, dass er Elisabeth unverhohlen anstarrte. Nicht einmal Elisabeths Erröten nahm er wahr, die seinem Blick nicht länger standhalten konnte und sich von ihm abwandte.
    »Na ja …«, gab sie kleinlaut zu, »das muss wohl Liebe sein.«
    » Das soll Liebe sein?«
    Sie drehte sich trotzig zu ihm, straffte die Schultern und hob das Kinn: »Jedenfalls war Mike nicht im Amt. Das kann ich bezeugen.«
    Albert nickte und verließ das Büro.

17.
    Insgeheim hatte Wehmeyer schon befürchtet, dass Albert die Sache mit dem Antrag keine Ruhe lassen würde, aber dass er schon am nächsten Morgen wieder in seinem Büro saß, war dann doch überraschend.
    »Herr Glück, als ich sagte, Dinge brauchen ihre Zeit, da dachte ich eigentlich an Wochen und Monate. Nicht an Stunden.«
    Albert nickte und antwortete etwas hilflos: »Ich weiß, aber dieser Antrag hier …«
    »Ja?«
    »Ich werde ihn nicht los.«
    Das war durchaus wörtlich gemeint, aber Albert hielt es für klüger, nicht zu erwähnen, dass er von den Toten auferstanden war. Dass er versucht hatte, ein Dokument zu zerstören, es aber ganz offensichtlich unsterblich war.
    »Dann bearbeiten Sie ihn!«, forderte Wehmeyer.
    »Wie denn?«
    »Das weiß ich nicht.«
    Es hatte genervt geklungen. Und ratlos. Der Antrag lag zwischen ihnen auf dem

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