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Das Glücksrezept - O'Neal, B: Glücksrezept - The Lost Recipe for Happiness

Das Glücksrezept - O'Neal, B: Glücksrezept - The Lost Recipe for Happiness

Titel: Das Glücksrezept - O'Neal, B: Glücksrezept - The Lost Recipe for Happiness Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara O'Neal
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Küche des Yellow Dolphin in San Francisco und sah zufällig eine Frau, die Tomaten aus einem Korb nahm. Sie war ganz neu im Team. Ihr Teint war etwas fahl, ihr Haar dünn und nichtssagend unter dem bunten Schal, und ihr Körper unter der fleckigen Kochjacke kaum zu erkennen. Eine ganz normale Frau, nichts Besonderes.
    Und doch stand er wie angewurzelt da, Hitze schoss ihm in die Ohren, Schweiß drang ihm aus sämtlichen Poren, und er starrte auf ihren Mund. Und während er dort stand, atemlos und wie vom Donner gerührt, schnitt sie ein dickes Tomatenstück ab und kostete es mit einem Ausdruck innerer Losgelöstheit und Konzentration, genoss es unübersehbar mit all ihren Sinnen. Ihre Lippen bewegten sich, schlossen sich um das Fruchtfleisch, wurden abwechselnd schmal, dann wieder spitz.
    Julian floh aus dem Restaurant und ging joggen, während er überlegte, ob eine extreme Lebensweise vielleicht doch
keine gute Idee war. Ob es nicht besser wäre, eine gewisse Balance zu schaffen, und zwar in sämtlichen Belangen. An jenem Abend hatte er eine bereitwillige Partnerin gefunden und seinem selbstauferlegten Zölibat ein Ende bereitet.
    Aber als er an diesem Morgen diesen Mund wiedergesehen hatte, an Elena, die vor dem Blue Turtle stand und wütend und niedergeschmettert zugleich aussah, war ihm zu seiner Bestürzung klargeworden, dass es vielleicht weniger das Zölibat, sondern vielmehr dieser unvergessliche Mund gewesen war, der ihn so durcheinandergebracht hatte.
    Um ein Haar hätte er kehrtgemacht, ohne sie anzusprechen. Allerdings war er nur ihretwegen nach Vancouver gekommen.
    Er hatte die Souschefs seiner Restaurants unter die Lupe genommen, um herauszufinden, ob einer von ihnen das Potenzial besaß, den entscheidenden Schritt nach vorn zu gehen. Elena hatte in jeder Kategorie die Nase vorn gehabt – sie war bekannt für ihre scharfe Zunge, ihren Humor und ihre Intelligenz. Jeder Küchenchef, mit dem er gesprochen hatte, bewunderte ihre durchdachten und sinnlichen Kreationen. Ein weiterer Pluspunkt war die Tatsache, dass sie aus dem Westen stammte und an sämtlichen gastronomisch relevanten Orten gearbeitet hatte.
    Sie war so perfekt, dass er nur nach Vancouver gekommen war, um sie persönlich kennenzulernen.
    Nachdenklich schlug er mit der Zeitung gegen sein Knie, während sich der Wagen durch den Verkehr schlängelte. Die reizvollsten Frauen waren stets jene, die nicht dem Schönheitsideal entsprachen, obwohl er auch mit diesem Typus weiß Gott genug Erfahrung gesammelt hatte. Es waren die Geschichten, die ihn reizten, und Elena Alvarez war eine Frau voller Gegensätze und Geheimnisse, die seine Neugier weckten. Er las den Artikel über das Blue Turtle noch einmal.

    Sein Handy läutete. Elenas Name stand auf dem Display. »Elena«, sagte er mit warmer Stimme, »ich hoffe, Sie haben gute Nachrichten für mich.«
    »Ich habe eine Frage.« In ihrer Stimme lag der Hauch eines Akzents, kaum hörbar und absolut einzigartig – eine Mischung aus leicht gedehnten Lauten, dem weichen Einfluss des Spanischen, melodiös, vielleicht ein Überbleibsel aus ihrer Zeit in Frankreich. Absolut einzigartig. »Darf ich zwei Leute mitbringen?«
    »Selbstverständlich. Jemand, den ich kenne?«
    »Niemand aus dem Blue Turtle. Patrick ist ein genialer Sommelier und perfekt für das Restaurant geeignet, und Mia arbeitet als Patissière. Sehr talentiert, alle beide.«
    »Abgesehen von den beiden, die bereits dort sind, haben Sie freie Hand.«
    Julian hörte, wie sie Luft holte, als müsse sie sich sammeln. »Also gut, Mr Liswood, dann gehöre ich ab sofort Ihnen. Je schneller ich von hier wegkomme, umso besser.«
    »Hervorragend. Ich faxe Ihnen den Vertrag zu und kümmere mich um das Apartment.«
    »Vergessen Sie nicht, dass ich meinen Hund mitbringe.«
    »Das werde ich nicht.« Er hielt inne. »Willkommen an Bord, Elena.«
    »Ich fühle mich geehrt, dass Sie mir diese Chance geben, und möchte Ihnen danken, falls ich das noch nicht getan habe. Sehr sogar.«
    »War mir ein Vergnügen.« Er legte auf und ließ das Telefon behutsam in seiner Handfläche liegen, bis der Wagen am Flughafen anhielt.
    Er zog sich die Mütze tiefer ins Gesicht, so dass sein Haar darunter verschwand, und setzte die Sonnenbrille auf, um die Tarnung perfekt zu machen. Bis zur jüngsten Verschärfung der Sicherheitsmaßnahmen war er stets als Jonathan Craven
gereist – der Name des Antihelden in seiner Blockbuster-Action-Reihe -, aber 9/11 hatte dem ein Ende

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