Das Glücksrezept - O'Neal, B: Glücksrezept - The Lost Recipe for Happiness
»Außerdem ziehst du sowieso nach Aspen, also kannst du ihn gleich vergessen.«
»Aspen? Und wieso ziehe ich nach Aspen?«
»Weil mir gerade ein Job als Küchenchefin in einem neuen Restaurant von Julian Liswood angeboten wurde und ich ihn nur annehme, wenn du als Patissière mitkommst.«
»O mein Gott! Liswood ist der Besitzer?«
»Genau der.«
»Das ist ja Wahnsinn!« Sie hielt inne. »Ohhh, nur das Timing ist eine Katastrophe! Möglicherweise muss ich mir das wirklich gut überlegen. Dieser Mann ist unglaublich. Ich wollte dir schon von ihm erzählen.«
Elena hörte einen Unterton in der Stimme ihrer Freundin. »Wer ist es? Du hast nie jemanden erwähnt.«
»Ich dachte eben nicht, dass etwas daraus wird. Er ist …« Sie stieß ein atemloses Lachen aus. »Selbst jetzt habe ich ein bisschen Angst, darüber zu reden.«
»Oh, aber ich brauche dich, Mia. Genau davon haben wir doch seit einer Million Jahren geträumt.«
»Kommt Dmitri auch mit?«
»Nein. Er hat mich heute Morgen rausgeworfen.« Sie seufzte. »Das ist eine lange Geschichte. Ich erzähle dir alles, wenn wir uns sehen.«
»Also ist es diesmal endgültig?«
»Diesmal ist es endgültig, ja.«
Mia holte hörbar Luft. »Gut. Er war ohnehin nichts für dich.«
»Wieso hast du das nicht schon früher gesagt?« Elena runzelte die Stirn. »Egal. Das ist jetzt nicht wichtig. Also, bist du dabei?«
Mia zögerte für den Bruchteil einer Sekunde. »Ich muss es mir wirklich überlegen, Süße. Ich rufe dich in einer Woche oder so an, okay? Ich muss jetzt dringend los. Bis bald.«
»Okay, ich -«
Sie hörte einen Mann am anderen Ende der Leitung lachen, und dann war Mia weg. Stirnrunzelnd klappte Elena ihr Telefon zu.
Als Nächstes rief sie Patrick an, die Nummer drei ihres Teams, erreichte jedoch nur die Voicemail. »Hallo, hier ist Patrick«, sagte er sachlich, und sie sah seine blonde Tolle vor
sich, seine stets tadellose Erscheinung. »Bitte hinterlassen Sie mir eine Nachricht.«
Elena lächelte. » Allo ! Ich habe einen echten Spitzenjob für dich, h’ito . Ruf mich an.«
Julian saß in der Mietlimousine – er hasste es, in fremden Städten selber zu fahren -, zog die Zeitung aus der Tasche und schlug die Seite mit dem Artikel über Elena auf.
Es war eine gute Aufnahme von ihr, die sie keck aussehen ließ, spritzig. Sie war nicht mehr ganz jung. Knapp vierzig. Ihre Bewegungen – ein leichtes Hinken und eine gewisse Steifheit im unteren Rückenbereich – ließen auf ein körperliches Handicap schließen. Aber die Kamera liebte ihr Gesicht, diese sehr schmale Nase und die hohen Wangenknochen. Die blauen Augen und blondes Haar, das ein mexikanisches Gesicht mit olivfarbenem Teint umrahmte.
Und, großer Gott, dieser Mund.
Vorsicht, mein Freund.
Nach seiner vierten Scheidung vor sieben Jahren hatte Julian – ausgelaugt und am Boden zerstört – dem Alkohol abgeschworen und einen Enthaltsamkeitseid abgelegt. Auch wenn er in Hollywood von einer überwältigenden Fülle an Versuchungen umgeben war, schien dies die einzige Möglichkeit zu sein, einen klaren Kopf zu bewahren. Seine letzte Frau, Mallory, war Yoga-Lehrerin und Inhaberin eines höchst erfolgreichen Studios gewesen, in dem er sich angemeldet hatte, als ihm aufgefallen war, dass sich sein Körper immer mehr gegen das Joggen wehrte. Yoga war ein echter Knaller gewesen, hatte ihn seine Mitte finden lassen und ihn befähigt, das Leben so zu sehen, wie es wirklich war.
Was ihn ironischerweise zu der Erkenntnis hatte gelangen lassen, dass er und Mallory rein gar nichts gemeinsam hatten. Sie war ein zutiefst spirituelles Wesen, ätherisch und ohne
jede Form von Gelüsten – weder nach Essen noch nach Sex oder gar Musik -, und so talentiert sie als Lehrerin auch sein mochte, so wenig passte sie als Partnerin zu ihm.
Sein Gefühl des Überdrusses – zu viele Frauen, zu viel Wein, zu viel von allem – bewog ihn, nach seiner Scheidung sowohl dem Sex als auch dem Alkohol abzuschwören. Um ein guter Vater und ein anständiger Mensch zu sein, musste er erst einmal herausfinden, wie man mit zu viel Geld und zu viel Macht leben konnte und dabei menschlich und bodenständig blieb.
Seine Enthaltsamkeit hatte achtundzwanzig Monate angedauert. Während dieser Zeit ging er joggen, machte Yoga und ließ seine nicht für Sex genutzten Energien in seine Filme, seine Restaurants und seine Bemühungen fließen, seiner Tochter ein guter Vater zu sein.
An einem verregneten Tag betrat er die
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