Das Glücksrezept - O'Neal, B: Glücksrezept - The Lost Recipe for Happiness
Schreibblock in der Hand. »Ich muss ein Geständnis machen. Der Film, mit dem wir im Juni anfangen, ist eine Geistergeschichte. Es geht um eine Frau, die ihren Seelenverwandten bei einem Autounfall verloren hat und von ihm verfolgt wird.«
Elena starrte ihn an.
Er nahm ihre Hand und legte sie auf den Block. »Das ist das Drehbuch.« Er richtete seine dunklen Augen auf sie. »Nimm es, und lies es. Wenn du es schrecklich findest und nicht willst, dass ich diesen Film mache, ziehe ich es zurück.«
Sie machte Anstalten, es ihm zurückzugeben, doch er schob es ihr wieder zu, wortlos, geduldig. Mit dieser Ruhe, die sie bereits bei ihrer ersten Begegnung in Vancouver so berührt hatte.
»Lies es einfach«, sagte er. »Gib mir diese Chance.«
Aus Furcht, endgültig die Fassung zu verlieren, riss Elena die Tür auf. »Ich rufe dich an, wenn ich zurück bin.«
Er stieg ebenfalls aus und lief um den Wagen herum. »Ich liebe dich, Elena«, sagte er in die klirrende Kälte hinein, vor Gott und dem Rest der Welt.
Sie nickte und wandte sich ab, das Skript unter dem Arm. Ihr war klar, wie gemein ihr Verhalten war. Sie hörte
Patricks Stimme, Mias und die aller anderen, die ihr sagten, sie solle endlich ihre Schutzwälle einreißen. Doch genau diese Schutzwälle waren es, die sie im Moment daran hinderten, endgültig zu zerbrechen.
Dennoch drehte sie sich um und trat vor ihn, dieses eine Mal. »Ich werde es lesen«, sagte sie, »aber ich bin, wer ich bin.«
»Das ist mir klar.«
Es war ein unverschämt teurer, aber erträglich kurzer Flug nach Santa Fé, wenn auch reichlich unruhig. Elena erkannte eine berühmte Schauspielerin hinter einer riesigen Sonnenbrille, und in einer der vorderen Reihen saß ein arabischer Geschäftsmann in einem Fünftausend-Dollar-Anzug, auch er mit einer dunklen Sonnenbrille auf der Nase.
Elena hatte sich ebenfalls ihre Brille aufgesetzt, um ihre verquollenen Augen zu verbergen. Sie war völlig erschöpft, körperlich und emotional, doch dies war ihr einziger freier Tag, und sie durfte keine Zeit verlieren. Sie las das Drehbuch nicht. Noch nicht. Es lag in ihrem Schoß, glühend heiß, und sie verbot sich, nachzudenken – ein Trick, der seit zwanzig Jahren funktionierte, und die einzige Möglichkeit, ihre Verluste halbwegs erträglich zu machen. Sieh nach vorn, nie zurück.
Die Motoren dröhnten, und sie ließ den Kopf gegen das Fenster sinken, blickte hinaus auf die gezackte Linie der schneebedeckten Berggipfel unter ihr. Es war ein Land, in dem man die Einsamkeit noch finden konnte, wenn man danach suchte – sie machte ein einzelnes Haus aus, aus dessen Kamin eine dicke Rauchwolke stieg, so still, dass es wie ein Gemälde wirkte. Hier und da schnitten sich gewundene Straßen durch die Landschaft, dazwischen die offene, endlose Weite der Täler. Es war eine harsche Landschaft von dramatischer
Schönheit. Eine Schönheit, die ihr Ruhe schenkte. Sie döste ein.
Die Maschine landete auf dem Provinzflughafen von Santa Fé, wo Elena die Toiletten aufsuchte, um sich ein wenig frisch zu machen. Inzwischen sah sie etwas besser aus, ihre vom Weinen fleckige Haut hatte sich ein wenig beruhigt, dennoch war ihre erschöpfte Blässe unübersehbar. Sie wusch sich das Gesicht mit eiskaltem Wasser ab und spürte, wie ihre Lebensgeister erwachten. Sie nahm ihr Schminktäschchen aus der Handtasche und versuchte, den Schaden zu kaschieren.
Jeder Knochen in ihrem Leib schmerzte, und das sah man ihr an. Der Schmerz machte sie zu einer alten Frau. Sie holte tief Luft, straffte die Schultern, kämmte sich das Haar und marschierte zum nächsten Mietwagenbüro, wo sie sich einen Wagen lieh, mit dem sie ins Zentrum von Santa Fé fuhr und sich nach einem Lokal umsah, wo sie frühstücken konnte. Sie kam fast um vor Hunger.
Jahre waren seit ihrem letzten Besuch in dieser kleinen Stadt vergangen, in der sie so viel Zeit als Sklavin in der Küche verbracht hatte, um die Grundlagen des Kochens zu erlernen und sich die Strukturen, die Hierarchie und die Härte anzueignen, die man brauchte, um den harten Alltag durchzustehen.
Um ihre Hüfte und ihren Rücken ein wenig zu entspannen, schlenderte sie über die noch wenig belebte Plaza und die umliegenden Straßen, vorbei an den Restaurants, in denen sie früher gearbeitet hatte. Einige gab es immer noch, andere waren verschwunden, hatten einem Laden weichen müssen, der im Moment angesagt war.
Die Wintersonne war warm, und die Bewegung lockerte ihre steifen
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