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Das Gluehende Grab

Das Gluehende Grab

Titel: Das Gluehende Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardottir
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oder
ebenfalls abgeholt worden war. Sie konnte sich überhaupt nicht
mehr an den letzten Teil des Abends erinnern. Dóra
beschloss, Markús bei Gelegenheit auf das Fest anzusprechen.
Hoffentlich war er nicht genauso alkoholisiert gewesen und konnte
ihr mehr darüber erzählen.
    »Noch
eine Frage, dann höre ich auch ganz bestimmt auf«, sagte
Dóra. »Weißt du, warum Alda unzufrieden mit
ihrer Frisur war?«
    »Ach,
das! Das war vielleicht ein Ding!«
    »Ist mit
ihren Haaren was passiert?« In Dóras Kopf liefen alle
Horrorgeschichten über Friseure ab, die sie je gehört
hatte.
    »Einfach
abgeschnitten«, antwortete die Frau. »Nach den
Weihnachtsklausuren durfte die ganze Klasse in der Sporthalle
übernachten, und als Alda morgens aufgewacht ist, hatte jemand
ihre Haare abgeschnitten. Es ist nie rausgekommen, wer das
war.«
    Dóra
stutzte. »Wer war denn alles dabei, und wer hatte sonst noch
Zugang zur Sporthalle?«
    »Die
ganze Klasse, wenn ich mich recht erinnere. Natürlich wollten
ein paar nicht mitmachen oder waren krank, aber die meisten
Schüler waren da. Außerdem noch zwei Lehrer und der
Hausmeister. Gut möglich, dass noch mehr Erwachsene dabei
waren, aber das weiß ich nicht mehr. Ich hätte das Ganze
wahrscheinlich sowieso vergessen, wenn nicht die Geschichte mit
Aldas Haaren passiert wäre. Sie war fuchsteufelswild; sie
hatte so wunderschönes langes blondes Haar. Sie ist zwar
danach sofort zum Friseur gegangen, aber es sah ziemlich blöd
aus. Viel zu kurz, wie bei einem Jungen.«
     
     
    Dóra
verabschiedete sich nachdenklich von der Frau. Sie wusste, wie
empfindlich man als Teenager mit seinen Haaren war. Trotzdem war es
ziemlich heikel, diesen hässlichen Vorfall mit der Sache in
Verbindung zu bringen, aber man konnte nie wissen. Noch etwas,
wonach sie Markús fragen musste.
    Im
Anschluss suchte Dóra im Internet nach der Arztpraxis, bei
der Alda gearbeitet hatte. Sie wurde von zwei plastischen Chirurgen
geleitet, Dís Hafliðadóttir und
Ágúst Ágústsson. Dóra kam der
Name von diesem Ágúst bekannt vor. Sie hatte im
Freundeskreis gehört, er sei der beste Brustoperateur der
Stadt. Darauf folgten jedes Mal Geschichten über Prominente,
die angeblich extra aus Hollywood anreisten, um sich bei ihm unters
Messer zu legen. Von Dís hatte Dóra hingegen noch nie
etwas gehört – falls die Leute um den halben Erdball zu
ihr reisten, hatte sich das zumindest noch nicht
herumgesprochen.
    Ein
Anrufbeantworter klärte Dóra darüber auf, dass nur
vormittags Termine vergeben wurden. Wer infolge einer Operation
einen der Ärzte kontaktieren wollte, sollte die Notnummer auf
den OP-Unterlagen anrufen. Dóra hinterließ eine
Nachricht.
    Dann blieb nur
noch das Gespräch mit der Notaufnahme übrig. Nach ihrer
langjährigen Ehe mit einem Arzt, der ständig zu spät
von der Schicht nach Hause kam, wusste Dóra die Nummer {143
}auswendig. Sie erkannte sogar die Stimme der Frau am anderen Ende
der Leitung, obwohl Hannes und sie seit fünf Jahren geschieden
waren. Die Frau erkannte allerdings Dóra nicht und war auch
nicht freundlicher, als sie ihren Namen hörte. Als sie nach
Alda þorgeirsdóttirs Vorgesetztem fragte, wurde ihr
unwirsch mitgeteilt, dass man sie mit der diensthabenden
Oberschwester verbinden würde. Dóra wollte sich gerade
bedanken, als die Frau schon aus der Leitung verschwunden war. Ein
schreckliches, metallisch klingendes Lied ertönte.
    Ein paar
Minuten später stellte sich eine Frau namens Elín mit
kühler Stimme vor. Dóra erläuterte ihr Anliegen.
Sie suche nach Informationen über Alda
þorgeirsdóttir, ob sie vielleicht vorbeischauen und
mit ihren ehemaligen Kollegen reden dürfe.
    »Alda
þorgeirsdóttir hat zum Zeitpunkt ihres Todes schon
nicht mehr hier gearbeitet«, sagte die Oberschwester.
»Sie war nie fest angestellt, hat nur vereinzelt abends und
an den Wochenenden Schichten übernommen. Sie war in einer
Arztpraxis angestellt. Ich denke, du solltest dich mit denen in
Verbindung setzen.«
    Wie
schön, wenn andere einem gute Ratschläge erteilten.
»Das werde ich natürlich tun«, entgegnete
Dóra mit ebenso kühler Stimme. »Ich würde
aber auch gerne mit euch sprechen.«
    »Ich
denke nicht, dass das möglich ist«, lautete die Antwort.
»Erstens haben wir dazu nichts zu sagen, zweitens ist es
fraglich, ob das rechtmäßig ist, und drittens sind wir
nicht verpflichtet, mit irgendwelchen Anwälten zu sprechen.
Integrität wird bei

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