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Das Gluehende Grab

Das Gluehende Grab

Titel: Das Gluehende Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardottir
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betraten
ein kleines Büro, und die Krankenschwester drückte mit
dem Ellbogen auf den Lichtschalter. »Ich habe gehört,
dass du öfter mit Alda þorgeirsdóttir zusammen
gearbeitet hast. Vielleicht kannst du mir helfen«, sagte
Dóra, nachdem sie Platz genommen hatten.
    »Ja, ich
kann’s versuchen«, antwortete die Frau ruhig.
»Ich kann natürlich keine Auskünfte über
Interna geben, wird sich zeigen, ob ich dir überhaupt
behilflich sein kann. Ich habe mich nur auf dieses Treffen
eingelassen, um deinem Ex-Mann Hannes einen Gefallen zu tun. Wir
arbeiten viel zusammen.«
    »Das
verstehe ich voll und ganz. Ich bin euch beiden sehr dankbar. Ich
brauche keine Informationen über Patienten oder andere
Interna. Ich suche jemanden, mit dem Alda möglicherweise
über ihre Probleme gesprochen hat.« Dóra schaute
die Frau fest an. »Alda hat ein Geheimnis mit ins Grab
genommen, über das nicht länger geschwiegen werden darf.
Ich hoffe, dass sie sich jemandem anvertraut hat, vielleicht einer
Kollegin.«
    »Tja,
Alda war kein besonders offener Typ. Immer freundlich zu allen
Kollegen und Patienten. Aber mir fällt niemand Spezielles
ein.« Bjargey lächelte Dóra zögerlich an.
»Alda war nur an den Wochenenden hier und hat ab und zu
Vertretungen übernommen. Die meisten wollen ja abends und am
Wochenende freihaben, darum brauchen wir immer Leute.«
Bjargey merkte, dass sie immer noch die Unterlagen in der Hand
hielt und legte sie auf den Schreibtisch. »Alda hat fast nie
tagsüber gearbeitet und war selten mit denselben Kollegen in
einer Schicht. Sie hat nicht so richtig
dazugehört.«
    »Sie hat
also mit niemandem fest zusammen gearbeitet?« Bjargey
schüttelte den Kopf, sodass sich die Spange, mit der ihr Pony
festgesteckt war, löste. Ihre Kurzhaarfrisur war leicht
herausgewachsen. Geschickt fing sie die Spange mit der Hand auf.
»Ich mache den Schichtplan und kümmere mich um die {150
}Personalangelegenheiten in der Notaufnahme. Alda und ich haben
manchmal zusammen gearbeitet, und ich bin gut mir ihr
klargekommen.« Bjargey steckte ihre Haare wieder mit der
Spange fest. »Ich war gelinde gesagt sehr überrascht, zu
hören, dass sie sich das Leben genommen hat. Sie war gar nicht
der Typ dafür.«
    »Hatte
sie zu dem Zeitpunkt nicht schon aufgehört, hier zu arbeiten?
Ich habe die Oberschwester so verstanden.«
    »Freilich.«
Bjargey räusperte sich. »Die Sache wird allerdings noch
begutachtet, sowohl intern als auch extern. Darüber kann ich
leider nicht sprechen.«
    »Ist
Alda im Streit gegangen?«
    »Streit
und kein Streit«, sagte Bjargey vieldeutig. »Es ist
etwas vorgefallen, mit dem weder sie noch wir glücklich waren.
Daraus ergab sich die Übereinkunft, sie freizustellen, bis die
Sache geklärt ist.« Sie fingerte wieder an ihrer Spange
herum. »Diese Übereinkunft wurde im gegenseitigen
Einvernehmen getroffen. Ich bin mir sicher, dass Alda
zurückgekommen wäre.«
    »Verstehe.
Geht es dabei um eine polizeiliche Untersuchung oder um
Schadenersatz?« Dóra versuchte, sich vorzustellen, wie
man sich im Krankenhaus etwas zuschulden kommen lassen konnte.
»Hat Alda einen fachlichen Fehler gemacht? Hat sie
Medikamente gestohlen? Hat sie ...«
    Bjargey
schwieg und schien zu überlegen, wie sie darauf antworten
sollte. Als sie endlich sprach, wählte sie ihre Worte sehr
sorgfältig. »Alda hat weder einen fachlichen Fehler
gemacht noch Medikamente gestohlen. Darum geht es nicht. Es ist
umstritten, ob sie sich richtig verhalten hat, aber ihr angeblich
unangemessenes Verhalten fand außerhalb der Arbeitszeit statt
und hat nichts mit dem Krankenhaus zu tun. In Anbetracht der
Tatsache, dass sie nun mal hier gearbeitet hat, war es jedoch
unangemessen.«
    Dóra
verstand gar nichts mehr. »Ich weiß wirklich nicht,
worauf du hinauswillst«, sagte sie ratlos. »Kannst du
das vielleicht etwas näher
erläutern?«
    »Nein«,
antwortete Bjargey, ohne zu zögern. »Es hat nichts mit
Aldas Tod zu tun, und ich sehe keine Verbindung zu diesem
Geheimnis, dem du auf die Spur kommen willst. Ich möchte nicht
weiter darüber reden.« Sie wich zunächst
Dóras Blick aus, schaute sie dann aber direkt an und
fügte hinzu: »Leider. Die Sache ist
heikel.«
    Dóra
spürte, dass sie so nicht weiterkam. »Kein Problem. Aber
um wieder zum Thema zu kommen: Weißt du, ob Alda mit
irgendwelchen Kollegen enger befreundet
war?«
    Bjargey
lächelte Dóra so an, als hielte sie sie für eine
völlige Idiotin. »Warst du schon mal abends oder nachts
in

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