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Das Gluehende Grab

Das Gluehende Grab

Titel: Das Gluehende Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardottir
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uns
großgeschrieben.«
    Integrität?
»Ihr seid natürlich nicht verpflichtet, mich
reinzulassen«, entgegnete sie, »es sei denn, ich
hätte einen Unfall. Ich kann euch aber auch jederzeit vor
Gericht laden, um herauszufinden, ob ihr irgendwelche wichtigen
Informationen zurückhaltet. Das wäre dann vielleicht die
beste Lösung.«
    »Vor
Gericht? Das ist doch vollkommen unnötig. Ich hab dir doch
gesagt, dass sie nicht mehr hier gearbeitet hat.« Sie
zögerte {144 }einen Moment. »Worum geht es denn, wenn
ich fragen darf? Um Aldas Tod?«
    »Um
einen Fall, den ich für jemanden übernommen habe, der
Alda kannte.«
    »Geht es
um die Vergewaltigung?«, fragte die Frau misstrauisch.
»Dazu haben wir bereits alles gesagt, es bringt nichts, uns
unter falschen Angaben auszufragen. Der Fall kommt vor Gericht, wir
haben unsere Aufgabe erledigt, wir befolgen die offiziellen Regeln,
und dazu zählt nicht, mit irgendwelchen Anwälten zu
sprechen.«
    Dóra
stutzte. Vergewaltigung? Sie musste aufpassen, dass sie nicht in
etwas hineingeriet, das nichts mit Markús’ Fall zu tun
hatte. Im Grunde verhielt sich die Oberschwester völlig
korrekt, und die Interessen der Patienten standen im Vordergrund.
»Nein, es geht nicht um Vergewaltigung. Ich höre schon,
dass wir da nicht übereinkommen, also lassen wir es gut sein.
Ich will nicht eure Zeit stehlen.«
    Dóra
legte auf. Sie würde ganz einfach die Hintertür nehmen.
Sie schluckte ihren Stolz herunter und wählte die Nummer ihres
Ex-Mannes.
    Dís
hörte den Anrufbeantworter ab, und das Lächeln, das nach
der geglückten Operation auf ihren Lippen lag, verschwand. Was
war das nun wieder? Eine Anwältin, die mit ihnen über
Alda sprechen wollte? Nicht die Polizei, wie sie befürchtet
hatte, sondern die Anwältin irgendeines Jugendfreundes von
Alda, dessen Namen Dís noch nie gehört hatte. Sie
hörte die Nachricht noch einmal ab: Die Stimme klang nett und
höflich, und die Anwältin ließ nicht durchblicken,
ob sie bei Dís und Ágúst Dreck am Stecken
vermutete oder lediglich eine Formalität abhaken wollte.
Dís überlegte, ob sie ihren Kollegen holen sollte. Der
letzte Patient des heutigen Tages war noch bei ihm in der
Sprechstunde, einer der vielen jungen Männer, die Narben von
Prügeleien entfernen lassen wollten. Sie ließ es
bleiben. Ágúst machte immer ein {145 }solches
Theater, und sie wollte ihre eigenen Ängste durch seine
Paranoia nicht noch verstärken.
    Dís
notierte die Nummer der Anwältin und löschte die
Nachricht. Sie nahm sich vor, die Frau morgen zu treffen, wenn
Ágúst nicht in der Praxis war.
Höchstwahrscheinlich war das Ganze nicht so wichtig,
vielleicht ging es um den Nachlass, ob Alda über die Praxis
eine Lebensversicherung abgeschlossen hatte oder Ähnliches.
Dís würde sich selbst darum kümmern. Sie trat an
Aldas Schreibtisch. Er stand zweckmäßig am Empfang
hinter einer Trennwand zum Wartezimmer. Alda hatte kein eigenes
Büro, da sie hauptsächlich im OP-Saal assistierte und nur
selten Berichte schrieb. Dís musterte den überaus
akkuraten Arbeitsplatz, der in dieser Hinsicht Ágústs
Büro ähnelte. Im Gegensatz zu Ágúst hatte
Alda ihre kleine Ecke jedoch hübsch dekoriert. Auf dem Tisch
standen ein gerahmtes Foto von einer Frau, wahrscheinlich Aldas
jüngere Schwester, sowie ein bunter Blumentopf mit einem
prächtig gedeihenden Kaktus. Der Arme, dachte Dís.
Ágúst und sie hatten kein Händchen für
Pflanzen. Am liebsten hätte Dís den Topf sofort
weggeschmissen, aber sie brachte es nicht übers Herz. Sie
würde versuchen, an den Kaktus zu denken. Aus Respekt vor Alda
konnte sie unmöglich etwas wegschmeißen, das ihr wichtig
gewesen war.
    Dís
nahm Platz, um Aldas Schreibtisch und Computer unter die Lupe zu
nehmen. Sie war sich sicher, wenn Alda irgendwelche Geheimnisse
hatte, die sie nicht an die große Glocke hängen wollte,
dann war Dís ohnehin die beste Vertrauensperson.
Ágúst war ein Quasselkopf und das Mädchen vom
Empfang ziemlich dämlich.
    Während
der Computer hochfuhr, kontrollierte Dís die Schubladen. In
der obersten lagen ordentlich sortierte Schreibutensilien. In den
beiden anderen war nicht viel, außer ein paar Unterlagen, aus
denen Dís nicht schlau wurde – darunter der
Obduktionsbericht einer älteren Frau, die im Krankenhaus in
Ísafjörður verstorben war. Dís überflog
ihn, entdeckte aber keine Verbindung {146 }zu Alda oder ihrer
Arbeit in der Praxis. Als der Computer hochgefahren war, gab sie
den Namen der

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