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Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition)

Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerit Bertram
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mahlte mit den Kieferknochen und wollte sich auf Joschka stürzen, aber sein Kamerad hielt ihn zurück und flüsterte ihm etwas zu.
    »Nun gut«, ließ der Bärtige mit unverkennbarem Widerwillen verlauten. »Zieht eures Weges, aber getraut euch nicht, irgendwo Ärger zu machen.« Sein boshafter Blick richtete sich zuerst auf Joschka und dann auf Arva. »Haben wir uns verstanden, Bursche?«
    Als dieser dem Ritter eine Antwort schuldig blieb, krallte der Mann die Hände in Arvas Wams und riss ihn vom Kutschbock. Piets Freund stolperte und stürzte zu Boden.
    »Nur zur Erinnerung, Ziginer !«
    Die beiden Männer in den weißen Mänteln lachten heiser und ritten zu ihren wartenden Kameraden zurück. Dort drückten sie ihren Rössern die Sporen in die Flanken und sprengten in einer Schneewolke davon.
    Joschka stürzte auf Arva zu. Tamina kletterte vom Wagen und kniete sich neben ihren Bruder. Der verzog den Mund zu einer gequälten Grimasse und erhob sich schwankend.
    Piet ergriff Arvas Hand.
    »Sind sie fort?«
    Der Narr nickte.
    »Diese Schweine«, stieß Joschka grimmig hervor und ballte die Fäuste, doch seine Frau erhob sich und legte ihm begütigend die Hand auf den Arm.
    Sie griff nach einem der Wasserschläuche, die sie vor ihrer Abreise aus Juveni Wladislawa an einem Brunnen gefüllt hatten. Die Cygani öffnete den Verschluss und setzte ihn Arva an die Lippen.
    »Trink, mein Lieber«, hörte Piet sie leise zu ihrem Bruder sagen.

14
    Hamburg
    E lisabeth schlief längst friedlich in ihrem Bett in einer Kammer im Obergeschoss, als Minna dem Bader zu später Stunde half, seine Instrumente gründlich mit heißem Wasser zu reinigen, denn Ludewig legte großen Wert auf Sauberkeit in seinen Behandlungsräumen. Am vergangenen Abend hatte er beiläufig erwähnt,dass er am folgenden Tag Geburtstag habe. Nicht irgendeinen, wie er auf Minnas Nachfragen zugab, sondern ein halbes Jahrhundert alt wurde der Bader.
    Nach getaner Arbeit saßen sich die beiden nun am Tisch in der Dornse gegenüber. Lump lag mit geschlossenen Augen unter dem Tisch und zuckte von Zeit zu Zeit im Schlaf mit den Beinen.
    »Die Kleine hat heute wieder viel geweint«, meinte Minna. »Die Trennung von ihren Eltern macht ihr im Moment schwer zu schaffen.«
    »Ach, nun sorgt Euch mal nicht. Die Lütten sind zäh.«
    Minna nickte. »Das stimmt sicher.Elisabeth hat schon so viel mitgemacht.«
    »Ihr wisst gut mit Kindern umzugehen. Wer es nicht besser weiß, könnte meinen, Ihr wärt Elisabets Ellermutter .«
    Ihre Lippen verzogen sich zu einem feinen Lächeln. »Das habt Ihr nett gesagt, Ludewig. Übrigens habe ich noch etwas für Euch.«
    »Für mich?«
    Sie fasste in die Falten ihres Gewandes. »Ich dachte, an Eurem Geburtstag habt Ihr ein kleines Geschenk verdient. Nehmt es als Zeichen meiner Dankbarkeit für alles, was Ihr für Elisabeth und mich getan habt.« Sie reichte ihm eine aus Hirschhorn gefertigte Pfeife, die sie am Morgen im Laden eines Beinschnitzers hinter St. Jakobi erstanden hatte. »Und hier ist das Kraut dazu.«
    »Ein Geschenk?« Des Baders Augen wurden groß. »Das hat mir schon lange niemand mehr gemacht.«
    »Wollt Ihr nicht gleich ein Pfeifchen schmöken?«, bat Minna. »Ich rieche es so gern. Mein lieber Mann, Gott hab ihn selig, hat nach dem Essen auch immer …« Sie brach ab, und einen Augenblick lang herrschte Stille.
    Dann griff sie nach dem Krug mit dem verdünnten Wein und schenkte zuerst Ludewig und dann sich selbst ein. Der Bader öffnete den Leinenbeutel und zupfte etwas von den getrockneten Kräutern heraus, stopfte sie in die Pfeife und hielt sie über die Flamme eines Talglichts. Schon erfüllte würziger Geruch die Dornse . Während draußen die Dämmerung einsetzte und der erste Nachtwächterruf zu hören war, hing jeder seinen eigenen Gedanken nach, bis Ludewig die Stille unterbrach.
    »Ihr habt vorhin von Eurem Mann gesprochen. Er konnte sich gewiss glücklich schätzen, ein so wackeres Weib an seiner Seite zu haben. Seid Ihr schon lange Witwe, Minna?«
    »Fünf Jahre«, erwiderte diese.
    Der Bader legte seine Pfeife auf den Tisch. »Darf ich Euch noch etwas fragen?«
    Sie nickte.
    »Habt Ihr nie daran gedacht, noch einmal …«
    Ihre Lippen bogen sich zu einem Lächeln. »Wer sollte denn ein Auge auf mich olles Weib werfen? Außerdem komme ich auch gut alleine zurecht.«
    Auch Stienberg schmunzelte. »In meinen Augen seid Ihr jedenfalls kein olles Weib , Minna, sondern eine …« Er brach ab, fuhr sich mit der

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