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Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition)

Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerit Bertram
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den armen Hund tun könnt.«
    Minna und Elisabeth verließen die Küche, und Baldo eilte zu Lump. Die Lohnarbeiterin hatte eine Decke über das Tier gebreitet. Der Hund hob den Kopf, als er seine Schritte hörte. Baldo sprach leise auf ihn ein, während er ihn vorsichtig abtastete. Weder die Pfoten noch die Rippen schienen verletzt. Die Wunde an Lumps Flanke hatte aufgehört zu bluten, doch rund um die Stichwunde war das Fleisch rot und geschwollen. Baldo strich dem Hund über die Schlappohren.
    »Unsere Cristin wüsste jetzt genau, was zu tun ist, mein Freund.« Er hörte selbst, wie seine Stimme zitterte. »Andererseits, warum soll das Zeug nicht auch dir helfen?« Sein Blick fiel auf den Küchentisch, auf dem noch immer der Krug mit Wein stand, die blutgetränkten Tücher achtlos daneben. Unsicheren Schrittes griff er nach einem sauberen Lappen, klemmte sich das halb volle Gefäß unter den Arm und ging zu Lump zurück, um die Wunde zu versorgen.
    Nachdem er auch die Blutflecken vom Boden entfernt hatte, richtete sich Baldo auf und stellte eine Schüssel mit Wasser neben den Hund, der die Augen geschlossen hatte. Schwer ließ Baldo sich auf einen der Stühle sinken, stützte die Ellenbogen auf den Tisch und vergrub das Gesicht in den Händen. Nur das leise Stöhnen des Hundes unterbrach von Zeit zu Zeit die Stille der Küche. Bei dem Gedanken, was Cristin in der oberen Etage durchmachen musste, brach ihm der Schweiß aus allen Poren. Er kannte sich mit dem Weiberkram ja nicht aus, aber was er bisher davon gehört hatte, erschien ihm grauenvoll. Die Frauen, die er kannte, hatten stets von furchtbaren Schmerzen bei der Geburt gesprochen. Und davon, dass längst nicht alle Frauen und Kinder am Leben blieben. Das ist eben so, der Herr gibt und nimmt, wie es ihm gefällt, hatten sie ihm erklärt.
    Auf einmal hielt es ihn nicht mehr auf seinem Sitz. Er sprang auf, bemerkte kaum, wie Cristins Becher mit einem dumpfen Klang zu Boden fiel und zerbrach. Einem Impuls folgend stürzte er zur Treppe, blickte nach oben und lauschte. Alles nur, um im nächsten Moment wieder kehrtzumachen. Hinter sich vernahm er eilige Schritte auf der Treppe.
    »Baldo, wir brauchen frische Leinentücher, eine ganze Hand voll. Außerdem könntest du Wasser erhitzen. Aber bitte Brunnenwasser, wenn es geht. Ach ja, und Essig … wir brauchen Essig. Kannst du mir das beschaffen?«
    Schon schickte sich Gerlin Schuster an, das Haus wieder zu verlassen, da hielt er sie am Ärmel fest.
    »Wie geht es meiner Frau? Und wo verdammt noch mal willst du hin?«
    Sie tätschelte ihm flüchtig die Wange. »Cristin hält sich tapfer. Aber es geht alles so schnell, die Wehfrau sagt, die Geburt ist nicht mehr aufzuhalten. Jetzt lass mich bitte gehen, ich muss einiges besorgen.«
    Gerlin drängte sich an ihm vorbei. Baldo sah ihr einen Augenblick lang wie betäubt hinterher. Bis er sich zur Ordnung rief und mit langen Sätzen auf die Küche zusteuerte, um Wasser auf dem Herd zu erhitzen und einen tönernen Topf mit Essig aus dem Schrank zu holen. Das war allerdings alles andere als einfach, wenn die Knie weich und die Hände so fahrig waren, dass ihm der Topf fast entglitten wäre. Nicht mehr aufzuhalten. Blicklos starrte er auf den Herd, wartete, bis sich das Wasser erwärmt hatte. Dann nahm er einige saubere Tücher aus dem Schrank und stellte den Essig und den Topf dazu. War das alles, was er für Cristin tun konnte? Er schnaubte. Wie jämmerlich Hilflosigkeit sein konnte.
    Unwillkürlich fiel sein Blick auf einen der Küchenspinde. Die vage Erinnerung an einen Besuch Ludewig Stienbergs zur Einweihung der neuen Werkstatt ließ ihn leise lächeln. Er entnahm dem Schrank eine bauchige Flasche, dann zögerte er und stellte sie entschieden zurück. Den feinen Schwedenschnaps wollte er sich erst genehmigen, wenn Frau und Kind wohlauf waren. Das Untätigsein brachte Baldo beinahe um den Verstand. Wenn er nur wüsste, wie er seine Finger beschäftigen sollte, wobei sie ihm ja ohnehin nicht gehorchen wollten.
    Vor längerer Zeit hatte Cristin ihm von den Schwierigkeiten ihrer ersten Geburt erzählt. Was, wenn sich alles wiederholte und sie dieses gottverfluchte Fieber erneut überfiel? Baldo wanderte durch die Küche, die Hände zu Fäusten geballt, das Hemd schweißnass. Ein Geräusch schreckte ihn auf. Gerlin Schuster betrat erneut das Haus, ein Päckchen unter dem Arm. Mit wenigen Schritten war er bei ihr.
    »Nun spuck es schon aus, verdammt noch mal! Wieso warst du

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