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Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition)

Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerit Bertram
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Fliesen ausgestatteten Baderaum. Eilig entkleidete sie Elisabeth und danach sich selbst. Mariusz wartete vor der Tür auf sie. Wie gern hätte sie eine müßige Stunde in dem warmen Wasser zugebracht, doch Cristin begnügte sich damit, die Kleine und sich selbst gründlich vom Schmutz der Reise zu befreien und frische Kleider überzustreifen.
    Die Haare noch feucht von der Wäsche, kamen sie vor der Eichentür an, die zu den königlichen Gemächern führte. Elisabeth umklammerte die Beine ihrer Mutter. Mariusz klopfte, und eine ältere Zofe in einer hellen Leinentunika öffnete. An ihrem schmalen Gürtel baumelten eine Schere, ein Messer und ein kleiner Beutel.
    »Sagt der Königin, die Heilerin Agnes und ihre Tochter sind da«, befahl der junge Mann der Bediensteten.
    Die Frau nickte und verschwand im Inneren. Durch die angelehnte Tür hörte Cristin sie mit Jadwiga sprechen. Kurz darauf kam sie zurück und öffnete die Tür weit.
    »Tretet ein, die Königin erwartet Euch.«
    Mariusz verabschiedete sich, und Cristin dankte ihm für seinen Schutz. Sie folgten der Frau in den Flur, von dem Jadwigas großzügig geschnittene Gemächer abgingen.

11
    D ie beiden Frauen begrüßten sich herzlich. Jadwigas Freude über den Besuch ihrer Vertrauten spiegelte sich in ihrer Miene wider. Voller Staunen bemerkte Cristin die Veränderungen, die sich an der Königin vollzogen hatten. Jadwiga war noch blühender, als Cristin sie in Erinnerung hatte. Die braunen Haare fielen ihr weich bis über die Schultern und umrahmten ein ausdrucksvolles Gesicht, das so schön war, dass sie nie müde wurde, es anzusehen. Die Königin jedoch hatte nur noch Augen für Elisabeth. Ohne auf ihre Kleidung zu achten, setzte sich die Monarchin auf den mit dicken Teppichen belegten Boden, um mit dem Mädchen zu spielen. Jadwiga hatte Gebäck und Erfrischungen bringen lassen. Der süße Duft von Honigkuchen hing verlockend in der Luft des königlichen Gemaches. Nachdem die Dienerin alles auf einen Tisch gestellt hatte, wurde sie hinausgeschickt.
    Cristin lächelte, als sie die vor Aufregung roten Wangen ihrer Tochter sah, die sich sogleich eins der Küchlein vom Teller nahm und es in den Mund steckte. Die junge Frau ließ den Blick durch den prächtigen Raum schweifen. Sie hatte in einem mit Samt bezogenen Sessel Platz genommen, stellte ihren Becher ab und musterte Jadwiga, die nun in einem bequemen Liegesessel saß und sich mit einer Hand zärtlich über den Bauch strich. Das Gesicht der Königin schimmerte rosig im Licht der Kerzen. Der satte Braunton ihres fein gewebten und bestickten Gewandes ließ sie trotz ihrer Fülle schmal wirken. Jadwiga half Elisabeth, die klebrigen Finger an einem Tuch abzuwischen, um dann eine ihrer Puppen auf den Schoß zu nehmen und ihr ein anderes Gewand überzustreifen. Leise redete sie auf das Kind ein, dann wandte sie sich Cristin zu.
    »Hast du Janek schon begrüßen können, liebe Freundin? Jaromir erzählte mir, dass der Junge vor Aufregung kaum ein Auge zugetan hat, seit er weiß, dass du kommst. Er hat sich so sehr auf dich gefreut.«
    Die junge Mutter nickte. »Ja, wir haben uns schon gesehen.« Sie sah von der Königin zu ihrem Kind. »Elisabeth jedoch hat mir den Großteil seiner Aufmerksamkeit geraubt.«
    »Sie ist bezaubernd, meine Liebe«, erwiderte Jadwiga warm. »Wer kann sich ihr entziehen? Ich gewiss nicht.«
    Cristin ließ den Blick über die Gestalt der Vertrauten gleiten. »Wie lange habt Ihr noch bis zur Niederkunft, Hoheit?«
    »Vielleicht vier oder fünf Wochen, so sagt mein Leibarzt.«
    Jadwiga lächelte. »Wer weiß das schon genau?«
    Die Besucherin nickte, denn das deckte sich mit ihrer Beobachtung. Der Bauch ihrer Freundin war prall und rund, aber das Kind lag noch nicht im Becken.
    »Und der König? Er muss doch überglücklich sein.«
    Jadwiga erhob sich und drückte den Rücken durch. »Er ist … erfreut. Was ihn aber auch nicht dazu veranlasst, sich häufiger auf dem Wawel aufzuhalten als gewöhnlich. Zurzeit weilt er in Litauen und wird auch nicht vor nächster oder übernächster Woche zurückerwartet.«
    Cristin wusste, was die Monarchin meinte. Im ganzen Reich wurde gemunkelt, wie sehr sich das Königspaar voneinander unterschied. Der Thronfolger war nun unterwegs, jedenfalls schien dies Jagiellos Hoffnung zu sein. Wahrscheinlich betete er täglich dafür. Nein, wohl eher nicht, dachte sie, denn der König war längst nicht so gottesfürchtig wie seine Gemahlin. Cristin erinnerte sich

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