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Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition)

Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerit Bertram
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Priester trat neben ihn. »Wollt Ihr noch etwas sagen, Lynhard Bremer?«
    Das Gesicht des Verurteilten verzerrte sich. Mit weit aufgerissenen Augen ließ er den Blick über die Köpfe der Anwesenden schweifen, suchte sie ab wie im Fieber. Kurz schloss er die Lider. Schimmerte da ein Hauch von Trauer in seiner Miene oder war es nur ein Schatten, der da gerade über das eingefallene Gesicht huschte?
    Der Verurteilte holte tief Luft. »Soll Euch alle doch der Teufel holen! Auch ich werde in die Hölle hinabsteigen.«
    »Fürwahr, das werdet Ihr.« Der Kleriker wandte sich ab.
    Der Richteherr nickte einem der Büttel zu, der Lynhard erneut den Knebel in den Mund stopfte.
    »Gericht gegen Lynhard Bremer haben wir gehalten und ihn zum Tod verurteilt«, rief der Vogt gegen den Sturm an. »Zum Tod durch den Strang.« Seine Stimme hallte gespenstisch auf dem Hügel wider. »Dieses Urteil soll nun vollstreckt werden. Möge Gott seiner Seele gnädig sein. Walte deines Amtes, Henker!«
    Ein Ausruf der Erregung folgte. Die Schaulustigen drängten weiter vorwärts, um nicht die leiseste Regung Bremers zu versäumen. Auch Baldo trat vor.
    »Jawohl, Richteherr.«
    Emmerik Schimpf packte den Angeklagten an einem der gefesselten Arme. Mit einer schnellen Bewegung riss er ihn nach hinten, und sein Gehilfe griff sogleich nach dem im Wind hin- und herschwingenden Hanfstrick. Der Scharfrichter streifte dem Verurteilten die Schlinge über den Kopf und legte sie ihm um den Hals.
    Just in dem Moment traf Lynhards hasserfüllter Blick den von Baldo.
    Blitzschnell zog Emmerik die Schlinge zu.
    »Warte!«, hörte Baldo sich selbst rufen.
    Mit zwei Sätzen war er beim Henker und seinem Gehilfen, die ihre Hände schon an den Strick gelegt hatten, bereit, den nun um sich tretenden, nach Luft schnappenden Pelzhändler in die Höhe zu ziehen.
    »Bitte, lass mich das tun«, stieß Baldo mühsam hervor.
    Er und sein Vater sahen einander an, dann nickte der Henker unmerklich. Baldo legte die Hände über die seines Vaters, wie sie es früher immer getan hatten. Zu dritt zogen sie an dem Strick. Lynhards nackte Füße hoben sich drei Handbreit von dem lehmigen Boden. Zappelten in der Luft. Erlahmten schließlich. Urin lief an seinen Beinen hinab und tropfte auf den Erdboden. Dann entleerte sich sein Darm. Baldo versuchte nicht zu atmen. Reglos und mit hervorgetretenen Augen hing der scheinbar entseelte Leib am Galgenstrick. Baldo trat ein paar Schritte zurück, während sein Vater eine auf dem Boden liegende Stehleiter aufhob, sie neben den Galgen stellte und hinaufstieg. Er griff unter die Achseln des im Wind hin- und herschwingenden Körpers und zog ihn ruckartig empor. Die Menge hielt den Atem an. Und tatsächlich, der Gehängte stieß ein Röcheln aus. Einige Frauen schrien auf. Andere verließen die Richtstätte.
    »Mörder! Mörder!«, schrie jemand.
    »Mach schon, Henker«, rief ein anderer. »Zieh das Schwein höher!«
    Emmerik Schimpf wuchtete den Pelzhändler mit aller Kraft in die Höhe, um ihn dann fallen zu lassen.
    Baldo wandte sich angewidert ab. Da hörte er den Fiskal fragen: »Ist er tot, Emmerik?«
    »Jetzt ja«, brummte dieser.
    »Dann schneidet ihn vom Galgen und verscharrt ihn auf dem Schindacker.«
    Baldo nickte seinem Vater zu und wollte schon den Rückweg antreten, als ihm etwas abseits der Menge, die sich zu zerstreuen begann, ein junges Frauengesicht auffiel. Die Unbekannte beobachtete ihn aus schmalen Augen aufmerksam. Er erwiderte ihren Blick. Einen Herzschlag lang las er etwas darin, was ihm eine Gänsehaut über den Rücken laufen ließ, dann wandte sich die Frau zum Gehen.
    Schleppenden Schrittes, die Hände tief in seinem Umhang vergraben, kehrte Baldo zu Mechthilds Haus zurück. Sie und Cristin hatten bereits auf seine Ankunft gewartet.
    »Ist es vorbei, Liebling?« Cristin legte eine Hand auf seinen Arm, als er eintrat, und sah voller Sorge in seine verzerrte Miene.
    Regentropfen perlten an seinem Umhang herab. Wortlos hängte er ihn an einen Haken.
    »Oh ja«, brach es dann aus ihm heraus, und er streckte ihr beide Hände entgegen. »Sieh sie dir an! Hiermit habe ich ihn vom Leben in den Tod befördert.«
    Sie wich zurück. »Du? Wieso? Ich verstehe nicht …«
    Sein Gesicht zuckte. »Ich musste es tun, Cristin. Eigenhändig.«
    Sie ließ den Kopf gegen seine Brust sinken. Mit den Fingern fuhr er in Cristins Haar und schmiegte den Kopf gegen ihren Scheitel.
    »Nie wieder wird er dir wehtun. Nie wieder!«
    Einige

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