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Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition)

Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerit Bertram
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ein nahendes Gewitter über dem Gerichtssaal. Cristin konnte in den Mienen mancher Umstehender Betroffenheit und bei einigen anderen auch die Gier nach einer Sensation erkennen. Lynhard sackte unter den verächtlichen Blicken der Zuschauer zusehends in sich zusammen. Mechthild hielt sich erstaunlich aufrecht, doch Cristin spürte, ihre Beherrschung konnte in jedem Moment wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen.
    Nach kurzer Zeit öffnete sich die Tür, und die Schöffen kehrten zurück. Das Klacken ihrer Schuhe auf dem Fußboden klang Cristin schmerzlich laut in den Ohren. Einer von ihnen, ein stattlicher, vollbärtiger Mann in kostspieliger Kleidung, hielt ein zusammengerolltes Pergament in der Hand.
    »Steht auf, Angeklagter, und vernehmt das Urteil!« Vogt Büttenwart nickte in Richtung der Bank, wo Lynhard mit gesenktem Kopf zwischen den Bütteln saß.
    Als dieser sich nicht rührte, zogen ihn die beiden Bewacher kurzerhand in die Höhe. Der Richteherr gab dem Mann, den die Schöffen zu ihrem Sprecher bestimmt hatten, ein Zeichen.
    »So tretet vor und verkündet, was Ihr für gerecht haltet.«
    Dieser tat wie geheißen und entrollte das Schriftstück. »Wir, die Schöffen, ausgewählt vom Richteherrn und Rat der Stadt Lübeck im Prozess gegen Lynhard Bremer, sprechen den Blutbann aus«, las er mit lauter Stimme vor. »Der Angeklagte ist schuldig des Mordes an seinem eigenen Bruder Lukas Bremer sowie des Verbrechens an Konrad Küppers. Dafür soll er am Strick hängen, bis dass der Tod eintritt. So lautet unser Urteil. Möge es dem Allmächtigen wohlgefällig sein.«
    »Und möge der Angeklagte seinen Frieden mit Ihm machen, bevor es an den Galgen geht«, ergänzte der Priester.
    »Mein Gott«, entfuhr es Mechthild.
    Gerade noch konnte Baldo sie auffangen, bevor Cristins Schwägerin lautlos in sich zusammensank.
    »Dann soll das Urteil morgen früh vollstreckt werden«, erklärte Büttenwart.
    Der Fiskal nickte. »Ich werde alles Nötige veranlassen, Richteherr.«
    »Tut das, Mangel«, antwortete der und ergänzte an die Zuschauer gewandt: »Damit ist die Verhandlung beendet. Der Angeklagte wird morgen nach Sonnenaufgang zum Köpfelberg gebracht.«
    Lynhard Bremers Lippen entwich ein heiserer Laut, als er zu der niedrigeren der beiden Türen gedrängt wurde. Er verließ den Gerichtssaal in tief gebeugter Haltung.
    Vogt Büttenwart hatte die kleine Gruppe in einem der Flure des Gerichtsgebäudes erkannt und steuerte auf sie zu. »Frau Bremer, wollt Ihr noch mit Eurem Mann sprechen, bevor die Fronknechte ihn zum …«
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte Mechthild leise. »Dieser Mann hat mir so viel Leid zugefügt … Ich denke, ich werde jetzt nach Hause zurückkehren. Zu meinen Kindern.«
    Der Richteherr nickte und wandte sich Cristin und Baldo zu. »Sicher kommt Ihr zum Köpfelberg, um Euch von der ordnungsgemäßen Vollstreckung zu überzeugen?«
    Cristin schüttelte den Kopf. »Ich lasse meine Schwägerin nicht allein. Sie und die Kinder werden mich brauchen. Aber wir haben gerade entschieden, dass mein Gatte bei der Hinrichtung anwesend sein wird.«
    »Ihr habt inzwischen geheiratet?«
    »Ja, bald nachdem wir nach Hamburg gegangen sind. Ich führe dort wiederum eine Goldspinnerei, nachdem ich die meines verstorbenen Gatten verkauft habe.«
    »Dann lasst mich Euch alles Gute wünschen.«
    Der Richteherr streckte die rechte Hand aus, und Baldo ergriff sie.
    Als sich die Türen des Portals öffneten, hatte der Regen endlich nachgelassen. Mirke trat mit weichen Knienaus dem Eingang der Gasse auf das nasse Pflaster. Gewiss fiel es nicht weiter auf, wenn sie sich unter die Schaulustigen mischte.Sie näherte sich der kleinen Gruppe, die vor dem Rathaus auf den Ausgang des Prozesses ausgeharrt hatte. Niemand achtete auf ihr immer noch am Körper klebendes Kleid.
    Die Aufmerksamkeit der Männer und Frauen galt den zwei kräftigen Bütteln, die mit dem Verurteilten in ihrer Mitte vorübergingen, der Fronerei auf der anderen Seite des Marktplatzes zu. Mirke musterte den in Ketten gelegten Mann. Sein Gesicht war schmal, das Haar stand ihm wirr vom Kopf ab, ein ungepflegter, halblanger Bart bedeckte Kinn und Wangen. Er wirkte ausgezehrt, sein Gang war gebeugt wie der eines Greises. Einst war dieser Mann eine Erscheinung gewesen, die ihr Blut immer wieder von Neuem in Wallung gebracht hatte.
    Ihr Herz tat einen schmerzhaften Satz. Nur einen winzigen Augenblick lang war sie versucht, ihm entgegenzulaufen. Doch über die

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