Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition)
der die Küche betreten hatte und seine Mütze auf die Bank warf. »Und mir bitte auch.«
Bald darauf saßen sie in der Dornse beieinander und aßen. Cristin bekam jedoch vor Aufregung kaum einen Bissen von dem köstlichen Kohleintopf hinunter, den sie zusammen mit Minna zubereitet hatte. Sie konnte es kaum erwarten, bis Baldo und Ludewig sich endlich gesättigt auf ihren Stühlen zurücklehnten und sie ihnen von der wundervollen Neuigkeit berichten konnte, die seit Tagen ihre Gedanken beherrschte. Als Elisabeth genug hatte, kletterte sie vom Schoß der Mutter, um sich an Baldo zu kuscheln. Cristin trommelte mit den Fingerspitzen auf den Holztisch und wartete, bis die Lohnarbeiterin abgeräumt und sich wieder gesetzt hatte. Sie hob den Becher.
»Lasst uns diesen Abend festlich begehen, lieber Mann!«
»Gibt es etwas zu feiern, Cristin, oder warum strahlst du wie die Sonne selbst?«
»Rate mal, mein Lieber!«
»Ich habe keine Lust auf Ratespiele«, winkte er ab und wandte sich Ludewig zu. »Wisst Ihr , was es zu feiern gibt?«
Ludewig schüttelte den Kopf.
Baldo kratzte sich am Hinterkopf. »Hast du vielleicht diesen bestickten Umhang verkauft, den unsere Nachbarin bestellt hat?«
»Nein, der Umhang wird erst in ein paar Tagen fertig sein.« Sie lächelte. »Es ist viel schöner. Wir werden zum nächsten Frühling ein Kind bekommen, mein Lieber!«
Baldo verschluckte sich, und Ludewig klopfte dem Freund gutmütig auf den Rücken.
»Was … was hast du da gesagt? Ein Kind?«
Minna klatschte in die Hände, Elisabeth tat es ihr gleich. Cristin nickte. Schon war Baldo aufgesprungen, um den Tisch gelaufen und riss sie in die Arme.
»Ist das wahr, Liebes? Wie … woher weißt du das? Wir bekommen tatsächlich …?«
So fassungslos hatte sie ihren Gatten noch nie erlebt. Sie küsste ihn auf die Nasenspitze und umarmte ihn stürmisch. »Natürlich ist es wahr«, versicherte sie ihm lachend. Hinter sich hörte sie das Klirren der Becher, als Minna und Ludewig sich zuprosteten. »Ich weiß es schon seit einigen Tagen, wollte aber auf eine passende Gelegenheit warten, um es dir zu erzählen.«
Baldo hob Elisabeth hoch. Seine Züge wirkten im Schein des Kaminfeuers weich. Um seinen Mund zuckte es. Er wandte sich zu den anderen um. »Lasst uns heute Abend miteinander fröhlich sein!«
Lange nachdem Minna und Elisabeth zur Ruhe gegangen waren, saßen die drei Freunde noch beieinander und genossen die willkommene Abwechslung.
»Ihr solltet unbedingt einen Zunftknechteinstellen, Deern, bevor man Euch mit einer Strafe der Gilde droht«, gab der Bader zu bedenken. »Außerdem wird es Zeit, dass ein kräftiger und geschickter Bursche Euch entlastet. Ihr wisst selbst, wie beschwerlich die letzten Wochen vor der Niederkunft sind.«
Baldo nickte nachdenklich. »Gleich morgen will ich versuchen, jemanden zu finden.«
Krakow
»Ich komm ja schon, meine Güte!«
Während Piet barfuß und auf Zehenspitzen durch die Diele von Mariankas Elternhaus zur Tür schlich, dabei die Bänder seiner dünnen Stoffbeinlinge verschnürte und das Hemd richtete, klopfte es erneut laut und mit Nachdruck.
»Bin ja schon da.«
Er öffnete und blinzelte in das erste fahle Morgenlicht. Eine frische Bö fuhr ihm durch das zerzauste Haar. Auf der steinernen Stufe stand ein kräftig gebauter Mann, der Kleidung nach ein Bediensteter des Königshofes. Seinen grauen Tarpanhengst hatte er an einem Pfosten festgebunden. Piet traf ein kühler, abschätzigerBlick.
»Victorius, der Narr?«
»Oder Piet Kerklich, ganz wie es Euch beliebt. Was wollt Ihr?«
Der Mann musterte ihn eingehend. »Ihr sollt auf den Wawel kommen.«
»Jetzt sofort?«
»Ja. Sattelt Euer Pferd und folgt mir.«
Piet grinste. »Mein Weib wartet auf mich. Was ist so wichtig, dass Ihr mich in aller Herrgottsfrühe aus dem Bett holt?«
Der Mann verzog keine Miene. »Das wird man Euch dort erklären.«
Ein ungutes Gefühl ergriff von Piet Besitz. »Wartet. Ich kleide mich rasch an.«
Er ging zurück in die Kammer, wo Marianka – das Gesicht noch gerötet von dem Liebesspiel, dem sich die beiden nach dem Erwachen hingegeben hatten – ihn mit einem neugierigen Blick bedachte.
»Was ist, Liebling?«
Ihre Lippen glänzten feucht. Wusste sie eigentlich, wie verführerisch ihre Haut im Schein des Talglichtes schimmerte? Seine Finger kribbelten, so sehr wünschte er sich, wieder aufs Bett sinken und dort fortfahren zu können, wo sie aufgehört hatten.
»Ich soll zum Schloss kommen«,
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