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Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition)

Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerit Bertram
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Augsburg mit dem Hundsfott belasten, nur um ihn dort Eurem Vater zu übergeben? Ich bin dafür, ihn in die hiesige Fronerei zu bringen, dann sind wir ihn los.«
    Auch Cristin verspürte wenig Lust, sich das Gezeter und die unflätigen Flüche des Kerls anzuhören, die von Zeit zu Zeit aus Bastian Landsbergs Wagen drangen, seit sie den Gauner von dem Knebel befreit hatten.
    Von Dormitz’ Lippen wurden schmal. »Ihr habt wohl recht. Fahren wir zum Rathaus und übergeben ihn den Bütteln.« Er schnalzte mit der Zunge und ritt los.
    Während die Wagen die leicht abschüssige Gasse hinabrollten, ließ Cristin den Blick schweifen und betrachtete die weiß getünchten Häuser mit den schwarzen Fachwerkbalken, in deren Erdgeschoss sich oft kleine Läden befanden, wie die Schilder über den Türen verkündeten. Nach kurzer Zeit wurde die Gasse von einer breiten Straße gekreuzt, die auf ein mächtiges Gotteshaus zuführte. Hoch ragten die beiden grünlich schimmernden Türme in den bewölkten Novemberhimmel.
    Sie passierten den Kirchplatz und bogen in eine weitere gepflasterte Gasse ein. Dann standen sie auf einem von zahllosen Menschen bevölkerten Marktplatz, der von einer weiteren reich verzierten, aber wesentlich kleineren Kirche und hohen Häusern, denen man den Reichtum ihrer Besitzer ansah, eingerahmt wurde. In der Luft lag der Geruch von Tieren und ihren Ausscheidungen, auf dem Pflaster trippelten Tauben hin und her und suchten eifrig nach Fressbarem. Nun erkannte Cristin auch einige der Fuhrwerke und Eselkarren wieder, die vor ihnen durch das Tiergärtnertor gerollt waren. Mit gewohnten Handgriffen waren ihre Besitzer dabei, Stände und Buden aufzubauen.
    Am Rand des Platzes erblickte Cristin einen steinernen, sechseckigen Trog, aus dessen Mitte sich eine Säule erhob. Zwei Löwen zierten sie und spien Wasser in den Brunnen. Auf seinem Rand, genau wie auf den Giebeln der Häuser, hockten ebenfalls Dutzende grauer, gurrender Tauben. Von Dormitz hatte sein Pferd vor einem mehrstöckigen Gebäude gezügelt und schwang die langen Beine aus dem Sattel. Baldo lenkte seinen Wagen neben Ulrychs Schimmel und ließ das Pferd anhalten.
    »Da wären wir.« Der hochgewachsene Mann mit der Narbe im Gesicht wies auf das Portal des aus großen grauen Steinen erbauten Hauses. »Bringen wir den Kerl hinein.«
    Baldo nickte, während Bastian Landsberg vom Kutschbock stieg. Die beiden Männer traten an den Wagen und hoben die Plane an, hinter der ihr Gefangener mit gefesselten Beinen und Händen auf dem Boden hockte.
    Baldo bestieg die Ladefläche und kroch zu dem Wegelagerer. »Hier ist die Reise für dich zu Ende«, knurrte er und streckte die Hände aus, um dem Kerl die Fesseln an den Knöcheln zu lösen. »Runter vom Wagen.«
    Mit grimmig verzogener Miene leistete der Wegelagerer dem Befehl Folge. Doch als er auf dem Pflaster stand und das Tor des Rathauses erblickte, schwante ihm wohl, was nun mit ihm geschehen sollte. Schon wollte er zu einer seiner wüsten Beschimpfungen ansetzen, doch im nächsten Moment holte Landsberg aus und versetzte dem Kerl zwei schallende Ohrfeigen, die den Mann wie ein junger Baum im Sturm schwanken ließen und ihn schlagartig zum Verstummen brachten.
    Baldo pfiff durch die Zähne. »Mein lieber Freund, so einen Schlag hätte ich Euch gar nicht zugetraut«, sagte er grinsend, während der Bernsteinhändler sich die Hand an der Hose abwischte, als habe er sich schmutzig gemacht.
    »Ich mir auch nicht, glaubt mir. Ich mir auch nicht«, erwiderte der und fasste den Gefangenen fest am Arm. »Und jetzt hinein mit ihm.«
    Nachdem sie den Wegelagerer einem Büttel übergeben und berichtet hatten, was dieser alles auf dem Kerbholz hatte, machten sie sich auf den Weg zum Weißen Ross . Wie Ulrych erzählt hatte, befand sich der Gasthof in unmittelbarer Nähe der Pegnitz. Auf einer Wiese, die sich hinter dem Gasthaus bis ans leicht abfallende Ufer des träge dahinfließenden Flusses erstreckte, konnten sie die Wagen abstellen. Ein halbes Dutzend an zwei junge Linden gebundene Pferde warteten auf ihre Besitzer und hoben neugierig die Köpfe, als die vier an ihnen vorüber auf das Gasthaus zusteuerten.
    Bei dem Geruch der Würste, die der Wirt über einem großen Becken mit glühender Holzkohle röstete, lief Cristin das Wasser im Mund zusammen. Eine junge Schankmagd, unter deren Haube eine weizenblonde Haarsträhne hervorlugte, schob sich zwischen den eng stehenden, glatt polierten Tischen hindurch, stellte zwei

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