Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition)

Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerit Bertram
Vom Netzwerk:
sogar zu. Es kam ihr vor wie eine Ewigkeit, bis das Sirren der Plagegeister endlich verstummte. Todmüde hatte sie sich in Baldos Arm geschmiegt, als sie im Wagen nebenan plötzlich jemanden sprechen hörte.
    »Vergebt mir meine Sünden. Lasst mich nicht auf ewig in der Hölle schmoren. Was geschehen ist, tat ich auf Geheiß.« Angestrengt und mit angehaltenem Atem horchte Cristin auf die heiser klingende Stimme, die der von Ulrych ähnelte.
    »Es tut mir so leid, so furchtbar leid …« Von Dormitz’ Stimme klang verwaschen, so, als ob er im Traum sprechen würde.
    Sie verstand immer nur einige wenige Worte, doch mit einem Mal war sie hellwach.
    »Ich wollte das nicht«, drang es gedämpft zwar und trotzdem deutlich an ihre Ohren. »Anka, mein Gott … Jeni.«
    Baldo regte sich neben ihr. »Was ist denn da drüben los?«
    Cristin setzte sich auf. »Ich weiß es nicht. Von Dormitz redet im Schlaf.«
    »Scheint ja kein besonders angenehmer Traum zu sein«, flüsterte Baldo und zog sie an sich.
    Beim Frühmahl wandte sich Cristin an von Dormitz. »Ihr habt nicht gut geschlafen?«, fragte sie behutsam, während sie ihm das Brot reichte.
    Er fuhr sich mit Hand über die rot geäderten Lider. »Ich fühle mich wie gerädert«, gab er zu. »Ich glaube, ich hab die ganze Nacht kaum ein Auge zugetan.«
    Landsberg räusperte sich. »Doch, doch, geschlafen habt Ihr schon«, meinte der Bernsteinhändler. »Allerdings habt Ihr im Schlaf gesprochen. Nichts Gutes übrigens.«
    Cristin trank einen Schluck. Bastian hatte es also auch mitbekommen.
    Als von Dormitz nicht antwortete, stand Bastian auf, streckte die Glieder und fügte hinzu: »Von Sünden und von der Hölle habt Ihr fantasiert.«
    Der Mann mit der Narbe auf der Stirn sprang auf, sein Becher kippte um, und der Rest seines Weines versickerte im Gras. »Ich will nichts davon hören, Landsberg!«
    Cristin erschrak wegen der Heftigkeit seiner Worte.
    Bastian trat näher. »Gibt es in Eurem Leben etwas, das Euch belastet, von Dormitz? Mit mir könnt Ihr darüber reden und Euer Herz erleichtern. Es heißt, ich sei ein guter Zuhörer.«
    Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus, bis von Dormitz Bastians ausgestreckte Hand ergriff..
    »Ich danke Euch für Euer Angebot, Landsberg, aber ich denke, meine Sünden wiegen zu schwer, als dass sie mir in diesem Leben erlassen werden können.«
    »Ihr irrt Euch«, gab Bastian ruhig zurück. »Es gibt keine Sünde, die unser Herr nicht vergibt.«
    »Ich wünschte, Ihr hättet recht.«
    Einen Moment lang ruhte der Blick des hochgewachsenen Mannes auf dem Bernsteinhändler, um dann zu Cristin und Baldo zu wandern. Ein Ruck schien durch seinen Körper zu gehen.
    »Also gut.«
    Er setzte sich wieder ins Gras und wartete, bis auch die anderen Platz genommen hatten. Sein Blick schien nach innen gewendet zu sein, an einen fernen Ort, den sie nicht kannten.
    »Ich bin nicht der gute Mensch, für den Ihr mich haltet, weil ich Euch gerettet habe, sondern ein …« Kurz zögerte er und fuhr dann fort: »Ein Abtrünniger bin ich, ein von Gott Abgefallener.«
    Seine Stimme hatte sich zu einem Flüstern gesenkt, und Cristin rutschte näher zu ihm heran, um ihn verstehen zu können.
    »Ein Abtrünniger?« Bastian Landsberg beugte sich vor. »Wer seid Ihr, dass Ihr so verbittert sprecht?«, fragte er, und als von Dormitz nicht antwortete, fügte er hinzu. »Ihr befindet Euch in einer Gemeinschaft, die Geheimnisse noch für sich behalten kann. Seid also unbesorgt.«
    Ulrych fuhr sich durchs Haar. Er streckte seine langen Beine aus und suchte sichtlich nach Worten. »Im vergangenen Jahr schlossen mein Bruder Lorenz und ich uns einer Gruppe Söldner an, die mit einer Abteilung Deutschritter im Süden Pomesaniens unterwegs waren, etwa dreißig Meilen von der Marienburg entfernt.«
    Cristin spürte, wie jeder Blutstropfen aus ihrem Gesicht wich.
    »Dem Sitz des Deutschen Ordens«, sagte Bastian. Er starrte in das allmählich erlöschende Feuer.
    »Ja.« Von Dormitz wandte sich um, als wollte er sichergehen, dass es keine weiteren Zeugen ihres Gespräches gab. Doch es war noch früh und kaum jemand auf den Beinen. »Wir waren überzeugt, das Richtige zu tun. Ein Onkel von uns, den ich schon als Kind bewundert habe, war Mitglied des Deutschritterordens. Er hatte mir und meinem Bruder Geschichten über seinen Vater erzählt, der im Heiligen Land am Kampf um Akkon teilgenommen hatte.«
    » Was ist in Pomesanien geschehen?«, wollte Baldo wissen, während sich

Weitere Kostenlose Bücher