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Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition)

Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerit Bertram
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auf dem Kutschbock beugte sich vor. »Ihr wollt mich verarschen, habe ich recht?«, tönte er. »Weg da, Pfaffe! Steh mir nicht im Weg!«
    Der Bernsteinhändler nickte gemächlich. »Ich kann’s Euch nicht verdenken, wenn Ihr das glaubt. Warum sollte Euch das Schicksal dieser armen Besessenen etwas angehen?«
    »Besessene?«, rief der Wegelagerer. »Ihr meint wirklich, der Teufel hat von dieser Frau Besitz ergriffen?«
    »Leider ja.« Bastian Landsbergs Miene nahm einen bekümmerten Ausdruck an. An Baldo gewandt meinte er. »Der Leibhaftige ist wieder in sie gefahren.« Er tätschelte den Arm seines Begleiters. »Ihr kann nur noch unser lieber Herrgott helfen.«
    Cristin zuckte und stöhnte, dass es Baldo kalt den Rücken hinunterlief. Der Bernsteinhändler und der Fremde standen nun direkt vor dem Kutschbock.
    »Gebt gut auf sie acht! Niemand kann wissen, was geschieht. Beim letzten Mal hat sie … hat sie einem … Hund die Kehle durchgebissen. Ihr solltet mich wirklich für die Ärmste beten lassen. Schon um Euretwillen.«
    Der Mann sah seine Geisel an, in deren Augen tatsächlich nur noch das Weiße zu sehen war, während ein Röcheln aus den Lippen drang und ihr Kopf hin- und herschwankte.
    »Gut, dann kommt her!«, gab er widerwillig nach.
    Landsberg trat neben den Kutschbock und streckte die Hand aus, um sich hinaufzuziehen. Stattdessen umfasste er jedoch den Stiefel des Straßenräubers und zerrte daran, um ihn vom Wagen zu ziehen. Der Wegelagerer trat sogleich unter wildem Fluchen mit dem anderen Fuß nach dem Bernsteinhändler und traf ihn mitten ins Gesicht. Landsberg stöhnte auf, stürzte hintenüber und blieb auf den Boden liegen. Im nächsten Augenblick sprang Cristin mit einem Schrei vom Wagen.
    »Hat das Schwein dich angefasst?«, hörte sie Baldo neben sich raunen.
    Sie schüttelte nur den Kopf. Schon hatte ihr unbekannter Helfer den Kutschbock erklommen und dem Straßenräuber das Kurzschwert entwunden. Ein Fausthieb mitten ins Gesicht setzte ihn endgültig außer Gefecht.
    »So sagt mir doch, bei wem wir uns für unsere Rettung vor diesen Kerlen bedanken können«, bat Cristin, nachdem sie sich einige Klafter entfernt hatten. »Mein Mann und ich werden für immer in Eurer Schuld stehen.«
    Der Mann deutete eine Verbeugung an. »Ulrych von Dormitz ist mein Name«, erklärte er. »Was ich getan habe, ist eine Selbstverständlichkeit. Jeder andere Mann von Ehre hätte genauso gehandelt, besonders wenn eine schöne Frau wie Ihr in Gefahr schwebt.«
    Eine leise Röte stieg Cristins Hals hinauf. Baldo hatte die ganze Zeit über den Gefangenen im Auge behalten und die Hasstiraden, die er ihnen entgegenschleuderte, ungerührt ignoriert. Während der Kerl sie mit den wüstesten Ausdrücken bedachte, zerrte er unaufhörlich an den Seilen um seine Handgelenke, als könnte er sie auf diese Weise lockern. Baldos Mundwinkel hoben sich amüsiert. Die Seile waren stark genug, um drei Männer zu bändigen. Sein Blick suchte den ihres Retters.
    »Was machen wir jetzt mit dem Dreckskerl? Ich hätte nicht übel Lust, ihn an Ort und Stelle aufzuknüpfen!« Er bückte sich nach seinem Dolch, der immer noch auf dem Pflaster lag, steckte ihn in den Gürtel und wandte sich erneut dem Gefangenen zu.
    Der riss die Augen auf. »Aber das könnt Ihr doch nicht tun!«
    Baldo ging auf den Baum mit dem gefesselten Straßenräuber zu. »Ob du Hundsfott nun in der nächsten Stadt am Galgen baumelst oder gleich hier deinen letzten Atemzug machst … wen kümmert’s!«
    »Wartet.« Von Dormitz trat ihm in den Weg und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Wir werden keinen Wehrlosen töten!«
    »Aber vorhin habt Ihr nicht gezögert, einen Menschen ins Jenseits zu befördern!«
    Der Gefangene wimmerte und flehte um sein Leben. Baldo maß ihn von oben bis unten und spie auf den Boden. Vater hat recht, dachte er. Wenn’s ans Sterben geht, sind sie alle gleich. Er gab von Dormitz einen Wink, auf ihn zu warten, und trat noch näher auf den Gefesselten zu.
    »Habt Erbarmen!«, stieß dieser hervor. »Ihr werdet doch nicht einen wehrlosen Mann zur Hölle schicken!« Seine Stimme drohte sich zu überschlagen.
    Baldo zog ein beflecktes Tuch aus seinem Wams. »Halt’s Maul, dein Gejaule widert mich an!«
    Mit einer raschen Bewegung stopfte er dem Wegelagerer den Lappen in den Mund. Nun drangen nur noch unverständliche Laute dahinter hervor, während er zu seinen Begleitern zurückschlenderte.
    Von Dormitz hielt ihn an den Schultern fest

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