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Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition)

Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerit Bertram
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Ausweglosigkeit seiner Lage zu erkennen – gegen diesen Hünen und dessen Schwert von nahezu zwei Ellen Länge würde er nichts ausrichten können.
    Mit einem unflätigen Fluch drehte er sich um und suchte ebenfalls das Weite. Baldo würdigte den Flüchtenden keines weiteren Blickes, sondern folgte dem Fremden, der nun an das hintere Ende des Wagens trat und ihm mit einer Kopfbewegung bedeutete, zur Seite zu gehen. Er nickte und schlich vorwärts. Das Pferd schlug unruhig mit dem Schweif und schnaubte. Beruhigend strich Baldo ihm über die Flanke. Dann stellte er sich auf die Zehenspitzen und lugte ins Innere des Wagens.
    Seine Frau hockte auf dem Boden, der Mann in dem Gauklerkostüm neben ihr. Er hatte den linken Arm um ihre Schulter gelegt. Als sie sich bewegte, sah Baldo den Dolch, den er in der Rechten hielt. Die Spitze zeigte auf die Stelle zwischen Cristins Kinn und ihrer Kehle.
    »Man muss wissen«, durchschnitt die Stimme des Fremden die bedrohliche Stille, »wann es Zeit ist aufzugeben.« Seine Gestalt verdunkelte die halbrunde Öffnung des Wagens.
    »Zurück, wer immer du bist! Wäre doch schade, wenn ich dem hübschen Vögelchen hier die Kehle durchschneiden müsste«, höhnte der andere. Baldo spürte, wie sein Blut heiß wie Feuer durch seine Adern jagte. »Und jetzt verschwindet … alle beide!«
    Er zerbiss einen Fluch zwischen den Zähnen. Der Kerl hatte ihn bemerkt. Er ballte die Hände zu Fäusten, bis die Knöchel weiß hervortraten.
    »Lasst meine Frau frei«, knirschte er, »dann ziehen wir uns zurück, Ihr könnt den Wagen nehmen und …«
    »Die Forderungen stelle ich«, unterbrach ihn der Räuber barsch. »Weg vom Wagen, sag ich. Mindestens zwanzig Fuß! Und Eure Waffen bleiben hier!«
    Scheppernd landete das vom Blut des toten Wegelagerers besudelte Schwert auf den Steinen, gefolgt von Baldos Dolch. Das Klirren gellte ihm höhnisch in den Ohren. Nachdem der Fremde und Baldo sich zurückgezogen hatten, kletterte der Straßenräuber, der Cristin hinter sich herzog, aus dem Wagen. Die eine Hand krallte sich in ihr Kleid, die andere hielt weiterhin die Klinge auf sie gerichtet, während er sich nun ebenfalls von dem Planwagen entfernte.
    »Und jetzt ladet Eure Waren auf mein Fuhrwerk!«
    Bastian trat vor. »Haben wir Euer Wort, das Ihr die Frau dann freigebt?«
    Der Mann stieß ein Lachen aus. »Selbstverständlich.«
    War Landsberg wirklich so naiv, etwas auf das Wort dieses Dreckskerls zu geben? Zähneknirschend ging Baldo zum Wagen und leistete der Aufforderung des Wegelagerers Folge, genau wie der Mann mit der Narbe.
    »Ich fürchte, er wird versuchen, mit Eurer Frau zu fliehen«, raunte Landsberg ihm zu.
    »Ich werde sie auf keinen Fall in der Gewalt dieser stinkenden Ratte lassen«, erwiderte der tonlos.
    Der Bernsteinhändler ergriff einen Ballen Stoffe und nickte. »Dann betet besser, dass Euch etwas einfällt, wie wir diesen Kerl daran hindern können, Cristin mit sich zu nehmen!«
    Einige Zeit später hatten die drei Männer alles, was von Wert war, auf den Wagen des in sicherer Entfernung stehenden Straßenräubers umgeladen.
    Der versetzte Cristin jetzt einen Stoß. »Auf den Kutschbock, wenn ich bitten darf!«
    »Ihr habt uns Euer Wort gegeben!«, rief Bastian Landsberg aus.
    »Das ich auch halte, Pfaffe! Aber ich werde meine hübsche Begleitung erst freilassen, wenn ich genügend Abstand zwischen uns gebracht habe.«
    »Warum nur fällt es mir schwer, Euch das zu glauben?«, hörte Baldo den Bernsteinhändler murmeln.
    In diesem Augenblick wurde ein Wimmern hörbar. Ihm fuhr ein gewaltiger Schreck in die Glieder, als er sah, wie Cristin plötzlich die Augen verdrehte und sich wie unter heftigen Schmerzen krümmte.
    »Liebes!«
    Er wollte einen Schritt auf sie zumachen. Kurz bevor sie in sich zusammensackte, bemerkte er jedoch ihr Zwinkern. Er wechselte einen raschen Blick mit dem Hünen, der sich neben ihn gestellt hatte. Da begriffen sie. Auch Landsberg schien die Lage zu durchschauen, denn er setzte eine erschrockene Miene auf, trat vor und hob die Hand.
    »Auf ein Wort noch, mein Sohn! Wie Ihr seht, ist die Frau dort krank.«
    »Was geht es mich an?« Der Straßenräuber würdigte Cristin keines Blickes, obwohl sie offenbar regungslos im Kutschbock lag.
    Einer inneren Eingebung folgend stürzte Baldo auf den Wagen zu. »Herr, sei uns gnädig!«, stieß er hervor, eine Hand auf den Mund gepresst. »Schon wieder ein Anfall. Lieber Bruder Bastian, bitte kommt! Rasch!«
    Der Kerl

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