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Das Gold der Maori - Das Gold der Maori

Titel: Das Gold der Maori - Das Gold der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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mit einem jungen Mann zutreffen – dazu mit einem, den James O’Donnell gar nicht billigte, obwohl er so schöne Worte sprechen konnte. Aber irgendetwas in ihr bestand darauf, es trotzdem zu tun. Irgendetwas wollte den freudlosen Tagen der Arbeit im Herrenhaus und der abendlichen und in der letzten Zeit zudem vergeblichen Schufterei auf dem Land ihres Vaters ein bisschen Glück abringen …
    Michael saß rittlings auf einem niedrigen Ast des freundlichen Baumes, als Kathleen eintraf. Seine Augen leuchteten bei ihrem Anblick auf. Er löste sich mit geschmeidigen Bewegungen von seinem erhöhten Sitz.
    »Das süßeste Mädchen Irlands – und es gehört nur mir!«, rief er bewundernd mit seiner weichen Stimme. »Man preist die irischen Rosen, aber nur wer die Lilien kennt, kann ermessen, was Schönheit ist!«
    Kathleen errötete und senkte den Blick, aber Michael griff nach ihren Händen und küsste sie. Er zog sie an sein Herz und damit auch das Mädchen näher zu sich. Sehr vorsichtig und sehr zärtlich küsste er seine Stirn und wartete, bis es ihm letztlich auch die Lippen bot. Michael legte sanft seine Arme um Kathleen.
    »Vorsichtig!«, wisperte sie nervös. »Du … ich hab was mitgebracht, und ich will nicht, dass du es zerdrückst!«
    Bevor Michael sie an sich pressen konnte, nestelte sie die Teekuchen aus der Tasche ihres Kleides, dazu das Marmeladenglas. Der junge Mann, heißhungrig nach der schweren Arbeit von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang, musterte das Gebäck mit begehrlichen Blicken. Aber Michael Drury war nicht gierig. Er ließ sich Zeit mit Genüssen aller Art und deponierte die Leckerei zunächst auf einem großen Blatt in einer Astgabel der Weide. Dann fuhr er fort, Kathleen zu küssen, langsam, vorsichtig.
    Kathleen hatte nie Angst vor ihm gehabt. Die Wisperei der anderen Mädchen, die teilweise schon verlobt waren und sich vor der Hochzeitsnacht fürchteten, verstand sie nicht. Michael, darauf vertraute sie fest, würde ihr niemals wehtun. Auch jetzt verlor sie sich kurze Zeit in seiner Umarmung, seinem erdigen Geruch nachder Arbeit auf dem Feld, seiner kühlen Haut, auf der sein Schweiß schon getrocknet war. Aber dann löste sich Michael. Eindringlich schaute er auf Kathleens gestohlene Scones.
    »Das riecht gut!«, seufzte er.
    Sie lächelte und war plötzlich gar nicht mehr so hungrig.
    »Du riechst gut!«, flüsterte sie.
    Michael schüttelte lachend den Kopf. »Weit gefehlt, meine Liebste, ich stinke! Und ich denke, ich sollte mich waschen, bevor du mich wie einen Gentleman zum Tee bittest …«
    Bevor Kathleen widersprechen konnte, hatte Michael sein schlichtes, schmutziges Hemd schon abgeworfen. Kathleen versuchte wegzusehen, als er nun auch aus seinen verwaschenen Hosen schlüpfte, aber sie schaffte es nicht. Der Anblick seiner kräftigen Beine, seines flachen Bauches und der muskulösen Arme gefiel ihr. Michael war schlank, aber er wirkte nicht halb verhungert wie viele andere Pächter. Die Fiedelei in Wicklow schien sich zu lohnen. Kathleen hätte ihn zu gern einmal in die Pubs begleitet.
    Sie lachte und hockte sich auf den Strand, als Michael sich prustend in den Fluss gleiten ließ. Er tauchte unter, um auch sein Gesicht und seine Haare zu waschen, und schwamm dann wie ein Fisch in die Mitte des Flusses.
    »Warum kommst du nicht auch, es ist wunderbar kühl!«, rief er dem Mädchen zu.
    Aber Kathleen schüttelte den Kopf. Nicht auszudenken, wenn jemand sah, wie Kathleen O’Donnell nackt oder halbnackt im Fluss schwamm – dazu nicht an den bekannten und allgemein respektierten Badestellen der Mädchen, sondern hier, abseits des Dorfes, bei Vollmond und mit einem Mann!
    »Komm du heraus, bevor ich die Scones allein esse!«, neckte sie ihn.
    Michael folgte dem Ruf sofort. Er schüttelte sich das Wasser aus dem fülligen dunklen Haar und ließ sich neben das Mädchen auf den steinigen Strand fallen. Kathleen reichte ihm seinen Kuchen und das Marmeladenglas, in das sie eben ihren Finger versenkt hatte, um die letzten Reste herauszuholen. Sie strich sie auf ihren Scone und biss ein winziges Stück davon ab. Es war das Beste, was sie je gegessen hatte! Die Orangenkonfitüre war süß, aber auch leicht bitter. Der Teekuchen zerging auf der Zunge …
    Zärtlich blickte Kathleen zu Michael hinüber, der sein Stück mit kaum weniger Andacht kaute. »Geschenkt oder gestohlen?«, fragte er.
    Kathleen wurde schon wieder rot. »Sie … sie waren sozusagen … hm … übrig …«, murmelte

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