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Das Gold des Columbus

Das Gold des Columbus

Titel: Das Gold des Columbus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa-Maria Zimmermann
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müssen! Ganz Sevilla hat auf der Stadtmauer gestanden, als sie abgefahren ist. So viele Segel auf einmal könnt Ihr Euch gar nicht vorstellen.«
    »Darauf kommt es doch nicht an! Karavellen sind die besten Schiffe für Entdeckungsfahrten, klein und wendig und so flach, dass sie auch an Stränden entlangsegeln können. Oder in Flüsse hinein. Ich fahre schon seit vielen Jahren zur See, ich weiß, wovon ich spreche.«
    »Das sagt Miguel auch. Das ist mein großer Bruder. Momentan ist er auf der Marigalante, aber wenn er zurückkommt, sucht er sich eine neue Heuer und nimmt mich mit. Ich bin nämlich schon mal bis zum Kap Trafalgar gefahren und der Kapitän war sehr zufrieden mit mir.«
    »Eine neue Heuer?« Der Herr reichte Pablo einen brutzelnden Hühnerschenkel. »Wäre denn die Capitana nichts für euch? Die sucht noch Matrosen.«
    Pablo sog begeistert den Duft ein. Huhn gab es zu Hause nur, wenn eine der Hennen im Hof keine Eier mehr legte. Und dann war das Fleisch meistens so zäh, dass es stundenlang gekocht werden musste.
    »Die Capitana? Ausgeschlossen. Ich werde doch erst dreizehn. Miguel nimmt mich bloß bis zur Algarve mit, alles andere findet er zu gefährlich für mich. Und allein würde er auch nicht beim Admiral anheuern, glaube ich. Er will ja nicht mal nach Española. Da gibt es nämlich echte Wilde, die fressen Menschenfleisch. Und das Gold liegt gar nicht so einfach herum, dass man es bloß aufzuheben braucht. Und viele Leute sind da krank geworden und sogar gestorben.«
    Der Herr lächelte ein bisschen spöttisch. »Und hier bleiben die Leute immer gesund und leben ewig?«
    Pablo pustete auf das dampfende Fleisch. »Nein, natürlich nicht. Aber viele sagen, dass der Admiral das Paradies entdecken will, das Paradies aus der Bibel. Aber vor den Paradiespforten steht doch der Engel mit dem Flammenschwert und dann fangen die Schiffe bestimmt Feuer und verbrennen.«
    »Du musst nicht alles glauben, was die Leute erzählen. Die Majestäten haben dem Admiral aufgetragen, dass er noch weiter nach Westen segeln soll als bisher. Sie hoffen, dass er dort neue Inseln und Länder findet, in denen es Gold und Silber und Edelsteine und Gewürze gibt. Du hast doch sicher schon von Marco Polo gehört und seinem Bericht über seine Asienreise, nicht?«
    Pablo zog gerade mit den Zähnen die knusprige Haut des Hühnerbeins ab und nickte nur. Die Gäste im Celler und die Matrosen auf den Gradas de la catedral redeten häufig darüber.
    »Marco Polo hat die Hauptstädte der Herrscher von Cathay und Cipango beschrieben. Dort sind die Schindeln auf den Dächern aus purem Gold und Stühle und Tische mit Edelsteinen besetzt. Der Seeweg zu diesen Reichen ist bis heute noch nicht entdeckt worden. Ihn soll der Admiral suchen.«
    Pablo schluckte die Haut hinunter. »Und Ihr meint, er wird ihn finden?«
    »Wenn es ihn gibt, so wird er ihn finden, da bin ich sicher.« Der Escudero nickte so entschieden, dass seine Kappe wippte. »Und noch sicherer bin ich, dass er neue Reichtümer entdecken wird, wenn man ihm Zeit lässt, danach zu suchen. Auf den ersten drei Reisen ist er immer nur kurz an einem Ort geblieben. Aber die Expeditionen auf seinen Spuren, die seine Seekarten benutzt haben, die sind beladen mit Schätzen zurückgekommen.«
    »Und mit Sklaven«, sagte Pablo undeutlich, den Mund voller Fleisch.
    »Das war nur am Anfang so. Inzwischen hat die Königin den Sklavenhandel mit Indianern streng verboten. Nur wer freiwillig nach Spanien geht, wird mitgenommen. Ich hab noch einen von den ersten Sklaven gekannt und versucht, seine Sprache zu lernen.« Der Herr seufzte. »Aber er ist bald gestorben, so wie die meisten anderen auch. Ich weiß nicht, ob der spanische Winter der Grund war oder das Heimweh.«
    »Aber wir sterben doch auch nicht am Winter.« Pablo nagte den Knochen sauber.
    »Wir sind daran gewöhnt. Aber auf den indischen Inseln kennt man keine Kälte und keinen Schnee. Da ist immer Sommer. Aber nicht so wie bei uns, wo einen die Hitze fast umbringt und wo man kaum atmen kann vor Staub. Da ist die Sonne freundlich, milde Winde wehen, alles ist saftig und grün und die Luft so klar wie Quellwasser. Die Bäume tragen Blüte und Frucht gleichzeitig, mehrmals im Jahr kann man Früchte und Körner ernten, die es hier nicht gibt... Ich träume von einer Reise nach Indien, seit ich zum ersten Mal davon gehört habe. Und jetzt wird dieser Traum in Erfüllung gehen.« Auf einmal verdüsterte sich sein strahlendes Gesicht.

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