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Das Gold des Columbus

Das Gold des Columbus

Titel: Das Gold des Columbus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa-Maria Zimmermann
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Zuflucht zu gewähren vor dem Hurrikan.«
    »Wie ich Euch bereits sagte, glaube ich nicht an einen Hurrikan. Und deshalb kann ich die Flotte nicht einlaufen lassen. Dem Admiral ist es von den Allergnädigsten Majestäten verboten worden, in Santo Domingo Station zu machen.«
    »Es entspricht den Regeln der christlichen Seefahrt, selbst einem Feind Schutz im Hafen zu gewähren, wenn ein Sturm droht«, sagte der Kapitän leise.
    »Ihr braucht mich nicht über die Regeln der christlichen Seefahrt zu belehren.« Die Stimme des Gouverneurs klang seidenweich und trotzdem gefährlich. »Es droht kein Sturm. Und ich habe meine Befehle. Der Wunsch meiner Majestäten ist mir oberstes Gebot.«
    Der Kapitän öffnete den Mund, aber Don Nicolas schnitt ihm mit einer Handbewegung das Wort ab. »Im Gegensatz zu anderen Leuten halte ich mich an meine Befehle. Also: kein Einlaufen. Und Ihr könnt dem Admiral ausrichten, dass es immer noch Ketten gibt in Santo Domingo - außer denen, die an der Wand in seinem Schlafzimmer hängen sollen.« Die Vorstellung schien ihn zu amüsieren. Er wirkte wie ein vergnügter Kater, der vor einer zappelnden Maus saß. »Ich würde Euch raten, so schnell wie möglich von hier zu verschwinden. Mitsamt der Flotte.«
    Der Kapitän verbeugte sich knapp. Fernan rührte keinen Muskel und sah dem Gouverneur gerade ins Gesicht. Ich bin der Sohn des Vizekönigs, dachte er. Ich habe es nicht nötig, vor diesem kriecherischen, hinterhältigen Kerl zu buckeln. Zum ersten Mal verstand er den Vater und seinen Plan. Wenn Kreaturen wie dieser Ovando die Länder beherrschten, die er entdeckt hatte, warum sollte er dann sein Leben riskieren für weitere Entdeckungen, ohne an seinen eigenen Vorteil zu denken? Damit immer neue Ovandos sich dort breit machten und ihm mit Verhaftung drohten, wenn er in seinem eigenen Land Schutz suchte?
    »Euer Vater muss stolz auf Euch sein, Don Fernan«, schnurrte der Gouverneur. »So jung und schon auf Entdeckungsfahrt.«
    »Ich fahre im Dienst meiner Königin.«
    Ein Schatten von Unsicherheit huschte über Don Nicolas’ Gesicht. Alle Höflinge wussten, dass Fernan zu den Lieblingspagen der Herrscherin gehörte.
    »Meine besten Wünsche begleiten Euch, dessen könnt Ihr versichert sein. Ich werde eine Messe stiften für das Gelingen des alto viaje.«
    Du Heuchler, dachte Fernan wütend. Ich habe nicht vergessen, was dieser tückische kleine Briviesca gesagt hat, bevor ich ihn die Treppen hinuntergeworfen habe. Wahrscheinlich gehörst du auch zu denen, die darauf hoffen, dass wir alle untergehen.
    Aber als Page der Königin zeigte man seinen Zorn nicht. »Im Namen des Vizekönigs von Indien und Herrn von Española danke ich für die Wünsche«, sagte Fernan gemessen.
    Die Stangen des prächtigen Fächers in der Hand des Gouverneurs knackten. Sein Gesicht verzerrte sich. Einen Herzschlag lang schloss er die Augen.
    Er kann meinen Anblick nicht ertragen, dachte Fernan tief befriedigt. Ich habe ihm ins Gesicht gesagt, dass mein Vater ältere und bessere Rechte auf Española hat. Er würde mich am liebsten schlagen. Aber das wagt er nicht.
    Don Nicolas sah ihn mit funkelnden Augen an, sagte aber nichts mehr.
    »Du hast dir einen Feind gemacht«, meinte der Kapitän besorgt, als sie zum Hafen gingen.
    Fernan nickte. Als er kurz vor der Abfahrt von Sevilla vom Wutausbruch seines Vaters erfahren hatte, da war es ihm schwer gefallen, ihn zu verstehen. Noch keine drei Monate war das her.
    »Glaubt Ihr nicht, dass die Königin...«, fing er an.
    Aber Kapitän de Terreros war stehen geblieben und starrte auf das Schiff vor ihnen, als ob er eine Erscheinung hätte. »Das ist doch nicht möglich! Ich traue meinen Augen nicht!«
    Fernan folgte seinen Blicken, aber er sah nur zwei Herren in reichen Kleidern, die gerade das Deck betraten, gefolgt von einer langen Reihe von Dienern mit großen und offensichtlich sehr schweren Kisten.
    »Das ist doch nicht zu fassen! Da kann man ja den Glauben an die irdische Gerechtigkeit verlieren! Aber wartet nur ab, ihr Schurken! Der Herr im Himmel kennt eure Sünden, und eines Tages werdet ihr dafür bezahlen müssen, wenn nicht in dieser, dann in der nächsten Welt!«
    Der Kapitän sprang mit einem Satz in die Schaluppe der Capitana und trieb die Matrosen an, schneller zu rudern. Er war so erregt, dass er während der Rückfahrt unentwegt vor sich hin schimpfte.
    Erst als sie aufs offene Meer kamen, sprach er mit Fernan. »Hast du die zwei gesehen? Soll ich dir

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