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Das Gold des Columbus

Das Gold des Columbus

Titel: Das Gold des Columbus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa-Maria Zimmermann
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Jungen abschätzig an. »Meinst du, das Goldlöckchen weiß noch nichts von Hurenhäusern? Dann ist es aber höchste Zeit, dass er was davon erfährt. Die Weiber hier haben zu kleine Titten, sagt mein Kumpel, kein Vergleich zu den Schwarzen zum Beispiel. Aber dafür sind sie viel feuriger und...«
    Fernan ging rasch weiter und tat so, als ob er nichts gehört hätte.
    Pablo hockte im Rancho und fütterte Loro mit Maiskörnern. »Das ist aber schnell gegangen!«, wunderte er sich. »Wieso hat euch der Gouverneur denn jetzt nicht warten lassen?«
    »Er war schon im Hausmantel. Wahrscheinlich wollte er seine Ruhe haben. Wie fandest du ihn?«
    »Irgendwie… ja, unheimlich. Besonders beim Lächeln. Eigentlich hat er ja ein schönes Gesicht, ein bisschen wie ein Araberhengst. Aber ein bissiger, halb verhungerter. Bloß die Augen stehen viel enger als bei einem Pferd. Er sieht gefährlich aus. Und grausam.« Pablo schauderte unwillkürlich.
    »Ich hab ihn so in Wut gebracht, dass er seinen Fächer zerbrochen hat. Ha, das hättest du sehen müssen! Er hat um ein Haar die Beherrschung verloren.«
    »Hm.« Pablo betrachtete ihn zweifelnd. »Das war aber nicht besonders schlau, oder? Wir sind doch alle von ihm abhängig. Wir wollen doch in den Hafen.«
    »Er lässt uns nicht. Deshalb hab ich ihn doch bloß geärgert. Er glaubt nicht an einen Hurrikan und wir müssen weitersegeln.«
    »Er lässt uns nicht in den Hafen? Ist das dein Ernst? So ein Schuft! Und was machen wir jetzt?«
    »Wir müssen versuchen, eine Bucht zu finden.«
    Pablo band den Maissack zu. Loro hüpfte auf sein Knie. »Es wird also gefährlich, oder?«
    »Ich glaube, ja. Sogar sehr.«
    »Ich will dich schon die ganze Zeit etwas fragen.« Pablo suchte nach Worten. »Du weißt ja, dass der Indianer, der mir Loro geschenkt hat, aus Española war?«
    Fernan setzte sich aufrecht und sah ihn beunruhigt an. Er nickte.
    »Ich hab Loro sehr gern, genau wie du«, fuhr Pablo zögernd fort. »Aber hier ist seine Heimat. Hier gehört er hin. Ich hab ihm in letzter Zeit die Schwungfedern nicht mehr geschnitten. Ich hab gedacht, sobald er merkt, dass er zu Hause ist, fliegt er weg. Aber er fliegt nicht. Vielleicht sind wir einfach noch nicht an der richtigen Stelle, die er wiedererkennt. Aber wenn es jetzt gefährlich wird... meinst du nicht... dass ich ihn wegschicken soll?«
    Fernan kraulte dem Papagei behutsam mit der Fingerspitze die Kehle. »Ich weiß nicht. Vielleicht ist es nur für Menschen gefährlich, nicht für Vögel. Ich hab keine Ahnung, wie ein Hurrikan ist.«
    Loro gackerte leise vor Vergnügen.
    »Ich auch nicht. Ich hab noch nicht mal einen richtigen Sturm erlebt.«
    »Der Herr Kapitän sagt, es ist wie ein Weltuntergang.«
    Loro flog auf Fernans Schulter.
    Fernan lächelte ungläubig. »He, siehst du das? Das hat er noch nie von alleine gemacht.«
    Loro hüpfte auf seinen Kopf, schwang sich dann auf die Reling, stolzierte dort hin und her, flog schließlich auf den Hauptmast, turnte ihn ein Stück hinauf und hinunter, hüpfte zurück auf Fernans Schulter, dann auf Pablos, flog wieder auf die Reling und begann das Spiel von neuem.
    »Was ist denn nur los mit ihm?«, wunderte sich Pablo. »So unruhig war er noch nie.«
    Der Pilot blieb bei ihnen stehen und beobachtete den Vogel. »Das zeigt, dass der Herr Admiral mal wieder Recht hat. Der Hund oben spielt auch verrückt. Die Tiere merken den Sturm lange vor den Menschen. Und es ist einer im Anzug, das glaube ich wohl. Schaut euch den Sonnenuntergang an: So ein grelles Rot ist ungewöhnlich. Und die Wellen! Lang und ölig, als ob wir vor einer geraden Küste wären statt vor lauter Riffen. Wir wollen bloß hoffen, dass wir die Bucht von Azua erreichen, bevor es losgeht.«
    Die kleine Flotte fuhr weit aufs Meer hinaus, um Riffe und Untiefen zu vermeiden, und blieb die ganze Nacht unter vollen Segeln. Beim ersten Licht erging der Befehl, wieder die Küste anzusteuern.
    Die vier Grumetes aus dem Sevilla-Rancho schrubbten wie jeden Morgen das Deck mit Reisigbesen und Meerwasser.
    »Also ehrlich, ich würde immer noch nichts von einem Sturm merken.« Esteban sah zum Himmel empor. »Keine Spur von einer Wolke.«
    »Aber die Sonne sieht komisch aus, findet ihr nicht?« Pablo beobachtete den feurigen Ball, der sich langsam über den Horizont schob. »Fast so purpurrot wie die Nase eines Säufers.«
    »Denkst du an den Celler? So weit brauchst du gar nicht zu gehen. Schau dir bloß Estebans Wolle an.« Anton zog

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